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Pflanzendrinks kein Ersatz für Milch

Pflanzendrinks nehmen immer mehr Platz in den Regalen der Supermärkte ein, da die Nachfrage steigt. Doch können sie inhaltlich der Kuhmilch die Stange halten und sind eine Alternative? Eine Studie kommt zu einem deutlichen Fazit.

In den vergangenen Monaten und Jahren haben Pflanzendrinks immer mehr Marktanteile hinzu gewinnen können. Die Nachfrage steigt von Jahr zu Jahr, besonders beim Haferdrink. Mittlerweile sind auch Produkte aus Schweizer Rohstoffen auf dem Markt.

Weshalb haben diese Getränke Aufwind? So verzichten Menschen aufgrund von Allergien oder Laktoseintoleranz auf Kuhmilch. Für andere ist Kuhhaltung ein Problem. Und eine weitere Gruppe geht davon aus, dass ein Haferdrink oder ein Sojadrink gesünder oder zumindest gleichwertig sind.

27 Drinks untersucht

In der Schweiz als traditionelles Grasland ist die Milchproduktion einer der wichtigsten Bereiche der Landwirtschaft und der Konsum von Milch und Milchprodukten war immer sehr hoch. Der Ersatz von Kuhmilch konzentrierte sich lange Zeit vor allem auf die Säuglingsernährung, um für Kleinkinder mit einer Milchproteinallergie, Laktoseintoleranz oder Galaktosaemie eine Alternative zu bieten. 

Nun hat die Forschungsanstalt Agroscope hat 27 Pflanzendrinks aus acht Kategorien (Hafer-, Soja-, Mandel-, Cashew-, Kokosnuss-, Hanf-, Reis- und Dinkeldrinks) und zwei Vollmilchproben untersucht. Forscher analysierten, wie gesund die pflanzlichen Nachahmerprodukte im Vergleich zur Kuhmilch sind. Für alle Proben wurden die Gesamtenergie sowie die jeweiligen Hauptnährstoffe Protein, Fett und Kohlenhydrat bestimmt. Zudem wurden das Aminosäurenspektrum, die einzelnen Fettsäuren und die Kohlenhydrate (Laktose, Saccharose, Fructose, Glukose und Stärke) aufgeschlüsselt analysiert.

Mikronährstoffe wie wasserlösliche Vitamine (C, Biotin, Niacin, Pantothensäure, B1, B2, B6, B12 und Folsäure) sowie die fettlöslichen Vitamine (A, D2, E, K1, and K2) wurden ebenfalls bestimmt. Darüber hinaus wurden Mineralstoffe und Spurenelemente (P, Na, Mn, Mg, K, Fe, Cu, Ca und Zn) in den pflanzlichen Getränken analysiert.

Weniger Energie und Nährstoffe

Eines der Resultate: Insgesamt wiesen die meisten pflanzlichen Getränke eine geringere Energiedichte als Milch auf und enthielten im Allgemeinen einen geringeren Gehalt an allen Makronährstoffen. Dies bedeutet, dass diese Produkte nicht den gleichen Nährwert wie Milch haben und somit keinen gleichwertigen Ersatz für Milch darstellen. Andererseits haben diese Produkte auch das Potenzial, den Energiekonsum zu senken. Die Verwendung von Getränken zur Verringerung der Energiezufuhr ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn die Milchalternativen ähnliche Mengen an essenziellen Nährstoffen enthalten wie Milch.

Bezüglich Proteine kann lediglich der Sojadrink mit der Kuhmilch mithalten. Der höchste Gehalt wurde in einem Sojadrink (4,3g/100g) gefunden, der tiefste in einem Reisdrink (0,06g/100g). Die Soja-Getränke weisen gemäss der Studie auch im Durchschnitt den höchsten Proteingehalt auf (3,8g/100g) und liegen damit etwas höher als Milch (3,3g/100g). Die durchschnittlichen Gehalte von Cashew und Mandeln liegen bei 1,3g/100g bzw. 1,0g/100g. Dinkel, Hanf, Hafer, Kokosnuss und Reis weisen geringe Gehalte von weniger als einem Prozent auf.

Kein Milchersatz für Babys

Die Forscher untersuchten auch die Zusammensetzung der Proteine. «Wir haben die Proteine in den untersuchten Proben speziell auf essenzielle Aminosäuren angeschaut», sagte Barbara Walther, Leiterin der Forschungsgruppe Humanernährung, Sensorik und Aroma bei der Forschungsanstalt Agroscope, im Mai 2023 zur «Sonntagszeitung». Diese Proteine kann der Mensch nur über Nahrung aufnehmen und nicht selbst herstellen. Je grösser das Verhältnis von essenziellen zu nicht essenziellen Aminosäuren in einem Protein ist, desto höher ist der biologische Wert für die Ernährung, heisst es im Artikel.

Das Resultat ist für die Pflanzendrinks ernüchternd. Nur die Sojadrinks kam in die Nähe der Kuhmilch. Alle anderen untersuchten Pflanzendrinks weisen eine schlechtere Proteinqualität auf. Diese Drinks seien deshalb beispielsweise nicht als Milchersatz für Kinder unter sechs Monaten geeignet, hielt Walther fest.

