Schweizer Süssigkeiten sind im Ausland stärker gefragt. Während Schweizer Konsumenten weniger naschen, greifen Amerikaner, Deutsche und Franzosen vermehrt nach Zuckerwaren «made in Switzerland». 2017 setzte die Industrie dank mehr Exporten 5,6 Prozent mehr um. Die Täfelihersteller befürchten höhere Zuckerpreise.
Der Branchenumsatz belief sich auf 362 Millionen Franken. Die verkaufte Menge stieg um 6,0 Prozent auf 35'850 Tonnen, wie Biscosuisse, der Schweizerische Verband der Backwaren- und Zuckerwarenindustrie am Freitag mitteilte.
84 Prozent exportiert
Der Löwenanteil davon - 83,7 Prozent - ging mit 29'991 Tonnen ins Ausland. Der Umsatz kletterte um 8,0 Prozent auf 277 Millionen Franken. 59,3 Prozent der exportierten Bonbons waren zuckerfrei. Insgesamt wurden 96 Länder mit Schweizer Zuckerwaren beliefert.
Fast ein Viertel ging in die USA. Die USA hat damit Deutschland überholt, das einen Anteil von 22,2 Prozent aufwies. 10,2 Prozent der ins Ausland gelieferten Dragées, Hartbonbons und Co. gingen nach Frankreich und 7,4 Prozent nach Spanien.
Inländer naschen weniger
Im Inland hingegen verkauften die 14 Hersteller mit 5859 Tonnen 0,4 Prozent weniger Zuckerwaren als im Vorjahr. Das führte zu einem Umsatzrückgang von 1,4 Prozent auf 86 Millionen Franken. 2016 waren die Einbussen mit fast 8 Prozent noch deutlich stärker ausgefallen.
Durchschnittlich verdrückten Schweizer Konsumenten 3,05 Kilogramm an Zuckerwaren. Das sind 75 Gramm weniger als im Vorjahr. Die ausländischen Hersteller bekamen diesen Rückgang jedoch stärker zu spüren als die inländischen. Sie verkauften 1,4 Prozent weniger Waren. Dennoch dominieren sie den Markt weiterhin mit einem Anteil von 77,3 Prozent.
Verteuerung befürchtet
Biscosuisse warnte, wegen der Schweizer Agrarpolitik drohe eine Verteuerung der Rohstoffe. Die 2017 in Kraft getretenen revidierten «Swissness»-Regeln führten zu einem administrativen Mehraufwand und in gewissen Fällen zu monopolähnlichen Stellungen von Rohstofflieferanten. Mit diesen Regeln müssen Produkte einen grösseren Anteil an Schweizer Rohstoffen als bisher aufweisen, um sich mit dem Schweizer Label schmücken zu dürfen.
Weiter droht laut Biscosuisse nach dem jüngsten Entscheid des Nationalrats zur Erhöhung der Grenzabgaben auf Zucker eine Verteuerung des Produktionsstandorts Schweiz. «Es ist zu hoffen, dass der Ständerat diesen für den Produktionsstandort Schweiz negativen Entscheid korrigiert», schreibt Biscosuisse. Die 14 in Biscosuisse zusammengeschlossenen Zuckerwaren-Hersteller beschäftigen zusammen 880 Mitarbeitende.
Nationalrat für Mindestpreis
Für Zucker aus der Schweiz soll künftig ein Mindestpreis garantiert werden. Vor dem Hintergrund eines Preiszerfalls in der EU soll dies die Zuckerproduktion und den Anbau der Zuckerrüben im Inland rentabel halten. Der Nationalrat gab dazu einer parlamentarischen Initiative von Jacques Bourgeois (FDP/FR) mit 94 zu 69 Stimmen und 17 Enthaltungen Folge.
Die Agrareinfuhrverordnung soll so angepasst werden, dass ein minimaler Zuckerpreis von 600 Franken pro Tonne im Inland nicht unterschritten wird. Für Kunden der Lebensmittelindustrie, die im internationalen Wettbewerb stünden, gebe es wie bisher individuelle Lösungen, sagte Bourgeois im Parlament. Der Effekt auf die verarbeiteten Lebensmittel sei marginal, erklärte Bauernverbandspräsident Markus Ritter. Auf eine Tafel Schokolade hätte die Massnahme laut Ritter einen Effekt von 0,5 Rappen
Schoggihersteller gegen Mindestpreis
Keine Freude an einem Mindestpreis haben die Schokoladenhersteller. Der Branchenverband Chocosuisse hebt hervor, dass durch den Export grosse Mengen an verarbeiteten Schweizer Agrarrohstoffen ausgeführt werden. So wurden in der Schweizer Schokolade auch rund 20% der Gesamtproduktion von Schweizer Zucker exportiert, schreibt der Verband.
"Die Standortattraktivität unseres Landes für die Schokoladeindustrie ist somit auch für Lieferanten von Schweizer Zucker und von anderen Rohstoffen relevant. Dies ist mit Blick auf die aktuelle Forderung des Schweizer Zuckermonopols zur Grenzschutz-Verteuerung von Zucker zu beachten", mahnt Chocosuisse.
Die beiden Branchenverbände Biscosuisse und Chocosuisse werden von derselben Geschäftsstelle geführt, deren Direktor Urs Furrer ist. Deshalb ist der Wortlaut in den Mitteilungen beider Verbände fast identisch.