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Freiburger Bauer verkauft 20 Kühe wegen Trump

Trumps Zollpolitik trifft nicht nur Schweizer Exporteure, sondern auch Bauernfamilien im Greyerzerland. Ein Milchbauer musste 20 seiner Kühe verkaufen – und ein Affineur rechnet vor, warum der Käse in den USA fast unbezahlbar geworden ist.

clu |

Schon im Januar warnten die Gruyère AOP-Affineure ihre Milchproduzenten. Einer davon ist Jean-Philippe Yerly aus Echarlens FR, der sich erinnert: «Sie sagten uns, dass wir wenn möglich Kühe abgeben sollten, an den Metzger oder die Viehhändler – und den Tierbestand sicher nicht ausbauen.»

Nun musste er ernst machen und 20 seiner Kühe verkaufen. Das gehe an die Substanz des Betriebes, erzählt Yerly gegenüber den «Freiburger Nachrichten». Er ist einer von 1600 Produzenten, die Milch für den Gruyère AOP liefern. Seit Monaten lastet Unsicherheit auf diesen Bauernfamilien. Der Grund: Die USA haben die Importzölle für Schweizer Käse massiv erhöht, von 10 auf 39 Prozent.

Wenn der Käse plötzlich 90 Dollar kostet

Besonders hart trifft der Schritt nebst den Bauern auch die Affineure, jene Veredler, die junge Laibe aufkaufen und während Monaten im Keller reifen lassen. Kevin Vonlanthen, einer von elf Affineuren in der Schweiz, schildert die Auswirkungen in der Zeitung eindrücklich: «Im Januar erhielt ich vom Importeur pro Kilo Gruyère 15 Franken. Mit Zoll und Wechselkurs lag der Preis für den US-Importeur damals bei rund 18 Dollar. Im Laden kostete der Käse schliesslich etwa 45 bis 50 Dollar pro Kilo», sagt er den «Freiburger Nachrichten».

Nach der Erhöhung des Strafzolls sieht die Rechnung ganz anders aus: «Heute landet der Importpreis bei 28 bis 30 Dollar. Im Geschäft bedeutet das 70 bis 90 Dollar pro Kilo», rechnet Vonlanthen im Artikel vor. Ein Preis, den nur noch wenige US-Konsumenten zahlen. Viele Grosshändler haben ihre Bestellungen deshalb gestrichen. «Wir müssen mit einem Einbruch von bis zu 60 Prozent rechnen», so der Affineur.

Kürzungen und Sanktionen

Die Sortenorganisation Gruyère AOP, in der Milchbauern, Käser und Affineure zusammengeschlossen sind, reagierte bereits: Mitte Juli wurde die Produktion um drei Prozent gekürzt, Ende August nochmals auf minus fünf Prozent. «Die Produzenten müssen weniger Milch abliefern, Mengenüberschreitungen werden mit bis zu 7 Franken pro Kilo Käse bestraft», erklärte Olivier Isler, Direktor der Sortenorganisation, gegenüber dem «Schweizer Bauer».

Für die Bauern bedeutet das harte Einschnitte. Wie bei Yerly führt die Reduktion dazu, dass Tiere abgestossen werden müssen. Besonders die Nachfrage nach Kühen aus der Ostschweiz, etwa im Thurgau, habe ihm den Verkauf erleichtert. Doch der Erlös ist für ihn nur ein schwacher Trost: «Gerade in der Ostschweiz, etwa im Thurgau, ist die Nachfrage nach Milchkühen gut», sagt Yerly den «Freiburger Nachrichten». «Doch wenn ich Vieh verkaufen muss, verliert mein Betrieb Substanz.»

Der Wert der Qualität

Für Affineure wie Vonlanthen gibt es keine Alternative, den Käse günstiger anzubieten. «Qualität und Preis – daran rütteln wir nicht», betont auch Pierre-Ivan Guyot, Präsident der Sortenorganisation, in den «Freiburger Nachrichten». Der Gruyère gilt als einer der wertschöpfungsstärksten Käse der Schweiz. Gemäss dem Bundesamt für Landwirtschaft erhielten die Produzenten 2024 mit durchschnittlich 90,48 Rp. pro Kilo den höchsten Milchpreis aller AOP-Käsesorten.

Rund 32'000 Tonnen Gruyère wurden im vergangenen Jahr verkauft, davon knapp 13 Prozent in die USA, schreibt der Schweizer Bauer. Gerade dieser zweitwichtigste Exportmarkt ist nun eingebrochen. Während 2024 noch ein Rekord von 4341 Tonnen in die USA geliefert wurde, gingen die Exporte von Januar bis Mai 2025 bereits um fast 19 Prozent zurück.

Bauern und Affineure hoffen auf Solidarität

In dieser Lage setzt die Branche auf zwei Dinge: Neue Märkte und die Treue der Schweizer Konsumenten. «Wir müssen Absatzmöglichkeiten in Europa und Asien verstärken», wird Vonlanthen in den «Freiburger Nachrichten» zitiert. Doch das brauche Zeit – und Geduld, die man bei einem lang gereiften Produkt ohnehin mitbringen müsse.

Für die Bauern im Greyerzerland bleibt jedoch die Hoffnung auf den Inlandmarkt. So entwickelten sich die Zahlen auf dem Schweizer Markt positiv: Mit 18’661 Tonnen lag der Konsum letztes Jahr nur knapp unter dem Rekordwert von 2023.  Nun soll dieser Trend noch stärker gefördert werden.

Milchproduzent Yerly und Affineur Vonlanthen appellieren den «Freiburger Nachrichten» zufolge darum an die Solidarität der Schweizerinnen und Schweizer: Statt zu ausländischen Produkten sollen Käsefreundinnen und Käsefreunde zum Gruyère greifen.

Kommentare (4)

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  • Walter | 07.09.2025
    Das problem ist nicht der Zoll sondern die handelsmargen!
  • KnechtRuprecht | 06.09.2025
    ja der liebe Handel...
  • Martin | 06.09.2025
    Diese Zahlen sind richtig lustig. Gemäss Rechnung dieses Affineurs kostet der Gruyere in den USA ohne Zoll 16.2 Dollar. (90% von 18 Dollar). Somit würde er mit einem Zoll von 35% rund 22.5 Dollar kosten (16.2 mal 1.39). Da der Affineur aber seine Marge in % gleich belässt, kommt er gemäss Text auf 28 Dollar. So würde also der Affineur am Zoll von Trump mitverdienen.... Und weil dann der Handel ebenfalls die Marge mit dem gleichen Prozentsatz rechnet steigt der Preis im Laden gemäss Text auf 70 Dollar. Wer rechnen kann, der rechne: Gemäss den Zahlen in diesem Text beträgt die gesamte Marge des Handels auf einen Kilo Gruyere bei einem Zoll von 10 % 27 Dollar. Bei einem Zoll von 39% wären es gemäss Zahlen im Text 47.5 Dollar die der Handel einstreichen würde. Der Handel würde also am Zoll mitverdienen. Diese Rechnung ist natürlich falsch, der Handel braucht nicht mehr Marge in Dollar und wenn die korrekt kalkulieren, kostet der Gruyere bei 39% Zoll 50 Dollar (22.5 plus 27).
    • böser Turbomelker | 07.09.2025
      Genau so läufts... Und das nicht nur in Amerika.
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