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John Deere gibt nach – Farmer dürfen selber reparieren

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US-Farmer ärgern sich seit Jahren über das Verhalten von Landtechnikhersteller beim Reparieren. Nun gibts eine Wende. John Deere verpflichtet sich, Reparaturen auch ausserhalb offizieller Werkstätten zu ermöglichen. Doch es gibt eine Hintertür.

 

Farmer in den USA ärgern sich seit Jahren über das Vorgehen von Landtechnikhersteller.

 

Maschine abstellen

 

Denn in den Vereinigten Staaten gibt es die bäuerliche Kultur des Selbst-Reparierens von Landtechnik. Dies einerseits wegen der weiten Distanzen, andererseits wegen des stark ausgeprägten Autonomiestrebens, berichtete die «Unabhängige Bauernstimme» im April 2018.

 

Das Selbst-Reparieren ist den Landtechnik-Konzernen jedoch ein Dorn im Auge. Sie wollen möglichst viel Kontrolle und auch an den Reparaturen mitverdienen. Dazu greifen sie über die Software auf die Maschinen ein. Hat eine Zugmaschine eine Panne, wird sie abgestellt. Nur die Werksmitarbeiter können die Software wieder entsperren. Das Austauschen eines kaputten Teils durch ein Nicht-Original-Teil oder das behelfsmässige Reparieren führt dazu, dass die Elektronik dies erkennt und das Starten des Motors verhindert.

 

Denn bei John Deere darf eine Reparatur nur eine offizielle Werkstätte vornehmen. Die Anpassung der Endverbraucherlizenz erfolgte im Jahr 2016. Mit der dieser Änderung hat der Hersteller die Möglichkeit erhalten, den Traktor vom Werk aus zu «steuern». John Deere begründete diese Massnahme mit möglichen missbräuchlichen Anwendungen, die gefährlich sein könnten. Zudem wollte sich John Deere mit der Anpassung vor Cyberangriffen schützen.

 

Autonomie für Bauern wichtig

 

Die Farmer waren über dieses Vorgehen erzürnt. Einerseits verursacht dieses Prozedere Kosten, andererseits verlieren die Farmer Zeit.  «Wenn es hart auf hart kommt, kann es sein, dass wir keine Zeit haben, um auf einen Angestellten zu warten», sagte beispielsweise Farmer Danny Kluthe im März 2017. 

 

Diese Beschneidung der Eigentumsrechte ist sehr brisant. Denn sie bedrohe die Autonomie des Farmers, schrieb beispielweise der «Star Tribune» im Januar 2020. Die Autonomie bei der Instandhaltung sei ein wichtiger Punkt, sagte Greg Peterson, der Gründer eines Unternehmens für Landmaschinendaten, zur US-Zeitung. Software und Vernetzung würden zwar einige Vorteile bringen.

 

Geklaute Traktoren gesperrt

 

Aber sie hätten auch einen entscheidenden Nachteil: Wenn auch nur eine Kleinigkeit kaputtgehe, bleibe die Maschine mitten in der Ernte einfach auf dem Feld stehen und der Farmer müsse warten, bis ein offizielles Serviceteam eintreffe, so Peterson.

 

Doch die Steuerung der Traktoren hat auch Vorteile. Das wurde im Frühjahr 2022 ersichtlich. In den von besetzten von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine gab es Plünderungen. Nebst Getreide wurden auch Landmaschinen ins russische Hinterland abtransportiert. Doch die Diebe hatten die Rechnung ohne GPS gemacht. Denn Hersteller John Deere verfolgte den Standort der Maschinen und sperrte sie schliesslich. 

 

Traktor gehackt

 

Traktorenhersteller wie John Deere wollen die exklusive Kontrolle über den Reparaturprozess. US-Farmer wehren sich dagegen, indem sie eine alternative Software einsetzen. Hierbei handelt es sich um eine Version der Originalsoftware, die gehackt und an die Bauern in die USA verkauft wird. Dank der alternativen Software lassen sich verschiedene Funktionen wie die Maximalgeschwindigkeit regeln.

 

Im Sommer 2022 wurde bekannt, dass es einem Hacker gelungen ist, ins Betriebssystem von John Deere einzudringen. Wie das US-Magazin «Wired» berichtet, hat der Hacker direkt am Mainboard, also an der Hauptplatine des Computers, gelötet und neue Steuergeräte angebracht. So gelang es ihm, die obligatorische Authentifizierung durch offizielle John-Deere-Filialen zu umgehen und den vollständigen Zugriff auf die Computer zu erhalten. Gemäss dem Hacker ist das für Landwirte nicht wirklich praktikabel. Es wäre jedoch möglich, «ein Tool zu entwickeln, das auf Schwachstellen basiert, um den Jailbreak (Zugriff auf das System) einzuspielen», führte Hacker «Slick Codes» aus.

