Die vom Bürgerinnenrat ausgearbeiteten Empfehlungen für die Schweizer Ernährungspolitik stossen beim Bauernverband auf Kritik, schreibt der «SonntagsBlick». Die GLP hingegen fordert vom Bundesrat jetzt konkrete Massnahmen zu deren Umsetzung.
Während fünf Monaten tagten 85 zufällig aus der Schweizer Wohnbevölkerung ausgewählte Personen, um Empfehlungen für eine nachhaltige Schweizer Ernährungspolitik zu erarbeiten.
Weniger Dünger und Nutztiere
Diese Empfehlungen reichen unter anderem von der Reduktion des Zuckerkonsums, der Förderung einer ausgewogenen Ernährung, über die faire Entlohnung der Produzenten bis zur Prüfung der Rolle der Grosskonzerne. Die Idee dahinter war, die Konsumentinnen und Konsumenten in die Debatte mit einzubeziehen.
Der Bürgerinnenrat sprach sich beispielsweise auch für weniger Düngerimporte, weniger Nutztiere oder eine Förderung des Anbaus nachhaltiger Produkte aus. Die Umsetzung dieses Wunschkatalogs dürfte jedoch mit einigen Hürden verbunden sein. So führte eine Reduktion des Tierbestands zu mehr Fleischimporten, was wiederum nicht im Sinne einer nachhaltigen Ernährungspolitik wäre.
Abgaben, Steuern, Umverteilung: Was der Leitfaden für Bauern bedeutet
Für die Erhaltung der Ernährungssicherheit der Schweiz braucht es laut einem Gremium aus über 40 Wissenschaftlern aus renommierten Schweizer Institutionen tiefgreifende Massnahmen. Für die Landwirtschaftsbetriebe hätte das tiefgreifende Änderungen zur Folge.
Das heisst, dass der Konsum von Fleisch (noch 40 g pro Tag) massiv gesenkt werden müsste. Auch der Konsum von Milchprodukten, Speiseölen und Alkohol müsste verringert werden. Entsprechend steigen soll der Konsum von Gemüse und eine Beibehaltung des Früchtekonsums aus lokaler, saisonaler Produktion. Gesteigert werden soll auch der Konsum von Vollkorngetreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchten und Nüssen.
Um diese Ziel zu erreichen, soll der Staat in die Ernährung eingreifen. Einerseits mit Lenkungsabgaben, aber auch Verboten. -> Mehr zum Leitfaden der Wissenschaftler gibt es hier
Keine Legitimation
Für den Bauernverbandspräsident Markus Ritter ist jedoch klar, dass es neben dem Parlament und den verschiedenen Begleitgruppen des Bundes kein weiteres Gremium brauche. Dieser Bürgerinnenrat habe keine Legitimation, so Ritter.
parlament.ch
Anders sieht es GLP-Präsident Jürg Grossen. «Bisher haben wir von den Bauernvertretern im Parlament nur gehört, was sie nicht wollen. Nun haben wir aus der Mitte der Gesellschaft konkrete Vorschläge für eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik», wird Grossen vom «SonntagsBlick» zitiert.
Mehrere Interpellationen
Gemeinsam mit Vertretern von FDP, Mitte, SP und Grünen hat Grossen deshalb mehrere Interpellationen eingereicht. Die Parteien wollen vom Bundesrat wissen, wie diese Empfehlungen nun in die künftige Agrarpolitik einfliessen sollen. Grossen betont dabei, dass sich dieses Vorgehen nicht gegen die Bauern richte. «Wir wollen zusammen mit den Landwirten eine Neuausrichtung der Agrarpolitik erreichen, welche die gesamte Wertschöpfungskette in die Pflicht nimmt», sagt Grossen.
Mit den bundesrätlichen Zielen, die tierfreundliche Produktion und den nachhaltigen Konsum fördern zu wollen, ist auch der Bauernverband einverstanden. Vom Vorgehen der Grünliberalen hält Ritter trotzdem nichts. Der Bericht habe er zwar zur Kenntnis genommen, konnte daraus jedoch nicht viel ziehen, wie der «SonntagsBlick» berichtet. Für die politischen Vorstösse habe er nur ein müdes Lächeln übrig, sagte Ritter weiter. Wenn Grossen eine Zusammenarbeit mit den Bauern anstrebe, müsse er einen grossen Schritt auf die Landwirte machen, stellte er klar.
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