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Landwirtschaft soll Verwaldung stoppen

Der Schweizer Wald erobert sich jedes Jahr eine riesige Fläche zurück. Dies auch zulasten landwirtschaftlicher Nutzflächen. Im Wallis hat das Parlament ein Postulat angenommen, dass dies verhindern soll. Die Regierung aber sieht keinen Handlungsbedarf. Auch Agroscope wird hier in die Pflicht genommen, denn das Problem sei struktureller Natur. 

Aron Pfammatter (Mitte, VS) hat im Walliser Parlament für eine Überraschung gesorgt. Sein Postulat «Stopp der Verbuschung und Verwaldung - Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzflächen fördern» wurde vom Grossen Rat mit 122 gegen 0 Stimmen angenommen. Das Postulat wird jetzt an die Regierung überwiesen, die sich für dessen Ablehnung ausgesprochen hat.

Pfammatter sieht in der Verwaldung nicht nur eine Bedrohung für die Landwirtschaft, sondern auch für die Biodiversität und den Tourismus. Deshalb brauche es nicht nur finanzielle Anreize für Bäuerinnen und Bauern, sondern auch zusätzliche Instrumente, um die Verwaldung einzugrenzen, heisst es in einem Bericht vom «Walliser Bote».

Regierung empfahl Ablehnung

Für die Walliser Regierung hingegen gehört es zu den grundlegenden Aufgaben der Landwirtschaft, die Verbuschung und Verwaldung von landwirtschaftlicher Nutzfläche zu bekämpfen. Die bestehenden Gesetze und Massnahmen würden ausreichen, ist dem Bericht weiter zu entnehmen. Die Walliser Regierung hat sich deshalb gegen das Postulat ausgesprochen. 

Obschon das Postulat also auch von den Grünen, der SP und sogar von der FDP angenommen wurde, bleiben Zweifel an dieser Stossrichtung bestehen. So werde das eigentliche Problem allein mit diesem Postulat nicht gelöst, meint Grossrätin Brigitte Wolf (Grüne, VS).

Wolf erkennt in der Verwaldung auch ein strukturelles Problem, nämlich die kontinuierliche Abnahme des Tierbestandes und der Landwirtschaftsbetriebe. Hier wird auch die Forschungsstelle Agroscope in die Pflicht genommen.

1’000 Hektaren mehr Wald pro Jahr

Die Fläche des Waldes wächst jedes Jahr um 4'000 Hektaren. Nachvollziehbar ist, dass sich diese Zunahme der Waldfläche im Mittelland weniger stark niederschlägt als in den Bergkantonen. Wallis sei von dieser Zunahme besonders betroffen, heisst es im Bericht weiter. Denn im Wallis wachse die Waldfläche jedes Jahr um 1'000 Hektaren.

Und wenn etwas mehr Platz braucht, hat es für etwas Anderes weniger davon übrig. Und hier setzt das Postulat von Pfammater an. Die Ausbreitung des Waldes erfolge oft zulasten der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Mit finanziellen Anreizen und geeigneten Massnahmen gelte es die Reduktion dieser Nutzfläche zu stoppen. Dies würde auch im öffentlichen Interesse liegen, führt der Mitte-Fraktionschef aus.

Auch Tourismus profitiert

Einmal würden landwirtschaftliche Nutzflächen einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität leisten. Dann würde sie das Einkommen der Landwirtinnen und Landwirte sichern helfen. Und letztlich würde auch der Tourismus von einer gepflegten Landschaft profitieren.

«Daher sind spezielle Unterstützungen vorzusehen für Bauern, die der Verbuschung und Verwaldung entgegenwirken und landwirtschaftliche Nutzflächen wiederherstellen», wird Pfammatter vom «Walliser Bote» zitiert. Zusätzlich sollen geeignete Massnahmen geplant werden, um eine unerwünschte Ausdehnung der Waldfläche einzuschränken. Welche Massnahmen das sein könnten, ist dem Bericht nicht zu entnehmen.

Geringer Viehbestand

Die Regierung hat das Postulat zur Ablehnung empfohlen. Es gehöre zu den grundlegenden Aufgaben der Landwirtschaft, die Verbuschung und Verwaldung von landwirtschaftlicher Nutzfläche zu bekämpfen, so die Argumente der Walliser Regierung.

Der Viehbestand im Wallis sei durchschnittlich gering. Die Problematik bestehe deshalb nicht darin, neue Wiesen und Weiden zu schaffen. Es gelte vielmehr zu vermeiden, dass sich bestehende Wiesen und Weiden weiter verbuschen.

Und um Wiesen und Weiden angemessen zu pflegen, seien die Direktzahlungen ein gutes Instrument, heisst es im Bericht. Zudem würde der Kanton diesbezüglich bereits Strukturhilfen leisten. Und er wolle durch die Förderung einheimischer Rassen auch dazu beitragen, dass sich der Viehbestand erhöhe.

Auch Wissenschaft ist gefordert

Bei der Debatte um das Postulat von Pfammatter hiess es, dass auch die Wissenschaft ihren Teil zur Problematik beitragen sollte. Und das tut sie auch.

Agroscope hat so 2021 die neue Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft lanciert. Diese soll praxisorientierte Lösungen für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Betriebe im Berggebiet entwickeln. An diesem Projekt sind die Bergkantone Wallis, Bern, Graubünden, Tessin und Uri beteiligt. 

Ein anderes Projekt von Agroscope mit dem Namen ««Robustalps» untersuchte die agrarökologische Entwicklung von Alpweiden. Sehr speziellen Tieren galt damals die Aufmerksamkeit. Lesen Sie dazu den Artikel «Mit Hochlandrinder gegen die Verbuschung». 

Ein «altes» Problem?

Aron Pfammatter ist nicht der erste Politiker, der auf die Problematik der Verwaldung aufmerksam macht. Bereits vor mehr als 10 Jahren wurde diese Thematik im Nationalrat debattiert. Der ehemalige Nationalrat Erich von Siebenthal (SVP, BE) hat 2013 die Motion «Wiederherstellung und Erhaltung von verbuschten und verwaldeten landwirtschaftlichen Nutzflächen» eingereicht. Sein Votum vom 3. Mai 2012 können Sie im Video unten nachsehen. Lesen Sie dazu auch den Artikel «Bund muss Verbuschung und Verwaldung verhindern».

 

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