 

Diagnosewerkzeuge und Software

 

Doch nun kommt Bewegung in die Sache. Wie die Zeitung «Die Presse» schreibt, hat am 7. Januar 2023 der US-Landtechnikhersteller und die zuständige Behörde American Farm Bureau Federation (AFBF) beschlossen, dass die Landwirtinnen und Landwirte die Traktoren offiziell selbst reparieren dürfen oder auch nicht auch nicht-autorisierte Werkstätten aufsuchen können.

 

 

John Deere verpflichtet sich, künftig für die Reparatur nötige Diagnosewerkzeuge und Software auch ausserhalb von offiziellen Werkstätten zur Verfügung zu stellen. Mit der Vereinbarung ermöglicht der Konzern Farmern und Händlern den Zugang zu Diagnose- und Reparaturcodes sowie Handbüchern und Produktleitfäden. Die Vereinbarung stellt auch sicher, dass Farmer Diagnosegeräte direkt von John Deere kaufen können und Unterstützung vom Hersteller bei der Bestellung von Teilen und Produkten erhalten. Zudem will der Konzern mit Bauern und Händlern zusammenarbeiten und sich mindestens zweimal im Jahr mit der AFBF treffen.

 

Im Gegenzug verpflichten sich Farmer und Werkstätten, keine «Geschäftsgeheimnisse preiszugeben» oder «Sicherheitsfunktionen ausser Kraft zu setzen». Auch bauliche Veränderungen, die zur Leistungsveränderungen der Geräte führen, dürfen nicht vorgenommen werden.

 

Die Association of Equipment Manufacturers (AEM) vertritt die Hersteller von Landwirtschaftsmaschinen. Der Verband begrüsst die Absichtserklärung zwischen Deere und der AFBF und unterstützt deren Ziel, Probleme wie das «Recht auf Reparatur» ohne gesetzliche Regelungen zu lösen.

 

Joe Biden hatte sich für die Farmer eingesetzt.
Todd Jacobucci

 

Joe Biden intervenierte

 

Angestossen hatte die Diskussion US-Präsident Joe Biden. Im Juli 2021 forderte eine Exekutivverordnung die Bundesbehörde Federal Trade Commission auf, «unfaire wettbewerbswidrige Beschränkungen für die Reparatur oder Selbstreparatur von Artikeln durch Dritte zu verhindern, wie beispielsweise die von einflussreichen Herstellern auferlegten Beschränkungen, die Landwirte daran hindern, ihre eigenen Geräte zu reparieren.»

 

Mit der nun erzielten Vereinbarung kommt gemäss «T-Online» John Deere einem «Recht auf Reparatur» zuvor. Die AFBF zeigt sich mit der erzielten Lösung zufrieden. «Wir gehen ein langwieriges Problem für die Bauern an, wenn es um den Zugang zu Werkzeugen, Informationen und Ressourcen geht.  Gleichzeitig wird das geistige Eigentum von John Deere weiterhin geschützt», sagte AFBF-Präsident Zippy Duvall. Und auch John Deere gibt zufrieden. Man wolle sichergehen, dass die Farmer ihre Maschinen möglich lange selbst instand halten können.

 

Nach langen Diskussionen dürfen Bäuerinnen und Bauern ihren John-Deere-Traktor nun offiziell selbst reparieren. 
John Deere

 

John Deere kann wieder aussteigen

 

Doch der Landtechnik-Konzern hat sich eine Hintertür eingebaut, wie das «Wall Street Journal» berichtet.  In der Vereinbarung wurde festgehalten, dass die AFBF «staatliche Landwirtschaftsorganisationen dazu ermutigen wird, diese Verpflichtungen anzuerkennen». Sie sollen von der Einführung, Förderung oder Unterstützung bundes- oder einzelstaatlicher 'Right to Repair'-Gesetze Abstand nehmen.

 

«Wenn ein Gesetz zum Recht auf Reparatur in den USA verabschiedet wird, können die AFBF und John Deere aus der gerade eben formulierten Vereinbarung aussteigen», schreibt die «Die Presse».

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