Glyphosat sorgt seit Jahren für Diskussionen – auch in der Schweiz bleibt der umstrittene Unkrautvernichter ein Thema. Für Privatpersonen ist Glyphosat in der Schweiz noch immer zugelassen. Der Konsumentenschutz hat Stichproben gemacht, so auch bei der Fenaco-Tochter Landi.
Online kein Hinweis
In Landi-Filialen würden Kundinnen und Kunden zwar spätestens an der Kasse mündlich über die korrekten Einsatzbereiche für den dort erhältlichen Roundup-Spray informiert. «Der Landi-Online-Shop hingegen erwähnt die Verbote überhaupt nicht. Stattdessen wird Roundup dort als «ideal für den Hausgarten» beworben», wie der Konsumentenschutz schreibt. Lediglich der Hinweis «Pflanzenschutz vorsichtig verwenden. Vor Gebrauch stets Etikett und Produktinformationen lesen» ist auf der Produkteseite für den Roundup RTU Spray 7,2 g/l vermerkt.
Vor allem für Privatpersonen, die das Breitbandherbizid im Online-Shop kaufen, seien Hinweise auf Umwelt- und Gesundheitsrisiken sowie gesetzliche Einsatzverbote kaum oder gar nicht auffindbar, kritisiert die Organisation. Erst nach Kauf des Produktes seien die Anwendungsverbote auf der Roundup-Flasche ersichtlich, allerdings in winziger Schrift und erst, nachdem die rückseitige Etikette abgelöst und aufgeklappt wurde.
Roundup-Spray erhältlich im Online-Shop von Landi mit dem Beschrieb: «Gebrauchsfertige Roundup-Sprayflasche. Totalherbizid, vernichtet alle mit dem Produkt in Berührung kommenden Pflanzen. Wurzeltiefe Wirkung.»
Screenshot Landi
Die Organisation verweist dabei auf das bereits seit 2001 geltende Teilverbot. Die Anwendung von Herbiziden für private Anwenderinnen und Anwender auf Strassen, Wegen und Plätzen ist verboten. Die zum Schutz von Grund- und Trinkwasser. Die Mittel sind laut dem BAFU im Handel für Privatpersonen aber weiterhin frei erhältlich, da gewisse Anwendungen, beispielsweise auf Rasen, zugelassen sind.
Konsumentenschutz fordert Verkaufsverbot
Während grosse Bau- und Gartencenter wie Jumbo, Bauhaus oder Obi Produkte wie Roundup – eines der bekanntesten glyphosathaltigen Mittel – schon vor Jahren aus dem Sortiment nahmen, sei es in Landi-Filialen oder bei kleineren Anbietern weiterhin erhältlich. Der Konsumentenschutz meint dazu: «Gerade im privaten Garten gibt es keine wirtschaftliche Notwendigkeit für den Einsatz dieses problematischen Mittels.»
Was ist Glyphosat?
Glyphosat ist ein chemischer Wirkstoff zur Unkrautbekämpfung und wird weltweit in der Landwirtschaft sowie von Privatpersonen eingesetzt. Das Mittel wird über die grünen Pflanzenteile aufgenommen und innerhalb der Pflanze verteilt. Dort blockiert es ein Enzym, das für die Bildung von Chloroplasten – und damit für die Photosynthese – entscheidend ist. Bereits eine Stunde nach der Anwendung beginnt die Wirkung, und auch ausdauernde Gräser und Unkräuter werden zuverlässig abgetötet.
Seit Jahren steht Glyphosat unter Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Während Regulierungsbehörden wie die US-Umweltbehörde EPA Glyphosat bislang für unbedenklich halten, mehren sich weltweit kritische Stimmen.
«Solange Glyphosat noch verkauft wird, braucht es glasklare Informationen über Gefahren und Anwendungsverbote – online wie im Laden», fordert der Konsumentenschutz darum. «Glyphosathaltige Mittel gehören nicht mehr in den Verkauf», macht die Organisation deutlich. Sie ruft Landi und andere Anbieter dazu auf, den Verkauf ganz einzustellen. Im privaten Garten könnten biologische Alternativen verwendet werden, schreibt die Konsumentenorganisation.
Landi wehrt sich
Der Detailhändler Landi wehrt sich in einer Stellungnahme auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Alle Pflanzenschutzmittel in unserem Sortiment sind durch das Bundesamt für Landwirtschaft und Veterinärwesen (BLV) bewilligt und für den Verkauf zugelassen», heisst es.
Die Landi wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Landi
Bei einer korrekten Anwendung gemäss Etikette auf der Verpackung bestehe keine Gefahr für Mensch und Umwelt. Es sei nicht üblich, dass die vollständigen, detaillierten Anwendungsanleitungen online verfügbar sind. «Wir weisen auf landi.ch jedoch sehr wohl auf die Anwendung und die Vorsichtsmassnahmen hin», hiess es in der Antwort.
Roundup-Hersteller unter Druck
Parallel zu den Diskussionen in der Schweiz steht Bayer, der Hersteller von Roundup, international unter Druck. Der deutsche Chemiekonzern übernahm 2018 den US-amerikanischen Glyphosat-Produzenten Monsanto und sieht sich seither mit einer Welle von Klagen in den USA konfrontiert.
Jüngst verurteilte ein Gericht im US-Bundesstaat Georgia Bayer zu einer Strafe von umgerechnet 2 Milliarden Franken, weil ein Kläger seine Krebserkrankung auf den Kontakt mit dem Herbizid zurückführt.
63'000 Glyphosat-Klagen
«Es könnte sein, dass die Umstände uns dazu zwingen, die Produktion einzustellen», liess Bayer-CEO Bill Anderson in einem Interview mit dem Handelsblatt verlauten. Neben den kostspieligen Rechtsstreitigkeiten belasten auch billige Nachahmerprodukte und eine Verkleinerung der Anbaufläche für Mais in Lateinamerika den Umsatz. Allein im dritten Quartal 2024 sanken die Erlöse im Bereich glyphosathaltiger Produkte um knapp 19 Prozent.
Bayer kam durch den Kauf von Monsanto in den Besitz von Roundup.
zvg
Die Bayer AG hofft, die Milliardenstrafe in der Berufung reduzieren zu können. Zudem will das Unternehmen im laufenden Jahr einen Antrag beim US-Supreme Court stellen, um den Fall grundsätzlich klären zu lassen. Dennoch bleibt die Unsicherheit für das Unternehmen hoch: Im Herbst 2024 waren noch rund 63'000 Klagen im Zusammenhang mit Glyphosat offen.
Wie ist es mit dem Glyphosat welches in die ARA's entsteht? Google neuste Enthüllungen......
Aus Eigenverantwortung beim Demeter Bauer zu kaufen, migros Supermarkt Gemüse zu verweigern, nicht in die Ferien zu fliegen... wäre so glaube ich eine wertvolle Botschaft
Es ist schon fast tragisch, das immer mehr solche Artikel platziert werden. Die gegen die Landwirtschaft sind!