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Käserei: Beinahe-Konkurs abgewendet

Nach Jahren finanzieller Turbulenzen ist die Dorfkäserei Sumiswald gerettet – dank eines Sanierungsplans, der nur durch die grosse Opferbereitschaft aller Beteiligten möglich wurde.

Jacqueline Graber |

Ende 2024 stand die Dorfkäserei in Sumiswald kurz vor dem Konkurs. Doch die Verantwortlichen konnten das Ruder herumreissen, im April dieses Jahres gelang die finanzielle Sanierung des Betriebs. So die Kurzfassung der Geschichte.

Die längere Version erzählte Matthias Moser am Freitagnachmittag an einer Medienkonferenz. Moser ist Verwaltungsratspräsident der Dorfkäserei Sumiswald AG, der Besitzerin der Käserei und deren Liegenschaft.

Begonnen hat die finanzielle Krise 2017 mit dem Bau eines 2,5 -Millionen -Neubaus. Finanziert wurde dieser durch eine erfolgreiche Aktienkapitalerhöhung, zinsfreie Darlehen, Beiträge der Stiftung Bernischer Agrarkredite sowie von Banken. Die Investition war nötig um den modernen und hygienischen Standards gerecht zu werden und die Milchverarbeitung deutlich erhöhen zu können.

Fokus auf «vom Chäser»

Gekauft wurde auch eine neue Anlage. Diese war ausgelegt für die Verarbeitung von 1,6 Millionen Kilo Milch. Doch bis 2021 konnte nur rund die Hälfte der geplanten Milchmenge verarbeitet werden. «Die Mengenausdehnung für den Absatz wurde zu diesem Zeitpunkt nicht konsequent angegangen», so Moser. 

Mittels einer klaren Vermarktungsstrategie und der Fokussierung auf die Partnerschaft mit der Firma «vom Chäser» konnte die Produktion gesteigert werden. Dazu später mehr.

Auszeichnung für Nonnenstolz

Derzeit werden jährlich zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Kilogramm silofreie Milch zu Käsespezialitäten verarbeitet. Die wohl bekannteste ist der Nonnenstolz. Für diese Kreation wurde der einstige Betriebsleiter Niklaus Käser 2012 an den World Cheese Awards in Birmingham mit Supergold ausgezeichnet.   Doch die Steigerung der Produktionsmenge, vermochte das Loch aus früheren Jahren in der Kasse nicht zu stopfen.

 

Niklaus Käser ging Ende 2023 in Pension. Seit Januar 2024 hat Diego Kreienbühl die operative Leitung des Betriebs inne. Zu seinem Team gehört auch Urs Fankhauser, vormaliger Betriebsleiter der Ilfiskäserei in Langnau. Drei Milchlieferanten liefern morgens die Milch ihrer Kühe an. Die Menge beträgt jährlich rund 400'000 Kilo Milch, bezahlt wird derzeit pro Kilo 67,5 Rappen. Die restliche silofreie Milch für die Herstellung der Käsesorten wird bei top-Milch und bei der Aaremilch bezogen.

Drei Möglichkeiten

Zurück zu den Finanzen: Moser erläuterte die drei Szenarien die Ende 2024 zur Auswahl standen: Erstens: Die Möglichkeit Konkurs anzumelden. Zweitens: Eine Auffanggesellschaft bilden, Konkurs anzumelden und die Käserei in andere Hände übergeben. Drittens: Lösungen mit Darlehensgebern finden. Der Verwaltungsrat hat sich dank der Verhandlungsbereitschaft der Gläubiger für Letzteres entschieden.

So wurde ein Sanierungsplan entwickelt, der die finanzielle Last der Vergangenheit verringern sollte. Und der Verwaltungsrat zeigte Verhandlungsgeschick: 100 Prozent der Darlehensgerber verzichteten auf die Hälfte ihrer Forderungen und 95 Prozent der Aktionärinnen und Aktionäre auf die Hälfte ihres Aktienkapitals – das heisst auf 250 Franken pro Aktie. Das Aktienkapital wurde von 667'000 auf 338'000 herabgesetzt und die Darlehensgeberinnen verzichten auf 420'000 Franken. 

«Die geglückt finanzielle Sanierung hatte jedoch keinen Einfluss auf die Liquidität», betonte Moser und brachte erneut die  Partnerschaft mit «vom Chäser», respektive mit dem Geschäftsführer Thomas Vogt ins Spiel. Vogt ist  seit 2005 für die Vermarktung der Käsespezialitäten aus der Dorfkäserei zuständig und betreibt an verschiedenen Standorten wie Wangen an der Aare, Riggisberg und Thörishaus Verkaufslokale.

Vogt übernahm den Käsereiladen  in Sumiswald und investierte in die Sanierung und Erweiterung.  Die Neueröffnung fand am 7. August statt. 

«Sumiswald ist ein Leuchtturm, er muss erhalten bleiben», erklärt Vogt sein Engagement. Dank der Übernahme sei es möglich geworden, den Käsereiladen den aktuellen Bedürfnissen der Kunden anzupassen und gleichzeitig die Produktion der Dorfkäserei weiter zu stabilisieren.

 

Was die Zukunft anbelangt, zeigt sich Matthias Moser zuversichtlich. Er betont aber auch, dass die Käsereibranche vielen Einflüssen ausgeliefert sei, wie der Knappheit der silofreien Milch. «Die Existenz der Partner hängt vom filigranen System zwischen Stall, Käserei, Vermarktungsprofi und Verkaufsstelle ab. Dieses muss laufend justiert und ausgehandelt werden. Das gelingt nur in einer Partnerschaft auf Augenhöhe».   

Kommentare (3)

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  • Aufi | 11.08.2025
    Es ist ganz einfach. Wiso auf Teufel komm raus,etwas produzieren,Das niemand mehr will?
    Was wir importieren,(Wenn es besser sein sollte!) können wir auch in der Schweiz herstellen.
    Aber dank Jammern,und zuvieler Zuschüsse,hat niemand Interesse daran.
  • Mandalayon | 11.08.2025
    "Käserei: Beinahe-Konkurs abgewendet" Sprachlich wieder mal eine grossartige Blüte...

    Gemeint wäre wohl entweder "Käserei: Konkurs knapp abgewendet" oder "Beinahe-Konkurs: Käserei gerettet". So wie der Titel formuliert ist, ist die Käserei ganz in Konkurs gegangen - der 'nur' Beinahe-Konkurs konnte schliesslich verhindert werden.
  • Sepp Brülisauer | 10.08.2025
    Es ist eifach so. Je mehr öffentliche Gelder desto weniger eigeninitziative der Betreiber.
    Wir haben nie einen Franken bekommen. Zuviel Personal usw.
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