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Migros-Chef verlässt Unternehmen

 

Fabrice Zumbrunnen wird den Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) Ende April 2023 verlassen. Nach zehn Jahren in der Generaldirektion und fünf Jahren als deren Präsident will er beruflich neue Wege gehen, teilt die Migros am Dienstagabend mit.

 

2013 trat der Neuenburger in die Generaldirektion des MGB ein. Dort leitete er während fünf Jahren das Departement HR, Kulturelles & Soziales, Freizeit. Am 1. Januar 2018 übernahm Zumbrunnen das Ruder bei der Migros. Er trat die Nachfolge von Herbert Bolliger an, der während 13 Jahren die Migros leitete.

 

Vorher Chef von Migros Neuenburg

 

Zumbrunnen verstehe den klassischen Detailhandel. Er habe sich aber auch stark in das Thema Digitalisierung vertieft, liess die Migros nach der Wahl im März 2017 verlauten. Er sei ein Garant für Kontinuität. «In Zeiten des sich stark verändernden stationären wie auch digitalen Geschäfts ist das umso wichtiger», so die Detailhändlerin weiter.

 

Vor seiner Zeit in der Direktion in Zürich arbeitete Zumbrunnen während 16 Jahren für die Migros Neuenburg-Freiburg. Zuerst als Verkaufschef, anschliessend als Verantwortlicher für das Marketing und die Logistik. 2005 wurde zum Geschäftsleiter gewählt. 

 

«Fordernde Jahre»

 

Zumbrunnen studierte an der Universität Neuenburg Betriebswirtschaft und Soziologie. Nun hat sich der 53-Jährige entschieden, den Detailhandelsriesen zu verlassen. «Nach über 26 Jahren bei der Migros habe ich mich entschlossen, nochmals etwas Neues anzufangen», lässt sich der Romand zitieren.

 

«Die letzten zehn Jahre in der Generaldirektion, davon fünf als deren Präsident waren fordernd, aber auch spannend. Es war mir eine Ehre und Freude, gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen die Migros-Gruppe in ihren vielfältigen Dimensionen weiterzuentwickeln, damit sie für die kommenden Herausforderungen gerüstet ist», hält er weiter fest.

 

Analytische Fähigkeiten

 

Bei der Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes bedauert man den Abgang. «Er hat die Migros-Gruppe mit seinen ausgeprägten analytischen Fähigkeiten, seinem sehr fundierten Kontextwissen, aber auch mit seiner konsensorientierten Art weitergebracht», sagt Migros-Präsidentin Ursula Nold.

 

Die Migros hebt die Leistungen des Westschweizers hervor. Unter seiner Führung habe der MGB insbesondere das Unternehmensportfolio bereinigt, die Führungsposition der Migros-Gruppe im Schweizer Online-Handel ausgebaut und den Auf- und Ausbau des Bereiches Gesundheit vorangetrieben. «Im anspruchsvollen Umfeld konnte die Migros ihr operatives Finanzergebnis in den letzten Jahren kontinuierlich steigern und das Eigenkapital deutlich stärken», heisst es in der Mitteilung weiter.

 

«Unbestrittene Nummer 1»

 

Die Migros sei unbestrittene Marktführerin im Schweizer Detailhandel und habe sich als Nummer 1 sowohl im stationären Geschäft als auch im Online-Handel sowie als grösste private Arbeitgeberin der Schweiz behaupten können. «Die Migros Industrie hat sich während der Tätigkeit von Fabrice Zumbrunnen mit innovativen Neuerungen wie den pflanzenbasierten Produkten der Eigenmarke V-Love oder CoffeeB profiliert», schreibt die Migros.

 

Ende April 2023 verlässt Zumbrunnen die Migros. Die Verwaltung des MGB wird die Suche nach der Nachfolge einleiten. Zumbrunnen habe zugesichert, für die Übergangsphase zur Verfügung zu stehen und die Einführung seiner Nachfolgerin oder seines Nachfolgers zu unterstützen.

 

Baustellen bleiben

 

Die grösste Baustelle der Migros liegt im Kerngeschäft, den Supermärkten. Dort läuft Coop laut Branchenexperten der Migros langsam, aber sicher den Rang ab.

 

Dass Coop die Differenz zur Konkurrentin verringern konnte, liegt laut Experten auch an der Struktur der Läden. Coop hat ein dichteres Netz mit kleineren Filialen, während die Migros eher auf grosse Standorte setzt. Das war in den Pandemiejahren ein Nachteil für die Migros.

 

Ein Bremsklotz bleibt die schwerfällige Struktur der Migros, bei der die regionalen Genossenschaften stark die Geschicke steuern. Coop wird zentral von Basel aus geleitet. Jeder Versuch, die Führungsstrukturen der Migros zu modernisieren, ist in den letzten Jahren gescheitert.

 

Gescheitert ist die Migros-Spitze letzten Sommer auch mit dem Versuch, das Alkoholverbot des Gründers Gottlieb Duttweiler umzustossen. Die Stimmenden haben sich in allen Migros-Genossenschaften gegen die Aufhebung des Verkaufsverbots ausgesprochen. Das Nein war teils wuchtig.

