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Für ihn produzieren 10’000 Bauern

Unsere langjährige freie Mitarbeiterin Susanne Sigrist macht eine Auszeit in Sri Lanka. Sie wird in unregelmässigen Abständen über landwirtschaftliche Themen aus dem Land berichten. Im dritten Teil berichtet sie darüber, wie ein Unternehmer den Bauern stabile Einkommen ermöglicht.

Susanne Sigrist |

Das Exportunternehmen Bio Foods Ltd aus Sri Lanka hat eine erstaunliche Erfolgsgeschichte hinter sich: 1993 gegründet, zählt es heute mehrere tausend Bauern zu seinen Vertragspartnern. Diese wiederum sind in unabhängigen Bauernverbänden organisiert. Das soziale und umweltfreundliche Modell wurde im Laufe der Jahre mit zahlreichen Preisen gewürdigt – internationalen wie auch europäischen.

Bio-Lebensmittel

Der Gründer von Bio Foods Ltd empfängt die Schweizer Journalistin in seinem Büro in Kaduwela, einer Vorstadt von Colombo. Hier sitzen viele, vor allem jüngere Leute an Bildschirmen in einem Grossraumbüro und wirken ziemlich beschäftigt. Auch Dr. Sarath Ranaweera hat einen vollen Terminkalender. Eben hat er eine Gruppe von kanadischen Besuchern verabschiedet, dann ruft ihn Tochter und CEO Madusha Ranaweera aus London auf seinem Handy an. Die Klimaanlage surrt, Wand und Regal sind dekoriert mit Auszeichnungen, die Bio Foods Ltd verliehen wurden und eine Frau serviert Grüntee.

«Our tea. Try it», sagt der Chairman. Sarath Ranaweera hat das Unternehmen 1993 gegründet. Obwohl er nun die strategische Führung auf eine breitere Basis abgestützt hat, ist er noch immer voll Energie im Geschäft involviert. Bio Foods Ltd lebt vom Export hochwertiger, biologisch produzierter Lebensmittel: Im Hochland von Sri Lanka gewachsener Grün- und Schwarztee, Pfeffer, Zimt, Kardamom, Kokosnuss.

Zahlt Bauern einen Mindestpreis

Einige der Verpackungen, die er in einer Powerpoint-Präsentation an die Wand projiziert, erkenne ich wieder: Sie stehen bei Schweizer Grossverteilern im Regal. Hier in Sri Lanka sehe ich sie praktisch nie, die grosse Mehrheit der Bevölkerung kann sich nur günstige Grundnahrungsmittel leisten, auch ist vielen nicht klar, was biologisch bedeutet. «Organic food?» fragen sie. Nie gehört.

Bio Foods Ltd ist mehr als die Erfolgsgeschichte eines intelligenten Mannes, der sein Geld mit Auslandgeschäften im Bio-Lebensmittelmarkt macht. Nein, Sarath Ranaweera praktiziert ein Modell, von dem auch seine Vertragsbauern profitieren. «Ich bezahle ihnen für ihre Produkte einen Mindestpreis», erklärt er. «Das heisst, auch bei Preisschwankungen bleibt ihr Einkommen stabil. Diese Sicherheit ist für sie einer der wichtigsten Gründe für eine Zusammenarbeit mit uns.» Etwa 10'000 Bauern produzieren für Bio Foods Ltd, rund 3000 weitere sind zudem als Organic Farmers (Biobauern) zertifiziert.

Gründung basiert auf Spitalaufenthalt

Sarath Ranaweera führt aus: «Leider haben wir hier eine richtige Zertifizierungsmafia, deren Tarife sich die wenigsten leisten können.» Bio Foods Ltd gibt nicht nur eine Abnehmergarantie, sondern hat auch aktiv Bauernvereinigungen aufgebaut: Der Austausch zwischen Produzenten und Abnehmer läuft auf Augenhöhe, die Bauern sind vollwertige Partner von Bio Foods Ltd. Zusätzlich existiert eine unabhängige Organisation (MOPA), welche kontrolliert, dass keine konventionell produzierte Ware ins System gelangt. «Es darf nicht sein, dass einer unserer Produzenten von seinem Nachbarn etwas dazukauft und dann uns weiterverkauft», sagt er.

