Das Anbaujahr 2024 war für die Produzenten erneut schwierig. «Der Anbau von Kartoffeln war auch in diesem Jahr wegen des feucht-nassen Wetters im Frühjahr sehr anspruchsvoll. Es hat sehr starken Befall von Kraut- und Knollenfäule gegeben», sagte Christian Bucher, Geschäftsführer von Swisspatat, der Branchenorganisation der Schweizer Kartoffeln, vergangene Woche der Nachrichtenagentur sda.
Das genaue Ernteresultat wisse man zwar erst in einigen Wochen. «Die Ernte dürfte aber auch in diesem Jahr unterdurchschnittlich ausfallen», sagte Bucher.
BEBV fordert höhere Preise
Der Berner Bauernverband (BEBV) verweist auf die höheren Kosten und die Ernteausfälle. Der hohe Krankheitsdruck habe zu deutlich höheren Ausgaben für den Pflanzenschutz geführt. Und bei den Biobauern befürchtet der Verband «enorme Ernteausfälle».
Anfang September legt die Branchenorganisation die Herbstpreise und die Rahmenbedingungen für die Ernte fest. Hier fordert der BEBV, dass der Handel und die Verarbeiter die schwierigen Anbauverhältnisse «angemessen berücksichtigen».
In den Sparten mit Preisbändern (Bio- und konventionelle Speisekartoffeln) erwartet der BEBV, dass «die Preise deutlich über dem mittleren Preisband angesetzt werden», um die zusätzlichen Kosten und Risiken der Produzentinnen und Produzenten zu berücksichtigen.
Im Frühling hat sich die Branche auf Preisbänder und Fixpreise geeinigt. Um die Anbaubereitschaft zu erhalten, wurden die Preise durchgehend erhöht. Ab der Kampagne 2024 werden neu auch bei den konventionellen Veredelungskartoffeln Fixpreise eingeführt, teilte die Branchenorganisation Swisspatat im April mit. -> Hier gehts zu den Preisbändern im Frühling
Nicht zufrieden zeigte sich damals der Berner Bauernverband: «Die Preisanpassungen gehen in die richtige Richtung, doch das Ziel wurde bisher nicht erreicht.» So sei bei den Speisesorten im Vergleich zum Vorjahr keine Preiserhöhung möglich. Die minimale Forderung von 5 Prozent sei bei den Verarbeitungskartoffeln erreicht worden, so der Verband. Der BEBV wies aber auf die hohe Gefahr beim Anbau der Frites-Hauptsorte Agria hin. Dieses Risiko gelte es den Bauernfamilien abzugelten.
Schweizer Kartoffeln Vorzug geben
Der BEBV verlangt, dass den Schweizer Kartoffeln «konsequent» der Vorzug gegeben wird. Bei den Übernahmebedingungen wird Toleranz gefordert. «Abnehmer können zeigen, dass sie die Reduktion von Food Waste ernst nehmen und ein übermässiger Import von Industriekartoffeln verhindert wird», heisst es in der Mitteilung. Denn besonders hier sei die Nachfrage gross.
Vergangene Woche wurde der Import von zusätzlichen 15’000 Tonnen Veredelungskartoffeln innerhalb des Zollkontingents ab dem 1. September 2024 vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) genehmigt. Der Antrag kam von Swisspatat. Diese Menge dürfte nicht ausreichen, um die Nachfrage zu decken. «Das ist eine erste Tranche, um diese Lücke zu füllen», sagte Swisspatat-Geschäftsführer Bucher zu sda.
Wegen des Krankheitsdruck, der Krautfäule, dürfte es auch Probleme bei der Lagerung geben. Hier fordert der BEBV, dass das Risiko der Lagerung nicht allein von den Produzentinnen und Produzenten, sondern von der gesamten Wertschöpfungskette getragen wird.
Grosse Mengen importiert
Die aktuelle Erhöhung des Importkontingents um 15'000 Tonnen ist bereits die vierte in diesem Jahr. Die ersten drei Erhöhungen um 10’000, 25’000 und zuletzt 12’000 Tonnen hatten mit der schlechten letztjährigen Ernte zu tun. Festgelegt hatte der Bund für 2024 anfänglich ein Importkontingent von lediglich 9250 Tonnen. Nun wird ein Vielfaches davon freigegeben. Bereits im vergangenen Jahr gab der Bund 44’000 Tonnen an Kartoffelimporten frei.