Holzwolle war früher ein häufig gebrauchter Werkstoff, so auch in der Euterhygiene. Heute hat es das Naturprodukt gegen die chemischen Mittel schwer. Zu Unrecht, findet Holzwolle-Hersteller Thomas Wildberger.
Heutzutage werben die Hersteller mit unterschiedlichsten Produkten für die Melkhygiene. Das Spektrum ist breit: trockene Eutertücher, feuchte Eutertücher, Vordippen, Nachdippen. Bereits vor all diesen Produkten wurde Holzwolle zur Euterreinigung eingesetzt. In der Schweiz war es der Toggenburger Fritz Lindner, welcher in den Fünfzigerjahren in seiner Holzwolle-Manufaktur Lindner Suisse eine spezielle Holzwolle, welche nicht spant, als Tierhygieneprodukt entwickelte. Doch die Holzwolle zur Euterreinigung geriet mit den neuen chemischen Mitteln immer mehr unter Druck und zum Teil auch in Verruf. Auch bei Lindner Suisse in Wattwil verlor die Holzwolle aufgrund der sinkenden Nachfrage gegenüber der 1979 aufgenommenen Herstellung von Verpackungschips an Bedeutung.
Zukunfträchtiges Produkt
Dies änderte sich 1996, als Thomas Wildberger in die Firma eintrat, die er zwischenzeitlich übernahm. Er glaubte an die Holzwolle als zukunftsträchtiges Produkt: «Die Melkvorbereitung mit Holzwolle ist die ideale Reinigung. weil die Holzwolle nicht nur reinigt, sondern auch stimuliert.» So habe eine 2009 in Frankreich veröffentlichte Studie gezeigt, dass die Stimulation mit sauberer, staubfreier und trockener Holzwolle die Ausschüttung von Oxytocin verstärke und so zu einer optimalen Melkvorbereitung führe. Gleichzeitig lasse sich mit dieser Methode die Melkzeit signifikant verkürzen.
Wenn die Stallhygiene stimme, dann brauche es auch keine feuchte Reinigung, gibt sich Wildberger überzeugt und verweist hierbei auch auf die Meinung vieler Tierärzte, Melkberater und nicht zuletzt auch von Züchtern. «Wann immer möglich sollten Euter und Zitzen mit Einwegmaterialien trocken gereinigt und stimuliert werden», rät er. Eine Nass- oder eine Feuchtreinigung könne die Haftung des Melkzeugs reduzieren und dadurch zu Schwankungen im Vakuum führen, was die mechanische Belastung des Euters erhöhe. Holzwolle habe aber neben physiologischen noch weitere Vorteile. «Holzwolle ist zu 100 Prozent natürlich und kann über den Mist ohne sonstige Abfallprodukte entsorgt werden», argumentiert Wildberger.
Wachsende Nische
Zwar habe man die Holzwolle schon oft totgesagt. So habe es geheissen, dass die Holzwolle sterbe, wie in Dänemark, wo der Strukturwandel sehr weit fortgeschritten und die Betriebe sehr gross seien. «Doch Dänemark ist heute das Land, in das wir am zweitmeisten Holzwolle exportieren», hält Wildberger dem entgegen. Holzwolle zur Euterreinigung sei zwar heutzutage eine Nische, räumt er ein. Doch die Firma Lindner wachse in diesem Bereich seit vier Jahren zweistellig und exportiere in 18 Länder von Finnland bis Portugal. «Weltweit werden die Euter von rund 500000 Kühen mit Lindner-Holzwolle gereinigt, fügt Wildberger stolz an. In der Schweiz erfolge der Verkauf zu etwa zur Hälfte über den Handel, zur anderen Hälfte aber direkt. Denn Holzwolle habe es trotz Vorteilen gegenüber anderen Arten der Melkvorbereitung im Handel neben den zahlreichen anderen Produkten zur Euterhygiene schwer, meint er nachdenklich.
Doch woher hat die Holzwolle ihren nicht nur guten Ruf? Das Problem liege unter anderem darin, dass Holzwolle eben nicht gleich Holzwolle sei, lautet die Antwort im kürzlich erschienen Buch «Werkstoffmonografie Holzwolle» (siehe Kasten). An diesem Zerrbild trage die weltweit einheitliche Klassifizierung der Holzwolle die Hauptschuld, so das Buch. So werde Holzwolle zusammen mit Holzmehl in allen Handelsstatistiken erfasst. «Obwohl es sich bei der Holzwolle nachweislich um den Holzwerkstoff mit den breitesten Anwendungsmöglichkeiten handelt, wird sie fälschlicherweise nicht als Werkstoff angesehen», heisst es weiter.
Qualitätsunterschiede
Holzwolle sei eben nicht gleich Holzwolle, doppelt auch Thomas Wildberger nach. Die zwölf Angestellten von Lindner würden Holzwolle zu 100% aus zertifiziertem Schweizer A-Klasse-Holz nach dem spezifischen «Schweizer Holzwolle-Standard» auf speziellen Maschinen produzieren. «Unsere Holzwolle ist deshalb splitterfrei, staubarm und trocken», fügt er an.
Wettbewerb: Bilder mit Holzwolle gesucht
Holzwolle ist ein vielseitiger Werkstoff. Er kommt nicht nur zur Euterreinigung, sondern auch im Gemüse- und Früchtebereich, so beispielsweise beim Erdbeeranbau, zum Einsatz. Aber auch zum Basteln eignet er sich vorzüglich. Wo verwenden Sie Holzwolle? Senden Sie uns bis am Mittwoch, 15. Februar, Ihr schönstes, witzigstes oder originellstes Bild mit dem Bildsujet Holzwolle in hoher Auflösung an [email protected]. Vergessen Sie nicht, Ihren vollständigen Namen und Adresse anzugeben. Anschliessend bestimmen die User des Online-Portals www.schweizerbauer.ch die Sieger in einer Online-Abstimmung bis am 22. Februar, 12.00 Uhr. Die Sieger erhalten folgende von der Firma Lindner Suisse gesponserte Preise: 1. Preis: Ein erholsames Wochenende im Toggenburg im Hotel Stump’s Alpenrose in Wildhaus, Zimmer mit Halbpension für zwei Personen, Benutzung des Wellnessbereichs, www. stumps-alpenrose.ch· 2. Preis: ’s Chössi – mit Mondphasen-Holzwolle von Ihrem persönlichen Lieblingsbaum. 3.–5. Preis: Agroclean Holzwolle, Das Original im gelben Sack (12-kg-Ballen). 6.–10. Preis: Flamtastic, die natürliche Anzündhilfe für Grill und Kamin.


