In der vergangenen Woche wurde die Kündigung von Karin Oesch per Ende Mai kommuniziert. In den vergangenen Tagen hat sich die Situation weiter zugespitzt. Die Folge: Oesch muss gehen. Und zwar sofort.
Arbeitsgruppe regelt Nachfolge
Der BEBV teilt am Dienstagabend mit, dass die Geschäftsführerin per sofort freigestellt wird. Die sei im Interesse aller Beteiligten. Oesch erhält bis Ende Mai den Lohn, auf ihre Tätigkeit wird aber verzichtet. Damit der Verband sein Tagesgeschäft fortsetzen kann, wird das bestehende Team rund um die Geschäftsleitung vorübergehend durch eine externe Unterstützung verstärkt, teilt der Verband weiter mit.
Der Prozess zur Nachfolgeregelung von Karin Oesch wird von einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Vorstandsmitgliedern und in Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung, durchgeführt. «Die Ausschreibung der Stelle erfolgt in Kürze», heisst es in einer Mitteilung.
Freistellung
Wird ein Arbeitsverhältnis ordentlich, also unter Einhaltung der gesetzlichen oder vertraglichen Fristen, gekündigt, kann der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmer während der Kündigungsfrist freistellen. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber in der verbleibenden Zeit der Anstellung des Arbeitnehmers freiwillig auf dessen Arbeitsleistung verzichtet, jedoch weiterhin zur Lohnfortzahlung verpflichtet ist. Eine Freistellung kann entweder einseitig vom Arbeitgeber angeordnet oder einvernehmlich zwischen den Vertragspartnern vereinbart werden. Zweck der Freistellung ist unter anderem, dass Mitarbeitende nach ihrer Kündigung keine (weiteren) Betriebsgeheimnisse erfahren oder den Betriebsablauf stören. -> arbeitsrechtinfo.ch
Konflikt dauert schon länger an
Der Zwist zwischen Geschäftsführerin Karin Oesch und BEBV-Präsident Jürg Iseli schwelt schon länger. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Oesch und ihm hätten sich im Laufe der Zeit entwickelt, sagte Iseli vergangene Woche zu schweizerbauer.ch. Ein spezielles Ereignis, dass das Fass zum Überlaufen gebracht habe, gäbe es nicht. Iseli hob gegenüber schweizerbauer.ch hervor, dass Oesch und er in Sachen Verband immer am gleichen Strang gezogen hätten. Die Kündigung hat Iseli offenbar überrascht. «Wir haben nicht damit gerechnet», führte er weiter aus. Iseli wurde Ende März 2023 als Nachfolger von Hans Jörg Rüegsegger zum Präsidenten gewählt.
Jürg Iseli ist seit März 2023 Präsident des Berner Bauernverbands.
Daniel Hasler
Karin Oesch hatte den Arbeitsvertrag per 31. Mai 2024 gekündigt. «Ich habe immer sehr gerne für die Berner Bauernfamilien gearbeitet», schrieb die 45-Jährige in einer internen Mitteilung. «Wenn zwei Köpfe nicht zusammenpassen, ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit nicht möglich», sagte die Agronomin zu schweizerbauer.ch. Sie werde den Bauernverband in guter Erinnerung behalten. «Was ich nach meiner Tätigkeit beim Verband machen werde, ist noch unklar. Ich werde aber mit Sicherheit der Landwirtschaft erhalten bleiben», führte sie aus.
In Sachen Führung gab es doch deutliche Unterschiede. Der Berner Bauernverband habe in dieser Konstellation seine PS nicht auf den Boden bringen können. Ein Verband in dieser Grösse benötige aber eine starke Führung, sagte sie gegenüber Radio Neo1. «Ich wäre oft rascher vorwärts gegangen. Aber weil der Berner Bauernverband ein grosses Konstrukt ist, mit der Politik und der Verwaltung in Verbindung steht und sehr heterogen ist, war das nicht möglich. Dass ich nicht einen Gang höher schalten konnte, hat mich Kraft gekostet», sagte sie weiter.
Oesch kennt den Berner Bauernverband bestens. Ab dem Jahr 2008 leitete sie während elf Jahren den Bereich Bildung. Oesch wurde 2020 Nachfolgerin von Andreas Wyss, der auf eigenen Wunsch den Verband auf Ende Januar 2020 verlassen hatte. Wyss seinerseits trat im Herbst 2012 die Nachfolge von Donat Schneider an.
Aus einem völlig normalen Vorgang macht der Schweizer Bauer einen Knall. Wäre abnormal gewesen, wenn sie bis Ende Mai weitergearbeitet hätte. Aber die Presse muss ja nachhelfen, wenn es zu wenig knallt in der Realität.