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Dänemark führt Klimasteuer auf Fleisch und Milch ein

Die weltweit erste CO2-Abgabe für die Landwirtschaft, eine Begrenzung des Ausstosses von Stickstoff und mehr Wald und Artenvielfalt: Dänemark hat sich auf ein umfassendes politisches Rahmenabkommen geeinigt.

sda/blu |

Nach wochenlangen, zähen Verhandlungen präsentierten der zuständige Minister Jeppe Bruus und die Spitzen mehrerer Parlamentsparteien eine breite Verständigung auf die Umsetzung von Massnahmen, die den dänischen Treibhausgasausstoss bis 2030 um mindestens 1,8 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten verringern sollen.

Bis 120 Kilo pro Kuh

Bis zum Jahr 2032 sollen der Ausstoss gemäss «Copenhagen Post» bis zu 2,6 Millionen Tonnen reduziert werden. Bei der Fleisch- und Milchproduktion fallen Methan-Emissionen an. Methan ist klimaschädlicher als CO2 und wird in sogenannte CO2-Äquivalente umgerechnet.

Laut einer internationalen Studie unter der Führung des Rowett Instituts an der Universität Aberdeen in Schottland von 2019 stösst eine einzelne Kuh pro Jahr 70 bis 120 Kilogramm Methan aus. 

Riesige Veränderung für Landwirtschaft

Bruus sprach von einer «gigantischen» Vereinbarung, die rund 43 Milliarden dänische Kronen (knapp 5,4 Mrd. Fr.) kosten werde. Sie bedeute «die grösste Veränderung der dänischen Landwirtschaft seit mehr als 100 Jahren», erklärte sein Ministerium, das sogenannte Ministerium für «Den Grønne Trepart», was sich in etwa mit «Das Grüne Dreierbündnis» übersetzen lässt. Das Ministerium ist aufgebaut worden, um die Umsetzung von Vereinbarungen zu koordinieren, auf die sich die Regierung im Sommer gemeinsam mit Interessenvertretern der Landwirtschaft und mit Naturschützern verständigt hatte.

Dänemark, ein grosser Fleisch- und Milchprodukte-Exporteur, will die Emissionen bis 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Die Landwirtschaft in Dänemark ist für 35 Prozent der Emissionen des Landes verantwortlich.   Neuseeland, ebenfalls mit einer grossen Agrarbranche, hatte nach heftigem Widerstand seiner Bauern einen solchen Plan fallenlassen.

Das erste Land der Welt

«Wenn man sieht, dass Traktorreifen in europäischen Hauptstädten verbrannt werden und Klimaaktivisten an den Autobahnen kleben, ist es grossartig, in einem Land zu sein, in dem die Parteien zusammengebracht werden», sagt der dänische Aussenminister Lars Løkke Rasmussen.

«Wir werden das erste Land der Welt sein, das eine CO2-Steuer für die Landwirtschaft einführt», sagte Dänemarks Klimaminister Lars Aagaard am Montag. Die Steuer soll zur Klimaneutralität des Landes bis 2045 beitragen. In Dänemark werden mehr als 60 Prozent der Fläche landwirtschaftlich genutzt, grösstenteils intensiv. Weltweit ist Dänemark einer der grössten Exporteure von Schweinefleisch.

Bis 40 Franken pro Tonne CO2

Das Verhandelte soll mit dem Rahmenabkommen nun umgesetzt werden. Darunter ein Weltnovum: Dänemark werde das erste Land der Welt sein, das ab 2030 eine CO2-Abgabe in der Landwirtschaft einführe, sagte Klimaminister Lars Aagaard. Zunächst soll sie bei 300 Kronen (38 Fr.) pro Tonne CO2 liegen, ab 2035 dann bei 750 Kronen (94 Fr.). Im Gegenzug sollen die Landwirte Entlastungen bei der Einkommenssteuer bekommen, so dass die effektive Belastung zwischen rund 15 bis 38 Franken pro Tonne CO2 liegen wird.

Ausserdem sollen rund 250'000 Hektar mehr Wald entstehen sowie rund 140'000 Hektar an kohlenstoffreichen Tieflandflächen nicht mehr bewirtschaftet werden. Das Leben unter Wasser in den teils stark von Stickstoff aus der Landwirtschaft belasteten dänischen Fjorden und Küstengewässern soll ebenso verbessert werden wie die Artenvielfalt und der Trinkwasserschutz. Das Geld von der Steuer wird wieder «investiert». Die Regierung hat mit den 43 Milliarden dänische Kronen (5,4 Milliarden Franken) vorgesehen, um in den nächsten zwei Jahrzehnten Land von Landwirten zu erwerben.

«Beängstigendes Experiment»

Unter all den verhandelten Massnahmen hatte sich das Thema Stickstoff über Wochen als grösster politischer Zankapfel erwiesen. Letztlich verständigten sich die Regierung und die Parteien auf ein Modell, das eine Verringerung dieses Ausstosses um 13'780 Tonnen pro Jahr ab 2027 vorsieht. 

Bei der Bekanntgabe der Pläne im Juni 2024 stiess das Programm bei den Bauern auf Skepsis.  Die dänische Bauernvereinigung Bæredygtigt Landbrug bezeichnete die geplante Steuer als «beängstigendes Experiment». «Wir glauben, dass das Abkommen reine Bürokratie ist», sagte der Vorsitzende Peter Kiær. «Wir erkennen an, dass es ein Klimaproblem gibt. Aber wir glauben nicht, dass dieses Abkommen die Probleme lösen wird, weil es den grünen Investitionen der Landwirtschaft einen Strich durch die Rechnung macht», kritisierte er.

Kommentare (2)

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  • Wälchli Urs | 18.11.2024
    Dann müsste es aber auch auf allen Flächen welche CO2 in Sauerstoff umwandeln einen Klimabonusgeben. Warum wird die Umwandlung von Klimaschädlichem CO2 in den Lebensnotwendigen Sauerstoff nicht bezahlt und dann erst noch, je Yintensiver ich produziere je mehr CO2 wandle ich in Sauerstoff um.
  • Gesunder Menschenverstand | 18.11.2024
    Hoffe, die Schweiz macht diesen Seich nicht auch noch!
    Wiesen, Ackerfelder und Wälder wandeln CO2 in Sauerstoff um. Photosynthese heisst das Zauberwort.
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