Der Arenenberg in Salenstein TG hat in den vergangenen zwei Jahren den Gutbetrieb auf die Bio-Knospe-Richtlinien umgestellt. Nun gibts einen Rückschlag. Das Bio-Zertifikat wird aberkannt. Es wurden mehrere Mängel beanstandet. Der Arenenberg spricht von einem Imageschaden.
Der Arenenberg vereint Bildung, Beratung, Kultur, Hotellerie und Gastronomie.
2019 fiel der Umstellungsentscheid
Im Juni 2019 teilte der Kanton Thurgau mit, dass der Gutsbetrieb per 2020 auf biologische Bewirtschaftung umgestellt wird. Begründet wurde dies mit den herausfordernden Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft. Die Schweizer Landwirtschaft stehe vor grossen Herausforderungen, hiess es damals vonseiten des Kantons. Politik, Markt, Klima und Gesellschaft führten zu Veränderungen, eine erfolgreiche Produktion werde immer schwieriger.
Vor allem in den Bereichen Feldbau ohne chemisch synthetische Pflanzenschutzmittel, Wiederkäuerhaltung auf Raufutterbasis, Antibiotikareduktion in der Tierhaltung und Förderung der Biodiversität habe der Biolandbau machbare Lösungen bereit.
Landwirtschaft hielt Standard ein
Von 2020 bis 2022 war der Gutsbetrieb in der Umstellungsphase. Diese wurde erfolgreich beendet, wie der Kanton Thurgau am 9. Februar 2023 mitteilt. «Der landwirtschaftliche Gutsbetrieb selber ist in Bezug auf den Knospe-Standard frei von Mängeln», heisst es in der Mitteilung. Die landwirtschaftliche Umstellung und Einhaltung des Bio-Standards sei zu jedem Zeitpunkt gewährleistet gewesen. «Bei der Herstellung der landwirtschaftlichen Produkte inklusive des Weinguts wurde stets nach Bio-Richtlinien gearbeitet», hebt Geschäftsleiter Arenenberg Jack Rietiker hervor.
Zu Fehlern kam es im Qualitätsmanagement. So seien für den nicht-landwirtschaftlichen praxisorientierten Lehr- und Lernauftrag Mittel am falschen Ort gelagert worden, die nicht ausnahmslos den Bio-Richtlinien entsprächen. Weiter wurden nicht biokonforme Produkte in der kulturtouristischen Parkanlage des Arenenbergs eingesetzt, teilt der Kanton mit. Dies widerspricht aber der von Bio Suisse geforderten Gesamtbetrieblichkeit. Deshalb hat die Dachorganisation der Schweizer Biobauern das Zertifikats aberkannt.
«Im Rahmen der jährlichen Kontrolle hat die akkreditierte Zertifizierungsstelle Mängel festgestellt, die zur Aberkennung der Knospe geführt haben», sagt Bio Suisse auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Bio Suisse ist Eigentümerin der Marke Knospe.
Mehrere zehntausend Franken Minderertrag
Der Kanton Thurgau spricht deshalb von einem Imageschaden. Man sei sich dessen bewusst. Erste Sofortmassnahmen in den betroffenen Bereichen wurden gemäss dem Kanton bereits umgesetzt. «Damit künftig eine korrekte Qualitätssicherung gewährleistet wird, sind die entsprechenden Prozesse umgehend anzupassen», heisst es weiter.
«Der Arenenberg hat die Komplexität und die Trennschärfe zwischen einzuhaltenden Richtlinien für den bio-zertifizierten Gutsbetrieb und den Parametern zu den Lehrinhalten des nicht landwirtschaftlich genutzten Kompetenzzentrums unterschätzt», sagt Jack Rietiker.
Der Arenenberg will das Knospe-Zertifikat wiedererlangen. Deshalb erfolgte umgehend eine Neuanmeldung bei Bio Suisse. Die Aberkennung führt aber zu finanziellen Einbussen. Der Kanton rechnet für die nächsten beiden Jahre mit einem mittleren fünfstelligen Minderertrag pro Jahr. Dies wegen tieferen Vermarktungspreisen.
Weil der Gutsbetrieb des Arenenbergs aber nicht direktzahlungsberechtigt ist, entstehen hier keine zusätzlichen finanziellen Einbussen.
Gutsbetrieb mit neuem Milchviehstall
Der Gutsbetrieb des Arenenberg betreibt auf rund 38 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche Milchwirtschaft, Futter- und Ackerbau. Der Ackerbau wird nach eigenen Angaben in einer Fruchtfolgegemeinschaft zusammen mit einem Partnerbetrieb bewirtschaftet. Die Schafhaltung dient zur Nutzung von schwierig zu bewirtschaftenden Restflächen. In einem Hühnermobil werden rund 300 Legehennen gehalten. Der Verkauf der Eier erfolgt rund um die Uhr in Selbstbedienung in Eierverkaufsraum.
Im September 2021 wurde ein neuer Milchviehstall eingeweiht. Der Laufstall bietet Platz für 52 Milchkühe und 9 Kälber bis 200 Kilo. «Das Gebäude wurde als Mehrgebäudestall konzipiert, um die Platzverhältnisse optimal zu nutzen und die klimatischen Ansprüche an einen Milchviehstall zu erfüllen», teilte der Kanton damals mit. Für den Holzbau wurde fast ausschliesslich «Käferholz» aus dem Staatswald verwendet.
Der Stall verfügt nebst dem automatischen Melksystem auch über einen autonom arbeitenden Entmistungsroboter und Futterzuschieber sowie über ein automatisches Weidetor. Mit dem Kompostierungssystem im Stall liegen die Kühe in einem offenen Liegebereich auf Sägemehl, das aktiv kompostiert.
Kanton Thurgau
Kommentare (5)