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Hoher Besuch im BLW

 

Am Mittwoch war im Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) die stellvertretende Generalsekretärin der FAO zu Gast. Die FAO ist die UNO-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung. Die Schweiz hat der FAO viel zu bieten, nicht nur Geld, sondern auch Wissen und Erfahrung im Aushandeln von Lösungen. 

 

Der wichtigste Schweizer Mann in der FAO sei Friedrich Traugott Wahlen (1899-1985) gewesen, der berühmte Erschaffer des «Plan Wahlen» im Zweiten Weltkrieg, der in der FAO den Bereich Landwirtschaft geleitet habe und zum stellvertretenden Generaldirektor aufgestiegen war. So führte BLW-Direktor Christian Hofer in die Medienkonferenz ein und ging sofort zur Frage der Ernährungssicherheit über, die schon damals sehr präsent gewesen sei und global seither ein noch wichtigeres Thema geworden sei.

 

Die FAO sei die Bühne, auf der international die Ernährungssicherheit thematisiert und verstärkt werde. Und da die Schweiz rund die Hälfte der Lebensmittel importiere, sei es auch für die Schweiz wichtig, wie sich die Situation international präsentiere. 

 

Schweiz liefert Geld und Wissen und Netzwerk

 

Die Schweiz wurde 1946 Mitglied der FAO, die ihren Sitz in Rom hat. Laut Hofer bringt sie sich in mehreren Ausschüssen und Kommissionen ein, zur Landwirtschaft im Allgemeinen, zur Viehwirtschaft, zur Berglandwirtschaft und zu genetischen Ressourcen.

 

So finanziere die Schweiz den Betrieb nicht nur mit, sondern bringe ihr spezifisches Wissen ein, oft via Agroscope, die landwirtschaftliche Forschungsanstalt des Bundes. Und die Schweiz sei auch sehr gut darin, unterschiedliche Akteure zusammenzubringen und Lösungen zu erarbeiten, die dann als Empfehlungen an die Politik weitergeleitet werden könnten. 

 

Es gibt wieder mehr Hunger auf dieser Welt 

 

Die Schweiz und die FAO arbeiten laut Hofer an der Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele, die innerhalb der UNO-Organisationen unter dem Titel der Agenda 2030 firmieren. Hierzu sagte Beth Bechtol, das seien ja bekanntlich ambitionierte Ziele, wovon das wichtigste sei: Niemand soll 2030 an Hunger oder Unterernährung leiden müssen. Im Moment sei man aber drauf und dran beziehungsweise auf einem Pfad unterwegs, mit dem man diese Ziele verpassen werde.

 

Die Covid-Pandemie, kriegerische Konflikte und Folgen des sich akzentuierenden Klimawandels hätten die Staatengemeinschaft zurückgeworfen und frühere Fortschritte zunichtegemacht. Die Ungleichgewichte und Unterschiede innerhalb der Länder und zwischen den Ländern seien zuletzt eher wieder grösser geworden. Umso dringender werde sei eine FAO, die selbst daran, sich effizienter und agiler zu organisieren, und eine verstärkte Zusammenarbeit aller Akteure auf dem Weg zu einer Transformation des Ernährungssystems. 

 

Lebensmittel für viele zu teuer

 

Die stellvertretende FAO-Generalsekretärin Beth Bechtol fasste kurz zusammen, was Ernährungssicherheit in der Definition der FAO bedeutet. Sie nannte availability (Verfügbarkeit, hat es genug?), accessability (kommt man an die Lebensmittel heran?) und affordability (können sich die Leute das Essen finanziell leisten?). Zur Verfügbarkeit sagte sie, eigentlich seien im Moment die weltweiten Lebensmittelvorräte genügend, wobei es für die nächste Ernte angesichts des Ukrainekriegs mehr Unsicherheiten gebe als sonst. Erschwert sei der Zugang insofern, als der Export aus den grossen Agrarexportländern Russland und Ukraine erschwert oder teilweise unmöglich sei.

 

Das grosse Problem sei aber, dass sich viele Staaten, die auf Lebensmittelimporte angewiesen seien, diese Importe angesichts der starken Preisinflation derzeit finanziell nur unter grösser Anstrengung oder gar nicht leisten könnten. «Diese Länder können nicht bezahlen», so Bechtol, die daran erinnerte, wie stark viele Länder, insbesondere afrikanische, unter der Covid19-Pandemie gelitten hätten. Nun sei die FAO daran, mit Organisationen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds diesen Staaten zu helfen.

 

Was sie nicht ausführte, aber was ein bekanntes Problem ist: Wenn diese Länder Kredite erhalten, werden sie in ihrem finanziellen Spielraum durch die künftig zu bezahlenden Zinsen eingeschränkt oder es kommt sogar zum Staatsbankrott. Wenn die Länder umgekehrt Lebensmittel einfach geschenkt bekommen, setzt das auch einen falschen Anreiz, indem womöglich in diesen Ländern zuwenig unternommen wird, um gute Bedingungen für die eigene Lebensmittelproduktion zu schaffen oder im Staatshaushalt genügend Budget für die Importe zu reservieren.  Es braucht also eine Balance, und diese ist sehr schwer zu erreichen. 

 

Ein anderes Ernährungssystem schaffen 

 

Diese Transformation des Ernährungssystems hatte Hofer zuvor schon mit Blick auf die Schweiz angesprochen. Der Bundesrat habe die Notwendigkeit derselben erkannt und in seinem Bericht zur zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik (publiziert im Juni 2022) eine Strategie und Handlungsachsen bis ins Jahr 2050 aufgezeigt.