 

Gegen Agrarinitiativen

 

Im September machte sich der Migros-Chef für ein Nein bei der Massentierhaltungsinitiative stark. Tierwohl sei der Migros sehr wichtig. «Wir bemühen uns heute schon, unsere Fleischprodukte so nachhaltig wie möglich zu produzieren», so der 53-Jährige in einem Interview zu «Blick». In den letzten Jahrzehnten seien in der Schweiz massive Fortschritte erzielt worden.

 

Die Schweiz sei in Sachen Tierwohl Vorreiterin, die hiesigen Betriebe seien deutlich kleiner als jene im Ausland. Für Zumbrunnen war deshalb klar: «Diese Initiative ist unnötig und nicht zielführend. Die Ernährungssicherheit, die während der Covid-Krise so gelobt wurde, wäre nicht mehr gewährleistet, wenn wir nur noch Bio haben, wie es die Initiative verlangt.»

 

Zusammenarbeit mit Bauern stärken

 

Er verhehlte nicht, dass die Migros mit der Micarna über eine grosse Verarbeitungstochter verfügt. Diese wäre von einem Ja enorm betroffen, stellt er klar. Aber nicht nur sie, sondern die gesamte Wertschöpfungskette. Eine Annahme wäre für den Migros-Chef eine Revolution. Denn nur einer von zehn Betriebe produzieren nach Bio-Richtlinien.

 

Auch Trinkwasser- und die Pestizidinitiative lehnte Zumbrunnen ab. «Wir verstehen zwar die Motivation der Initianten, doch diese gehen zu weit», sagte er im März 2021 zu «Schweizer Bauer». Die Migros wolle die Zusammenarbeit mit den Bauern stärken. Als Beispiel nannte er das IP-Suisse-Getreide, das bis 2028 100 % «pestizidfrei» produziert werden soll. «Eine Annahme der Initiativen hat nicht nur für unsere Industriebetriebe, sondern für die gesamte Verarbeitungsbranche Konsequenzen», warnte Zumbrunnen.

 

In der Ära von Zumbrunnen wurde die Zusammenarbeit mit der IP-Suisse verstärkt. Das Programm «Terra Suisse» wurde 2021 von der Migros durch den Käfer, das Logo der IP-Suisse, ersetzt. Unter dem Label werden unter anderem Lebensmittel wie Fleisch, Brot, Mehl, Rapsöl oder Teigwaren angeboten. Mit der Umstellung geht ein Wunsch der Bauernorganisation in Erfüllung. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, den «Käfer» besser sichtbar zu machen. 2000 Produkte tragen nun den Käfer auf der Packung. 

 

«Käfer» fliegt ins Sortiment

 

Die Migros stellte zudem 2021 das Trinkmilch-Sortiment, ausser Bio und Demeter, auf die «Käfermilch» umstellen. Über 600 Milchbauern können so zusätzlich in diesen Kanal liefern. Pro Kilo Milch wird eine Prämie von 5 Rappen vergütet. «Die Migros stellt alle bestehenden Trinkmilchsorten wie beispielsweise Valflora, Heidi, Regiomilchen oder Spezialmilchen auf Wiesenmilch um», sagte Migros-Sprecher Patrick Stöpper im Märzu 2021  zu «Schweizer Bauer». Die bestehenden Marken blieben bestehen und werden seither mit dem Käfer als Co-Branding ausgelobt. Auch das M-Budget-Produkt wurde auf Wiesenmilch umgestellt. 

 

Weiter wird ab 2023 rund 4550 Tonnen IP-Suisse-Zucker absetzen. Über 90 Prozent davon wird als 1-kg-Haushaltszucker verkauft. Rund 330 Tonnen werden von der Migros-Tochter Bina zur Produktion von Konfitüren verwendet.

 

Zusammenarbeit mit Bio Suisse

 

Verstärkt wurde auch die Zusammenarbeit mit Bio Suisse. Am 11. Mai 2022 wurde die Partnerschaft mit der Vertragsunterzeichnung der beiden Parteien bestätigt. «Dass Migros bei Bio auf die Knospe setzt, wird dem Biolandbau in der Schweiz einen Schub geben und die Sichtbarkeit der Knospe deutlich steigern», sagte Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse. Ab Herbst 2022 wird die «Knospe» von Bio Suisse auch auf den Produkten von Migros Bio abgebildet sein. Die Migros spricht von einem langfristigen Bekenntnis zur nachhaltigen Landwirtschaft. Das beinhaltet auch die Förderung von Kompetenz. 

 

Voll auf die Knospe will die Migros dann doch nicht setzen. Sie denkt dabei wohl an die preissensitivere Kundschaft. «Mit der Ergänzung von Alnatura bietet die Migros ein breites Bio-Sortiment für jedermann an», liess die Migros im Juni 2021 verlauten.

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