In den vergangenen Wochen war Ferienzeit. Die Frage, wann, wo und vor allem wie lange Urlaub gemacht wird, ist nicht immer ein einfaches und konfliktfreies Thema, vor allem in bäuerlichen Haushalten.
Bauern machen deutlich weniger Ferien
Bis endlich das meteorologische Zeitfenster passt, die Hühner geladen, die Kartoffeln gespritzt, das Stroh geräumt, der Garten gejätet und das Essen der Angestellten organisiert ist, die Kühe gekalbt haben, die Angestellten instruiert sind, die Schnitzelheizung einwandfrei funktioniert, die Liste ist unendlich, fliessen wertvolle Ferientage vorbei.
Dass Bauernfamilien generell weniger Ferientage in Anspruch nehmen, als die restlichen Erwerbstätigen in der Schweiz, bestätigen die Ergebnisse der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE), der Jahre 2019, 2020 und 2021: Im Durchschnitt genossen die Landwirte/Innen neun und die Bäuerinnen sieben Tage frei pro Jahr. Im Vergleich, gewerbetreibende Männer genossen 21 Tage Ferien und die Frauen 17 Tage. Gar ein Viertel der Landwirte/Innen und fast ein Drittel der Bäuerinnen bezogen keine Ferien. Auffallend sind auch die geschlechterspezifischen Unterschiede. Aber das ist ein anderes Thema…
Acht bis zehn Tage
Etwas naiv gefragt, warum eigentlich machen Landwirte/Innen und Bäuerinnen weniger Ferien? Das Arbeitswissenschaftliche Kolloquium von Christina Umstätter aus dem Jahre 2018 zur «Stresswahrnehmung in der Schweizer Landwirtschaft», zeigt, dass eine hohe Arbeitsbelastung, monetäre Sorgen, administrative Aufgaben und Vorschriften unsere Landwirte/Innen und Bäuerinnen belasten. Die Arbeit zeigt jedoch auch auf, dass es äusserst zufriedene Landwirte/Innen und Bäuerinnen gibt. Aber, und das ist jetzt eine reine Vermutung, da ich es aus dieser Arbeit nicht herauslesen konnte, das sind wohl diejenigen, welche sich jährlich ein paar Tage frei gönnen können oder wollen.
Denn, und das scheint mir wichtig zu wissen, nur ein paar wenige Tage im Jahr reichen anscheinend aus, um sich erholen zu können. Ein finnisches Wissenschaftlerteam der Universität Tampere fand 2012 heraus, wie lange Ferien dauern müssen, damit man sich richtig erholen kann. Dieser Studie zufolge sind es acht bis zehn Tage. Ab dem achten Tag haben sich Geist und Körper an die Temperaturen, das Essen und den Ort gewöhnt, dann setzt Entspannung ein. Auch spannend zu wissen, eine längere Ferienzeit erhöhte die Zufriedenheit nicht wesentlich als eine kürzere. Nur Reisende innerhalb unterschiedlicher Zeitzonen brauchen mehr Erholungstage. Ob unter den Befragten auch Landwirte/Innen oder Bäuerinnen waren, weiss ich leider nicht.
Den Finnen abschauen
Aber da die Finnen beim diesjährigen «World Happiness Report 2023» bereits zum sechsten Mal als Sieger vom Platz gingen, die Schweiz übrigens auf Platz acht, scheinen sie in Fragen der allgemeinen Volksgesundheit, glaubwürdig zu sein. Wichtiges Standbein ihrer Gesundheit ist, nebst einem tragfähigen Sozialsystem, die Sauna. Zweimal pro Woche ein Saunagang senkt den Blutdruck, den Blutzucker, die Immunität wird gesteigert und die Stressresistenz erhöht.
Finnen/Innen geniessen ein hohes soziales Vertrauen (ein verlorenes Portemonnaie wird zurückgebracht), verbringen viel Freizeit im Wald und den Seen (viele Ferienhäuser haben kein fliessendes Wasser, denn sie baden lieber in Seen), sie haben realistische Vorstellungen vom Besitztum, schätzen, was sie haben (und nicht, was sie nicht haben) und die Gesundheitsversorgung und Bildung sind für alle kostenlos. Zudem stehen Arbeitnehmenden, nebst 13 nationalen Feiertagen, vier Wochen Sommerferien und eine Woche Winterferien zu. Wovon wahrscheinlich auch die finnischen Landwirte/Innen und Bäuerinnen nur träumen können.
Sauna und baden
Zugegeben, das Sozialsystem, ein entscheidender Faktor für das subjektiv wahrgenommene Glück, in der Schweiz ist anders. Dennoch ziehe ich folgende Schlussfolgerungen, die zu gesundheitlichem Wohl beitragen könnten: Man gehe neun Tage hintereinander in die Ferien, man baue sich eine Sauna, man badet regelmässig (im See, im Fluss, in der Badewanne, Hauptsache kalt!) und schätze, was man hat.
Oder, ist man noch Junglandwirt/In, zieht man gleich nach Finnland, denn der finnische Agrarsektor hat mit Überalterung zu kämpfen, … also auch hier, ist nicht alles nur «happy».
Und übrigens, schöne Ferien!
Blog Beatrice Blaser
Die bereits erschienenen Blog-Einträge von Beatrice Blaser findet Ihr hier
Jetzt wären aber Beispiele, wie man es machen kann/ könnte super.
Die nächste Generation wird einen Weg finden / müssen um Arbeit, Arbeitsplätze und die eigene Gesundheit näher zusammen zu bringen.