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In der Schweiz wird nun Laborfleisch produziert

Das israelische Unternehmen Aleph Farms baut im zürcherischen Kemptthal eine europäische Produktionsbasis für kultiviertes Fleisch aus Rinderzellen auf. Die Anlagen laufen bereits.

sda/blu |

Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) informierte am Donnerstag anlässlich eines Medienanlasses vor Ort über die Ansiedlung des Unternehmens. Anschliessend stand eine Tour durch die Produktionsstätte auf dem Programm.

Dabei wurde auch die Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen Aleph Farms und The Cultured Hub AG bekannt gegeben, einem Schweizer Joint-Venture von Migros Industrie, Givaudan und Bühler. Ziel des Hubs ist es, kultivierte Lebensmittel- und Non-Food-Produkt durch zelluläre Landwirtschaft zu kommerzialisieren. Am Standort Kemptthal stellt er Start-ups die nötige Infrastruktur sowie unterstützende Dienstleistungen bereit.

Europäische Produktionsbasis

Mit dieser Unterzeichnung erreiche Aleph Farms einen «wichtigen Meilenstein» seiner internationalen Expansion und schaffe eine europäische Produktionsbasis. Damit lege das Unternehmen den Grundstein für die «lokale Herstellung der Premium-Linie kultivierten Rindfleischs», heisst es in einer gemeinsamen Medienmitteilung von Aleph Farms, The Cultured Hub und der Zürcher Volkswirtschaftsdirektion. Gleichzeitig entstehe durch die Vereinbarung ein «langfristiger Rahmen» für die Produktion im Kanton Zürich.

Die Ansiedlung von Aleph Farms sei ein «bedeutender Schritt» für die Region, heisst es in der Medienmitteilung. Regierungsrätin Walker Späh sagte, sie freue sich auf die vielen Innovationen im Bereich Food-Tech, die Aleph Farms im Kanton Zürich vorantreiben werde. «Die Ernährungsbranche ist ein Zukunftspfeiler einer widerstandsfähigen Volkswirtschaft», so Walker Späh.

Erstes Zulassungsgesuch gestellt

«Migros Industrie ist seit 2019 ein zentraler strategischer Partner. Unsere Zusammenarbeit mit The Cultured Hub baut auf jahrelanger gemeinsamer Arbeit auf, um die regulatorischen und operativen Grundlagen für kultiviertes Fleisch in der Schweiz zu schaffen», erklärte Didier Toubia, Mitgründer und CEO von Aleph Farms sowie Geschäftsführer ad interim der Aleph Farms AG.

In-vitro-Fleisch

In-vitro-Fleisch (von lateinisch in vitro ‚im Glas‘), auch Kulturfleisch, kultiviertes Fleisch, schlachtfreies Fleisch, umgangssprachlich Laborfleisch, ist das Ergebnis von Gewebezüchtung mit dem Ziel, Fleisch zum menschlichen Verzehr im industriellen Massstab in vitro herzustellen. In-vitro-Fleisch wird zu den Fleischalternativen gezählt.

In-vitro-Fleisch wird das Potenzial zugeschrieben, erhebliche globale Probleme im Zusammenhang mit den Umweltauswirkungen der Fleischproduktion, dem Tierschutz, der Ernährungssicherung und der menschlichen Gesundheit zu lösen. Die zugrundeliegende Biotechnologie wird schon länger in der Medizin mit menschlichen Hautzellen verwendet, um Transplantate für Schwerbrandverletzte zu züchten.

Die Partnerschaft unterstützt Aleph Farms’ Ziel, die Produktion zu dezentralisieren und die Resilienz der Schweizer Fleischversorgung zu stärken, von der derzeit rund 20 Prozent importiert werden. Das in Israel ansässige Unternehmen produziert kultivierte Steaks. Im Juli 2023 hatte es mit Unterstützung von Migros Industrie beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen das erste Zulassungsgesuch für kultiviertes Rindfleisch in der Schweiz eingereicht.  Vor 2030 dürfte das Produkt allerdings nicht in die Läden kommen. Sobald die Behörden ihre Zustimmung gegeben haben, dürfte das Produkt zunächst der gehobenen Gastronomie angeboten werden, sagte damals Migros-Sprecher Tristan Cerf.

