Der Bundesrat möchte die Verkäsungszulage künftig direkt an die Milchbauern auszahlen. Die Schweizer Milchproduzenten können dieser Idee nichts abgewinnen. Sie sprechen von einer Mogelpackung.
Das Verordnungspaket 2022 sieht Änderungen in verschiedenen Bereichen vor. Für Schafe, die während der Sömmerung zum Schutz vor Wölfen in geschützten Weidesystemen gehalten werden, soll es höhere Sömmerungsbeiträge geben. Änderungen sind auch bei den Milchzulagen geplant.
Bessere Transparenz
Der Bund will die Zulagen für verkäste Milch sowie für die Fütterung des Milchviehs ohne Silage ab 2024 direkt an die Bauern ausbezahlen. Zurzeit ist die Auszahlung nur an Milchverarbeiter-Betriebe möglich.
Mit der Direktauszahlung werde die Transparenz über den Milchpreis verbessert, indem der tatsächlich von den Milchkäuferinnen und -käufern an die Produzentinnen und Produzenten ausbezahlte Milchpreis und der vom Bund ausbezahlte Subventionsbeitrag neu separat ausgewiesen werden.
Milchpreisstützung bleibt gleich hoch
«Die von den Milchkäufern an die Milchproduzenten ausbezahlten Preise für verkäste Milch werden mit der Direktauszahlung der Zulagen sinken. Im Export könnten die Käsehändler deshalb Druck auf die Käsepreise machen, was wiederum die Milchpreise im Inland negativ beeinflussen könnte», heisst es weiter.
Um diesem Preisdruck entgegenzuwirken, sei es wichtig, dass die Schweizer Käsehersteller ihre Abnehmer im Ausland vorgängig über den Systemwechsel informieren. Sie müssten darauf hinweisen, dass es sich nicht um eine Milchpreissenkung handelt, sondern einen administrativen Wechsel beim Auszahlungssystem darstellt. «Das Gesamtniveau der Milchpreisstützung bleibt gleich hoch, heisst es weiter.
Bauern erhalten weniger Beiträge
Die Schweizer Milchproduzenten unterstützen den geplanten Systemwechsel nicht. «Der Vorschlag löst das ‘Problem des Bundes’ gar nicht, übt Druck auf die Milchpreise aus und ist ein Schritt Richtung Marktöffnung bei der weissen Linie», heisst es in einer Mitteilung von Montag. Aus diesem Grund lehnen die SMP den Vorschlag konsequent ab.
Die Dachorganisation der Schweizer Milchbauern befürchtet bei einer direkten Auszahlung an die Produzenten «Turbulenzen». Die Verarbeiter hätten bei einem Systemwechsel weniger Interesse, korrekte Angaben über die Verwendung der Milch zu machen. «Dies hätte zur Folge, dass berechtigte Milchproduzenten nicht die vollen, oder überhaupt keine Beiträge erhalten würden», warnen die SMP.
Das neue System sei administrativ «enorm komplex». Zudem würde das «Erfüllungsrisiko» des Bundes nicht beseitigt. «Es handelt sich somit um eine Mogelpackung», heisst es in der Mitteilung. Die SMP sieht bei einer direkten Auszahlung gar einen Schritt in Richtung Marktöffnung bei der weissen Linie (Trinkmilch, Jogurt, Rahm etc.). Jegliche Öffnungsversuche wollen die SMP bekämpfen.
BOM: Neuer SMP-Vertreter im Vorstand
Hanspeter Kern, Präsident der SMP, tritt von seinem Amt als SMP-Vertreter im Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) zurück. Als sein Nachfolger nominiert der Vorstand der SMP Hanspeter Egli, Präsident der Vereinigten Milchbauern Mitte-Ost (VMMO) und Vizepräsident der SMP. Er wird der Delegiertenversammlung der BOM am 22. April 2022 zur Wahl vorgeschlagen.
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