Der Schweizer Schweinemarkt leidet seit Monaten an einem Angebotsüberhang. Im November wurden Marktentlastungsmassnahmen ergriffen. Dazu wurden Gelder eingesetzt, die hauptsächlich von den Produzenten stammen. Die Ziele sind erreicht, der Abzug wird am 9. März eingestellt.
Der Schweinemarkt sollte sich eigentlich selbst regulieren. «Angebot und Nachfrage an Ferkeln für die Mast und an Schlachtschweinen bestimmen in jedem Teilmarkt den Preis», hält die Branchenorganisation Proviande. Der Schweinezyklus charakterisiert denn auch den Markt: Bei hohen Preisen dehnten die Bauern die Produktion aus, bei tiefen Preisen steigen Schweinehaltende aus der Produktion aus.
Ferkelexport im Sommer 2022
Doch in den vergangenen Monaten geriet der Markt vollends aus den Fugen. Es gab zu viele Schlachtschweine, diese konnten nicht mehr abgesetzt werden. Die Folge: Die Ställe wurden immer voller und voller. Und es setzte ein nie dagewesener Preiszerfall ein. Grund für den massiven Angebotsüberhang war die gute Marktsituation während der Pandemie. Aufgrund der erhöhten Nachfrage dehnten die Produzenten die Bestände aus. Doch mit der Rückkehr in die Normalität kam das böse Erwachen.
Im Sommer 2022 wurden Ferkel exportiert, um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. «Es ist die am wenigsten schlechte von schlechten Varianten», sagte Suisseporcs-Präsident Meinrad Pfister Ende Juli 2022 zu «Schweizer Bauer». Doch die Massnahmen zeigte nicht den durchschlagenden Erfolg. Und die Ställe wurden immer voller. Weil die Tiere nicht der Schlachtung zugeführt werden konnten, drohte ein Überschreiten der Tierschutzvorschriften.
Einlagerung und Export
Um dies zu verhindern, erarbeitete die Branche Marktentlastungsmassnahmen. Ende November gab die Branchenorganisation Fleisch, Proviande, die Eckdaten bekannt. Einerseits wurde eine Einfrieraktion von Schweinefleisch beschlossen. Die freiwillige Einlagerung dauerte bis am 23. Dezember 2022. Es wurden knapp 15’000 Schlachtschweine aus dem Markt genommen. Finanziert werden solche Einlagerungsaktionen vom Bund über die sogenannten Beihilfen für die Viehwirtschaft. Rund 3,1 Millionen Franken davon sind für den Fleischsektor bestimmt.
Proviande
Als weitere Massnahmen wurde der Export von Schweinefleisch. Da die Preise im Ausland noch tiefer sind als in der Schweiz, brauchte es Gelder für die Verbilligung. Für die Finanzierung des befristeten, privatrechtlich organisierten Exportgeschäftes wurde ein Fonds gebildet. Pro Kilogramm Schweinefleisch wurden 20 Rappen eingezogen. Den Hauptanteil, 15 Rappen, wurden von den Produzenten alimentiert. Die restlichen 5 Rappen wurden durch die Händler in den Fonds einbezahlt. Ziel der Massnahmen: Mit dem Einlagern von Schweinefleisch und dem Export von Schweinehälften soll der Markt um rund 50'000 Schweine entlastet werden.
7,8 Millionen eingesetzt
Gemäss Mitteilung der Proviande haben die Entlastungsmassnahmen Wirkung gezeigt. Der Krisenstab Schweinemarkt hat entschieden, die Exportbeiträge der Mäster und Händler (CHF 0.20 / kg SG) per 9. März 2023 aufzuheben. «Somit gelten ab dem 10. März 2023 bei den Schlachtschweinen wieder die normalen Marktpreise», heisst es in der Mitteilung. Der Entscheid kommt nicht ganz überraschend. Bereits Mitte Februar teilte die Proviande mit, dass sich die Marktsituation verbessert habe und die Abzüge spätestens Mitte März eingestellt würden.
Der Fonds wurde reichlich gefüllt, wie aus dem Communiqué hervorgeht. Vom 5. Dezember 2022 bis zum 5. März 2023 wurde der Topf rund 10.4 Mio. Franken gespiesen. Die Abzüge wurden bei 52 Millionen Kilo Schweinefleisch vorgenommen, das sind gemäss Proviande rund 567'000 Schweine.
Proviande
Für den Export von Schweinehälften, vor allem nach Deutschland, wurden 6,9 Millionen Franken vom Fonds eingesetzt. Weitere 0,9 Millionen wurden für die Ausfuhr von Wurstfleisch eingesetzt. Damit wurden erst 7,8 Millionen des Fonds eingesetzt. «Nachdem die Abzüge für die Exportbeiträge nun eingestellt werden, wird weiterhin noch Wurstfleisch exportiert und der Fonds anschliessend saldiert und aufgehoben», heisst es weiter. Mit den restlichen 2,6 Millionen Franken wird also die Ausfuhr von Wurstfleisch verbilligt.
Suisseporcs will Modell vorlegen
Mit den beiden Marktentlastungsmassnahmen sei das Ziel erreicht worden: «Die Verhinderung eines Marktversagens mit verheerenden Folgen für die ganze Wertschöpfungskette, insbesondere aber für die Tiere in den Ställen», hielt die Proviande Mitte Februar fest.
Die Organisation lobte die Branche. Bauern, Handel, Verarbeiter, Exportorganisationen, europäischen Abnehmer und der Bund hätten gemeinsam «tierschutzrelevante Überbelegungen in den Schweineställen» und einen noch drastischeren Rückgang der Schweinepreise weitestgehend verhindert können.
Suisseporcs will Mitte März dem Proviande-Verwaltungsrat ein Modell zur Stabilisierung des Schweinemarktes vorlegen.
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