Dass im jüngsten Entscheid des Bafu auch die Entnahme ganzer Rudel vorgesehen ist, lehnt der STS entschieden ab.
Kurt K.
In acht Kantonen dürfen Jungtiere oder ganze Wolfsrudel präventiv abgeschossen werden. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat mit einer Ausnahme im Kanton Tessin alle Regulierungsgesuche bewilligt, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Faktenblatt des Bundesamts hervorgeht.
Zuwanderung unerfahrener Jungwölfe
Nun reagiert der Schweizer Tierschutz (STS) auf den Entscheid des Bafu und sagt, dass die Entnahme von Leittiern sowie von gnazen Rudeln die Wahrscheinlichkeit von Angriffen auf Nutztiere erhöhe. «Das gezielte Töten von Leittieren hat weitreichende Folgen: Wird ein Rudel seiner Schlüsselindividuen beraubt, zerfällt die gewachsene Struktur und es kommt zur Zuwanderung unerfahrener Jungwölfe oder Einzeltiere», erklärt der Verband in seiner Stellungnahme.
Diese Tiere seien oft weniger erfahren in der Jagd auf Wild und wendeten sich dadurch leichter den Nutztieren zu. Studien und Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten laut dem Verband klar: «In funktionierenden Rudeln mit stabiler Struktur ist die Wahrscheinlichkeit von Angriffen auf Nutztiere tendenziell geringer.»
Veränderte Jagdstrategien
Dass im jüngsten Entscheid des Bafu auch die Entnahme ganzer Rudel vorgesehen ist, lehnt der STS entschieden ab: «Die Entnahme eines gesamten Rudels schafft kurzfristig eine ‘wolfsfreie Zone’, doch Wölfe auf der Suche nach einem eigenen Revier besetzen diese Gebiete erfahrungsgemäss rasch aufs Neue.» Die Eliminierung ganzer Wolfsrudel ist laut Bafu-Faktenblatt in den Kantonen Wallis, Waadt und Graubünden vorgesehen.
Besonders alarmierend ist nach Ansicht des Verbandes ausserdem, dass der Abschuss von Leittieren oder die Dezimierung von Rudeln zu veränderten Jagdstrategien führen könne. Dies erhöhe das Risiko von Angriffen auf Nutztiere und bringe Landwirtinnen und Landwirte in zusätzliche Schwierigkeiten, wie der STS in seiner Stellungnahme zum Bafu-Entscheid weiter schreibt.
Forderungen des STS
Der Schweizer Tierschutz STS fordert das Bafu daher eindringlich auf, die Bewilligungen zu überdenken und gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Natur- und Tierschutz sowie Landwirtschaft nach nachhaltigen und funktionierenden Lösungen zu suchen. «Abschüsse dürfen nur als letztes Mittel zur Anwendung kommen», wie der Verband abschliessend schreibt.
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