Anlass für die Firmengründung war ein persönliches Erlebnis. Ranaweera hatte in den 80er-Jahren ein mit Chemikalien verseuchtes Getränk konsumiert, dessen Inhalt ihn zu einem Spitalaufenthalt zwang. Der Vorfall machte ihn nachdenklich, er wechselte seine Studienrichtung und begann, sich für eine gesunde Lebensmittelproduktion zu interessieren. In einem zweiten Schritt versuchte er, ein Unternehmen aufzubauen. «Bauern für eine nachhaltige Produktion zu gewinnen, war sehr schwer», erinnert er sich. «Sie vertrauten meinen Worten nicht. Es waren die Dorfvorsteher, mir schliesslich halfen, die Sache ins Rollen zu bringen», führt er aus.

Zahlreiche Auszeichnungen

Heute gibt es in Sri Lanka über 400 Firmen, welche Bioprodukte herstellen, aber Bio Foods Ltd gehört zu den Pionieren der ersten Stunde. Für diese Aufbauarbeit wurde die Firma mit zahlreichen Preisen geehrt, einer der bedeutendsten war 2014 der «Fairest Fairtrader of the World». Im gleichen Jahr bekam MOPA die Auszeichnung als «Best Small Farmer Organization in Asia». 2020 war Bio Foods Ltd «Winner at German Sustainability Awards for Best Global Corporate Partnerships». Aber auch im eigenen Land wurde man auf das Unternehmen aufmerksam: 2015, 2016, 2019 und 2020 wurde ihr der «Presidential Export Excellence Award for Highest Value Added Exporter in Organic Products Sector in Sri Lanka» verliehen.

Die Ausrichtung auf das Ausland brachte es mit sich, dass Sarath Ranaweera viel in Europa, Asien und Südamerika unterwegs war und noch immer ist. Meist ging es um mehr als das Knüpfen von Kontakten für einen florierenden Export. Seine Gastgeber waren ebenso an seiner Geschäftsphilosophie interessiert und wünschten einen inhaltlichen Austausch. Noch immer hält er viele Vorträge im In- und Ausland, um sein Wissen weiterzugeben. «Am besten ist es, wenn bereits Schulkinder lernen, was gesunde Landwirtschaft bedeutet. An den Universitäten sind viele Studenten bereits zu festgefahren, als dass sie für neuen Ideen offen wären», meint er.

Weit mehr als ohne Chemikalien

«Organic» bedeutet für ihn persönlich viel mehr als «no chemicals». «Richtige biologische Landwirtschat heisst: Sozialverträglich, umweltfreundlich, kulturell nachhaltig und ökonomisch wertvoll», hält er fest. «Leider haben wir den Dialog mit der Natur verloren und viele Böden in unserem Land sind durch den jahrelangen Einsatz von Pestiziden tot. Darum verkaufen wir von Bio Foods Ltd organischen Dünger, nicht nur an unsere Bauern, sondern im ganzen Land», erklärt er.

Auf seine nächsten Ziele angesprochen, zögert er nicht mit einer Antwort: «Nitrous oxide: Mir persönlich bereiten vor allem die N2O-Emissionen Sorgen. Die stickstoffhaltigen Düngemittel sind dafür verantwortlich und sie vergiften unsere Luft, unsere Erde, unser Wasser. Wer wird dafür bezahlen, wer das Problem lösen? Ich habe einen Weg vorbereitet, jetzt müssen ihn die kommenden Generationen weitergehen», sagt Sarath Ranaweera.

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Kommentare (2)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Peter | 31.07.2024
    Endlich mal ein beitrag, der die bio landwirtschaft in ihrem wurzeln erklärt und nicht irgendwelche grabenkämpfe verschiedener bio labels. Es geht wirklich darum, den böden ihre mikrobiologie zu erhalten !! Das hilft extreme dürre oder nässe perioden besser zu überstehen. Kunstdünger und pestiziede zerstören das kleine leben im boden und dieser versandet zunehmend. Kupfer und schwefel sind notwendige übel in der bio landwirtschaft und dürfen nur in kleinen mengen eingesetzt werden. Unser wasser wird nicht kontaminiert...!!!
  • Ulrich Heimberg | 26.07.2024
    Markus Ritter ist nicht befähigt, unseren Bauern garantierte Abnahmepreise zu ermöglichen. Für Sri Lanka scheinbar kein Problem !
    Die Schweiz, ein Entwicklungsland ?!
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