Pflanzliche Getränke angereichert

Deutliche Unterschiede gibt es auch bei den Vitaminprofilen. Um eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen sicherzustellen, die in der Milch reichlich vorhanden sind, ist eine Anreicherung der Pflanzendrinks notwendig, lautet das Fazit der Studie

Ähnlich wie bei den Vitaminprofilen gab es auch bei den Mineralstoff- und Spurenelementgehalten der pflanzlichen Getränke erhebliche Unterschiede zwischen den Produkten. Reis-, Hafer-, Dinkel- und Kokosnussgetränke waren im Allgemeinen arm an Mineralstoffen, mit Ausnahme von Natrium und Chlorid, die durch den Zusatz von Kochsalz ähnlich hoch waren wie bei Milch.

Im Gegensatz dazu erwiesen sich Getränke auf Soja-, Mandel- und Cashewbasis als gute Quellen für Mineralstoffe und Spurenelemente. «Insbesondere Sojagetränke zeigen sich als durchweg reichhaltige Quellen für die meisten Mineralstoffe und Spurenelemente», heisst es in der Studie.

Milch: Optimales Fettverhältnis

Bei älteren Menschen punktet die Kuhmilch ebenfalls. Bei der Regeneration, für die Muskulatur, das Wachstum und die Entwicklung im Körper sind Sojaproteine denen der Kuhmilch deutlich unterlegen. Es braucht die doppelte Menge Sojadrink. «Bei älteren Menschen könnte es ein Problem sein, weil sie weniger Nahrung aufnehmen und mehr Proteine benötigen, um Muskelregeneration und -wachstum zu stimulieren», sagte David Fäh von der Berner Fachhochschule zur «Sonntagszeitung».

Gut abgeschnitten hat die Kuhmilch auch bei den wichtigen Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften, Omega-6-Fettsäuren können Entzündungen fördern. Hier kommt es auf das richtige Verhältnis an. Zu viele Omega-6-Fettsäuren im Körper können die positive Wirkung der Omega-3-Fettsäuren blockieren. Das erwünschte Fettsäureverhältnis (Omega-6 zu Omega-3) sollte nicht über 4:1 zu liegen kommen. Die Kuhmilch erreicht hier den hervorragenden Wert von 3:1, nur der Sojadrink kann mit 7:1 noch mithalten. Das hänge damit zusammen, dass vielen Pflanzendrinks Sonnenblumenöl hinzugefügt werde, das dieses ungünstige Verhältnis aufweise, sagte Walter zur «Sonntagszeitung».

Weil Pflanzendrinks keinen Milchzucker enthalten, können diese für laktoseintolerante Menschen bekömmlicher sein. Es gibt aber auch laktosefreie Milch. Vorsicht walten müssen gemäss den Forschern auch Menschen, die auf Milchproteine allergisch sind. So seien bei Sojaprodukten ebenfalls Allergien bekannt. Und bei einer Glutenunverträglichkeit seien auch Hafer- oder Dinkeldrinks oft keine Alternative.

Keine Alternative

Das Fazit der Forschenden ist eindeutig: Da die meisten pflanzlichen Getränke eine geringere Energiedichte als Milch und im Allgemeinen auch einen geringeren Gehalt an allen Makronährstoffen aufweisen, sind sie kein vollwertiger Ersatz für Milch. Werden sie als vollständiger Milchersatz in der Ernährung verwendet, sind zusätzliche Massnahmen wie die Supplementierung mit Mikronährstoffen erforderlich.

Pflanzendrinks sind keine Alternative zur Milch. Aufgrund des relativ niedrigeren Gesamtproteingehalt und der geringeren Proteinqualität der meisten untersuchten pflanzlichen Getränke wird bei einer Reduktion oder einem Verzicht auf Kuhmilch eine Anpassung der Gesamternährung nötig, dies insbesondere bei Kindern oder älteren Erwachsenen mit einem erhöhten Proteinbedarf.

 «Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind die untersuchten Pflanzendrinks keine Alternative zu Kuhmilch. Wer die Milch mit Pflanzendrinks vollständig ersetzt, muss dies in der Gesamtdiät berücksichtigen und die Ernährung entsprechend anpassen», folgerte Barbara Walther gegenüber der «Sonntagszeitung».

Fazit

  • Die allgemeine Nährstoffzusammensetzung von Pflanzendrinks kann nicht als gleichwertig mit der von Milch angesehen werden.
  • Das Nährstoffspektrum pflanzlicher Getränke unterscheidet sich deutlich von dem der Milch.  Dies gilt auch für den Proteingehalt und die Proteinqualität. Lediglich Pflanzendrinks auf Sojabasis wiesen einen mit Milch vergleichbaren Proteingehalt auf.
  • Der Gehalt an für die Milch wichtigen Vitamine und Mineralstoffe konnte bei den meisten pflanzlichen Getränke nur durch Anreicherung erreicht werden.

-> Hier gibts die gesamte Studie

 

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