 

Dass man da die ganze Wertschöpfungskette in den Blick nehme und nicht nur die Landwirtschaft, passe sehr gut zu den Haupterkenntnissen des Welternährungsgipfels in New York im September 2021.

 

Der bevorzugte Weg dazu blieb offen

 

Hofer sprach davon, die Jungen gut auszubilden und auf diesem Weg mitzunehmen, er sprach von Biodiversität- und Umweltzielen, die gefasst worden seien, und auch von Kostenwahrheit und nachhaltigem Handel. Wie im Einzelnen diese Transformation ablaufen soll (mit welchen Massnahmen, mit wieviel Zwang und Einschränkung der persönlichen Freiheit) und wie genau das angepeilte Ziel aussieht (wie viele Wohlstandsunterschiede gibt es dann noch oder müssen alle gleich viel oder gleich wenig haben?), das blieb sowohl in den Ausführungen von Hofer wie Bechtol unklar. Das mag damit zusammenhängen, dass beide die Politik beraten und politische Entscheide vorbereiten, aber selbst nicht Politiker sind. 

 

Positiver Verweis auf den sogenannten Ernährungsgipfel in Bern 

 

Hofer erwähnte auch den kürzlich über die Bühne gegangenen Ernährungsgipfel in Bern, an dem sich Landwirtschaft und Konsumenten begegnet seien. Der dazugehörige Bürgerinnenrat und der Gipfel waren von linksgrünaktivistischen Kreisen lanciert worden. Welche Massnahmen dieser Rat vorschlägt, lesen Sie hier.

 

Die dort verkündeten Resultate und Studien waren in der Landwirtschaft verbreitet auf Ablehnung gestossen, einen der dort präsentierten Berichte bezeichnete Lohnunternehmer und Landwirt Fernand Andrey, Vizepräsident der IG BauernUnternehmen, kürzlich in Birrhard AG als «Gaga-Papier». Worauf Hofer dort vor Ort betonte, die genannte Studie habe das BLW nicht mitfinanziert. 

 

100 FAO-Leute in der Ukraine

 

Angesprochen auf die Ukraine, erwähnte Bechtol, dass die FAO seit 2015 dort präsent sei. Denn anders als man exportstarken und innovativen Land erwarten könnte, habe es im Süden und im Osten Regionen mit sehr knapper Lebensmittelversorgung, ja fast schon Hunger gegeben. Aktuell seien über 100 FAO-Mitarbeiter in der Ukraine im Einsatz und hälfen den Kleinbauern, trotz den Herausforderungen bei der Infrastruktur und in der Beschaffung von Saatgut und Dünger ihre Felder zu bestellen. Die FAO habe sich auf internationaler Ebene, zusammen mit der UNO, auch intensiv für Möglichkeiten engagiert, das geerntete Getreide ausser Land zu bringen. 

 

Positiver Verweis auf 30% Ökoflächen bis 2030 

 

Die Schweiz engagiere sich international für ambitionierte Ziele im Bereich Umwelt. Die jüngsten Beschlüsse in Kanada seien da nur ein Beispiel unter verschiedenen. Hofer meinte die UNO-Biodiversitätskonferenz in Montreal, an welcher die Staaten, unter Mithilfe von Milliardären wie Amazon-Gründer Jeff Bezos und dem Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss, der Milliarden gemacht hat, weil Patienten und Staaten chirurgische Implantate teuer kaufen mussten, für 2030 das Ziel beschlossen haben, dass 30% der Landesfläche als Biodiversitätsvorrangflächen ausgeschieden werden.

 

Hier rebelliert der Schweizer Bauernverband mittlerweile und spricht davon, dass – je nach Auslegung durch den Bundesrat – 600’000 Hektaren neu der Biodiversität gewidmet werden müssten und dass viel davon auf dem Agrarland zu liegen kommen werde und dass die Lebensmittelproduktion so massiv eingeschränkt würde und dass andere Länder bereits an eine nur lasche Umsetzung dächten.

 

Den internationalen Organisationen gefällt es in der Regel, wenn die Schweiz sich so stark für Umweltziele einsetzt. Hofer sagte auch, in Montreal sei eine Senkung des Risiken beim Pestizideinsatz um 50% bis 2030 beschlossen worden, die Schweiz wolle die minus 50% schon bis 2027 erreichen. «Wir sind sehr kohärent, die schweizerischen und die internationalen politischen Linien entsprechen sich», so Hofer. 

 

Schweiz hat als Standort viel zu bieten 

 

Laut Bechtol, die als Bauerntochter auf dem Land im US-Bundesstaat Indiana aufgewachsen ist und studierte Agrarökonomin ist, will die FAO in Zukunft noch enger mit der Schweiz zusammenarbeiten. Die Schweiz sei für die FAO und für die internationale Ernährungssicherung auch deshalb wichtig, weil in Genf diverse internationale Organisationen beheimatet seien, weil die Schweiz ein wichtiger Standort für den Handel von Agrarrohstoffen sei und weil in der Schweiz auch diverse grosse Lebensmittelverarbeitungsfirmen ihren Sitz oder wichtige Standorte hätten.

 

Ein konkretes Beispiel, das Bechtol nannte, war dass Schweizer Technologie in Afrika helfen könnte, den Nährstoffbedarf der Böden besser zu bestimmen und so den Düngereinsatz effizienter zu gestalten. 

Kommentare (2)

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  • Thurgauner | 24.02.2023
    Weltweites Lügen:Füdlibürgerrat Wurde Vom BLW gesponsert,Abschaffen oder Ausschaffen?
  • Mit | 23.02.2023
    dieser Lobhudelei werden die CH Bauern verhöhnt

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