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BIG-M rechnet mit keiner Richtpreiserhöhung

Am 1. März 2024 entscheidet die Branchenorganisation Milch (BOM), ob für das zweite Quartal 2024 der A-Richtpreis für Molkereimilch wieder steigt. Die bäuerliche Interessengemeinschaft für fairen Milchmarkt (BIG-M) befürchtet, dass keine Erhöhung beschlossen wird – obwohl der aktuelle Molkereimilchpreisindex eine solche Erhöhung anzeigt. Der Grund: Ein «Deal» vom Frühjahr 2022, von dem nur wenige wissen.

mgt/clu |

Die bäuerliche Interessengemeinschaft für fairen Milchmarkt (BIG-M) schaut in ihrem jüngsten Newsletter auf die Milchpreisverhandlungen im Frühling 2022 zurück. Damals stieg der Milchpreis in der EU rasant an. Mit ihm stieg auch der Molkereimilchpreisindex vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), der die Grundlage für die Berechnung des A-Richtpreises bildet.

Auf diesen Index kann sich bei den Milchpreisverhandlungen gestützt werden. Heisst, auf diesen Index wird zurückgegriffen, wenn sich die BOM nicht einigen kann.

Richtpreis Branchenorganisation Milch (BOM)

Der Richtpreise der BOM bilden eine Entscheidungsgrundlage für Preisverhandlungen zwischen den Marktpartnern und gelten ausschliesslich für Molkereimilch. Sie entsprechen somit nicht den realisierten Milchpreisen, sondern verstehen sich als Preise franko Rampe des Verarbeiters. Richtpreise werden für alle drei Segmente A, B und C festgelegt. Der effektiv ausbezahlte Durchschnittsmilchpreis je Milchverarbeiter oder Handelsorganisation hängt stark vom Produkteportfolio bzw. den in den einzelnen Segmenten hergestellten Milchprodukten der Akteure ab.

Der Richtpreis für A-Milch wird mithilfe des Molkereimilchpreisindex (BLW) und der prospektiven Markteinschätzung des Vorstandes der BOM quartalsweise festgelegt. Der Richtpreis im B-Segment entspricht dem Rohstoffwert eines Kilogramms Milch bei der Verwertung zu Magermilchpulver für den Weltmarkt und Butter für den Inlandmarkt. Der Richtpreis im C-Segment entspricht dem Rohstoffwert eines Kilogramms Milch bei der Verwertung zu Magermilchpulver und Butter für den Weltmarkt.

Was ist im Jahr 2022 passiert?

Die BIG-M kritisierte bereits damals: Anstatt dass der Richtpreis gemäss Index per 1. April 2022 um 3 Rappen und aller Wahrscheinlichkeit nach im Juli um weitere 2 Rappen angestiegen sei, wurde stattdessen eine Anhebung von 2.5 Rappen per 1. April und nochmals 2.5 Rappen per 1. Mai beschlossen. Somit wurde für knapp 2 Monate ein um 2 Rappen höherer Milchpreis ausgehandelt. Im Gegenzug wurde der Richtpreis aber bis Ende Jahr eingefroren.

Gemäss BIG-M wurde so eine Milchpreiserhöhung um weitere 5 Rappen per 1. Oktober 2022 verhindert. Nach der Aufhebung der Sperre sei der Richtpreis per 1. Januar 2023 um lediglich 3 Rappen erhöht worden. Bereits damals sei also klar gewesen, dass der Deal sehr schlecht für die Milchproduzenten sei. «Für knapp 2 Monate hatten wir zwar einen um 2 Rappen höheren Milchpreis. Damit wurde aber für 3 Monate ein um 5 Rappen höherer Milchpreis verhindert», sagt Werner Locher, Sekretär Präsident ad Interim bei BIG-M.

Der verschwiegene «Deal»

«Doch der wahre Pferdefuss in diesem Deal wurde offiziell gar nie kommuniziert. Bis heute wurde verschwiegen, dass die 2 Rappen nicht nur mit der Einfrierung des Milchpreises erkauft wurden, sondern auch mit einem zukünftigen Abzug von rund 1 Rappen in der Berechnung des Richtpreises», so Locher weiter.  

Der Abzug von (gerundet) einem Rappen sei vor zwei Jahren beschlossen worden. Locher verweist auf eine Mittelung der Schweizer Milchproduzenten (SMP) vom Februar 2022 , wo ein Hinweis darauf zu finden ist. Dort steht: Solange die berechnete A-Richtpreisbasis über 76.0 Rappen liegt, wird – zeitlich befristet – eine Korrektur um (minus) -0.91 Rappen vorgenommen.

Es wird ausgeführt, dass der Vorstand auf expliziten «Wunsch» der Milchproduzenten abgelehnt habe, die aktuelle Basis zur A-Richtpreisberechnung zu ändern. Gleichzeitig würde damit aber ein Signal für Stabilität und Kontinuität gelegt.

Die Befürchtung

Laut BIG-M hätten die Milchproduzenten dies nun bereits bei der letzten Senkung zu spüren bekommen. So ist der A-Richtpreis für Molkereimilch per 1. Januar 2024 um 2 Rappen auf 79 Rappen je Kilo gesunken.  Die BIG-M befürchtet, dass damit auch die angezeigte Erhöhung für das kommende Quartal verhindert werde.

Die Berechnung

Christian Weber, Beisitzer und Berechnungsfachmann bei BIG-M rechnet vor: Der errechnete A-Richtpreis liegt aktuell bei 80.35 Rp./kg. Gerundet auf die nächste ganze Zahl ergebe das, so rechnete die SMP weiter, 80 Rp./kg. Dies liege nur 1 Rappen neben dem aktuellen Preis von 79 Rp./kg. Das heisst, der Automatismus für den Richtpreis bleibe bei 79 Rp./kg. Das sei im umgekehrten Fall vor einem halben Jahr der Fall gewesen. Damals sei der Index bei 79,65 Rp./kg gelegen, was zu dazu führte, dass der Automatismus griff und zu unverändert 81 Rp./kg führte.

Locher zeigt sich trotzdem kämpferisch: «Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die BOM kann jederzeit ein Zeichen für die Schweizer Milchproduktion setzen, wenn sich je eine ¾ Mehrheit auf der Produzentenseite und auf der Abnehmerseite für eine Milchpreiserhöhung entscheidet. Argumente für einen solchen Schritt gäbe es zuhauf!».

Kommentare (2)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Andreas | 01.03.2024
    Wieder falsch gerechnet und provezeit! BOM Arbeit und Konstrukt ist doch nicht so schlecht! Erkundigt euch doch in umliegenden Länder!
  • bergbauer | 28.02.2024
    welch eine Schande alles wird teurer,der Bauer welcher die grösste Arbeit hat soll nichts haben und alle anderen sehen nur Gewinn Gewinn und nochmals Gewinn und wenn möglich noch Lohnerhöhung fordern da stimmt doch einfach etwas nicht mehr,sind wir wirklch nur noch Knechte für die Allgemeinheit??
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