In 50 Jahren wird die Landwirtschaft nicht mehr so sein wie heute. Man muss kein Visionär sein, um das behaupten zu dürfen. Veränderungen hat es in der Landwirtschaft schon immer gegeben. Kommt es aber dieses Mal zu einer «landwirtschaftlichen Revolution»?
Vorteile und Ängste
Liest man Schlagworte wie «Innovationszentrum für moderne Technologien», «Satellitenbilder», «künstliche Intelligenz», «Algorithmen», «Roboter», «Drohnen», so denkt man kaum zuerst an die Landwirtschaft. Doch genau diese Phänomene verbreiten sich immer mehr in Feld und Stall. Moderne Technologien bieten für die Landwirtschaft klare Vorteile, stellen aber auch viele Traditionen in Frage. Und sie lösen Ängste und Unsicherheiten aus.
Die einen sehen durch den technologischen Wandel die Traditionen der Landwirtschaft bedroht, befürchten den Verlust der Eigenständigkeit und eine zunehmende Kontrolle durch den Bund. Die anderen jedoch sehen darin eine hoffnungsvolle Chance, ist einem Bericht der «NZZ» zu entnehmen. Auf eine Gruppe wirke die moderne Technik jedoch besonders anziehend.
Drohnen retten Kartoffelernte
Im Bericht der «NZZ» wird auch die Drohne als eine der neuen Technologien vorgestellt, die den Landwirtinnen und Landwirten heute zur Verfügung stehen. Als konkretes Beispiel wird die Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln angeführt, die letztes Jahr wegen des verregneten Frühlings grosse Probleme bereitete. Die Felder waren so nass, dass sie mit schweren Maschinen nicht befahren werden konnten.
Den Drohnenpiloten Martin Germann und Adrian Hohl von der Agrargenossenschaft Landi Weinland sei es in einigen Fällen aber gelungen, die nötigen Pflanzenschutzmittel aus der Luft auszubringen. Ein Teil der Kartoffelernte konnte dadurch gerettet werden, schreibt die «NZZ».
Selbstfahrende Mähdrescher
In der «Future Farm» von Agroscope oder am «Institut für Intelligente Systeme und Smart Farming» der Ostschweizer Fachhochschule (OST) wird intensiv an der Landwirtschaft der Zukunft gearbeitet. (-> Neues Institut soll Smart Farming zu Bauern bringen). «Die digitalen Technologien haben sich viel schneller durchgesetzt, als ich erwartet hätte», wird Urs Niggli von der «NZZ» zitiert. Urs Niggli ist Leiter des Instituts für Agrarökologie in Aarau.
Sie treiben die «Future Farm» voran (v. l. ): Ueli Schild, Nicolas Helmstetter, Roman Gambirosio, Jack Rietiker, Christian Eggenberger, Nils Zehner und Florian Bachmann an der Medienkonferenz im Juni 2024.
Isabelle Schwander
Was den technologischen Wandel vorantreiben würde, wären immer günstigere und kleinere Geräte. Aber auch im grossen Stil werde geforscht. So gebe es bereits Testläufe mit selbstfahrenden Mähdreschern. Und schon bald würden landwirtschaftliche Maschine über GPS und Satellitendaten gesteuert, zeigte sich Niggli überzeugt.
Angst vor mehr Überwachung
Auch wenn einige Bauern die Vorteile der neuen Technologien vordergründig stellen, wie Arbeitserleichterung, eine effizientere Produktion und weniger Umweltschäden, so gebe es auch Landwirte, die dem technologischen Wandel kritisch bis ablehnend gegenüberstehen
ein Pilotprojekt zur Verbesserung des Tierwohls.
Suisag
Denn Bauern seien keine IT-Spezialisten, für den Einsatz von Drohnen brauche es eine Lizenz und wenn der Melkroboter nicht mehr funktioniere müsse ein Spezialist gerufen werden. Das führe zu einem Verlust an Eigenständigkeit, folgert die «NZZ». Befürchtet wird aber auch eine zunehmende Überwachung durch den Staat, dem durch die Technologisierung einfachere Überwachungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Attraktiv für junge Generation
Der technologische Wandel bedroht aber auch landwirtschaftliche Traditionen. Denn Traditionen schliessen Innovationen nun einmal aus. Und Innovationen sind nur möglich, wenn man von den Traditionen abweicht. Die junge Generation würde sich aber gerade wegen der neuen, innovativen Technologien wieder verstärkt der Landwirtschaft zuwenden, heisst es im Bericht der «NZZ» .
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