Auch Planted in Kempthal

2023 erhielt Aleph Farms auch von Israels Gesundheitsministerium die weltweit erste Zulassung für kultiviertes Rindfleisch, besser bekannt als «Laborfleisch». Seit der Gründung 2017 präsentierte das Unternehmen 2018 laut Medienmitteilung das weltweit erste kultivierte Dünnschnitt-Steak, 2021 ein Ribeye-Steak sowie 2022 kultiviertes Kollagen. Aleph Farms wird von Lebensmittelunternehmen, Finanzinstituten sowie Staatsfonds aus dem Nahen Osten und Südostasien unterstützt, wie es weiter heisst.

Ebenfalls in Kemptthal angesiedelt ist der Fleischersatzhersteller Planted, der 2019 als Spin-off der ETH Zürich gegründet wurde.

2013 erster Burger aus Laborfleisch

Das niederländische Unternehmen Mosa Meat hatte 2013 den ersten Burger aus im Labor kultiviertem Fleisch vorgestellt. Dieser wurde damals mit Kosten von über 270’000 Franken veranschlagt. «Der Burger war 2013 noch so teuer, weil es damals eine neue Wissenschaft war und wir in sehr kleinem Massstab produzierten», erklärte eine Sprecherin von Mosa Meat im Sommer 2019. «Sobald die Produktion hochgefahren ist, rechnen wir mit Herstellungskosten von rund neun Euro», sagte sie weiter.

Steigende Fleischnachfrage

Seither wurden mehrere Unternehmen gegründet, die in diesem Bereich forschen und auf den Marktdurchbruch hoffen. Dies vor allem auch deshalb, weil der Fleischkonsum weiter steigen wird. Gemäss Berechnungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wird die weltweite Nachfrage nach Fleisch bis 2050 um 50 Prozent ansteigen.

Die Befürworter von sogenanntem «Clean Meat» glauben, dass Laborfleisch der einzige umweltverträgliche Weg ist, um den wachsenden Fleischbedarf zu decken. Studien gehen davon aus, dass der Markt für solche Produkte bis im Jahr 2050 auf etwa 10 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Die Ressourcen für die Lebensmittelproduktion jedoch sind begrenzt. Die Land- und Ernährungswirtschaft ist gemäss Forschern gefordert, Lösungen für eine effiziente Produktion von Nahrungsmitteln zu finden, welche die Umwelt nicht zusätzlich belasten.

Akzeptanz als Hindernis

Ob Laborfleisch der Durchbruch gelingt, hängt von den Konsumentinnen und Konsumenten ab. Gegenüber der neuen Technik gibt es derzeit aber noch viel Skepsis. Eine   repräsentative Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts   zeigt, dass eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer misstrauisch bleibt. 66 Prozent würden Laborfleisch nicht probieren – noch zurückhaltender ist die Schweizer Bevölkerung nur gegenüber neuen Produkten wie Insekten und pilzbasiertem Kaffee gegenüber, die von 72 Prozent beziehungsweise 67 Prozent abgelehnt werden. Nur 20 Prozent würden sich dafür entscheiden, Laborfleisch zu probieren.

Eine Schlüsselrolle für die Akzeptanz spielen laut Forscherteam des Gottlieb Duttweiler Instituts Bildung, Information, Verfügbarkeit und wettbewerbsfähige Preise. Ein möglicher Paradigmenwechsel durch die Einführung von «True Prices», die soziale und ökologische Kosten einbeziehen, könnte konventionelles Fleisch verteuern und Laborfleisch attraktiver machen.

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