Vor allem während der Pandemie legte Bio Suisse stark zu. Das Wachstum bei Bio Suisse ist in den beiden vergangenen Jahren ein wenig abgeflacht. Doch die Organisation will weiter wachsen. «Damit uns das gelingt, investieren wir jetzt in die Zukunft», sagt Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli.
Geschäftsführer Balz Strasser verlangte eine Analyse. Das Resultat: Es braucht mehr Power an der Spitze. «Balz Strasser hat den Vorstand mit dem Vorschlag für eine Top-Sharing Lösung mit Rolf Bernhard als Co-Geschäftsführer überzeugt», so Brändli weiter. Als Mitglied des FiBL-Stiftungsrats sei er auch mit den Forschungsfragen im Biolandbau vertraut.
Leiter Agronomie bei Migros
Ab dem 1. März 2025 wird Rolf Bernhard seine Tätigkeit als Co-Geschäftsführer aufnehmen. Der Berner wechselt vom Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) in Zürich zu Bio Suisse nach Basel. Bernhard arbeitet während 19 Jahre in verschiedenen leitenden Funktionen regional und national bei der Migros. Zuletzt (seit 2021) war er Leiter Agronomie und Produktionssysteme beim MGB. Dort war er nationales Bindeglied zwischen Produktion, Lebensmittelverarbeitung und Markt.
Bernhard hat als Leiter Agronomie unter anderem die Zusammenarbeit zwischen Bio Suisse und der Migros vertieft. «In dieser Zeit hat er sich auch für Nachhaltigkeitsthemen stark gemacht und zahlreiche neue Mehrwertprodukte in den Verkauf gebracht», schreibt Bio Suisse. Vor seiner Tätigkeit beim MGB arbeitete er für vier Jahre (2017 bis 2021) für Hauert Dünger. Zuvor hatte Bernhard während 15 Jahren eine leitende Funktion bei der Migros Aare inne. Von 2002 bis 2017 war er Leiter Agrarbeziehungen und Labels. Während dieser Zeit baute er die Linie «Aus der Region. Für die Region» laufend aus. Bernhard bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie einen Bio-Hof. Rolf Bernhard ist ausgebildeter Landwirt. «Er kennt die Anliegen und Herausforderungen, aber auch die Chancen der Schweizer Bäuerinnen und Bauern», hält Bio Suisse fest.
Zusammen Bio Suisse voranbringen
Bio Suisse verspricht mit dem Co-Leitungsmodell mehr Schlagkraft für die Zukunftsgestaltung. Balz Strasser ist seit 2018 Geschäftsführer von Bio Suisse. «Er hat mit gutem Geschick und viel Herzblut für Bio, den Verband erfolgreich weiterentwickelt», sagt Brändli. Der Zuzug von Bernhard und der Verbleib von Strasser sei ein Grund für doppelte Freude, so der Bio-Suisse-Präsident weiter.
Strasser zeigt sich sehr erfreut über den Wechsel von Bernhard: «Ich hatte schon früher die Gelegenheit mit Rolf Bernhard zusammenzuarbeiten. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt gemeinsam mit der Geschäftsleitung Bio in der Schweiz weiter voranbringen können.»
Migros setzt auf Preis
Der Abgang von Bernhard bei der Migros kommt nicht überraschen. Mitte Jahr gab die Detailhändlerin bekannt, dass sie sich in der Kommunikation und in Sachen Nachhaltigkeit neu ausrichte. Nicht die Nachhaltigkeit, sondern der Preis soll im Fokus stehen. Das hat die Migros Ende Oktober nun umgesetzt. «Die Migros hat in den Supermärkten in den Bereichen Food und Retail massiv Marktanteile verloren», sagte Migros-Chef Mario Irminger vor den Medien. Diese will sie nun wieder zurückgewinnen.
Insgesamt will die Migros in diesem und im nächsten Jahr die Preise von 1000 Produkten des täglichen Bedarfs auf «Discount-Niveau» senken , wie die Führungsriege erklärte. «Es gibt keinen Grund mehr, zum Discounter zu gehen», so der Chef der Supermarkt AG, Peter Diethelm. Selbst wenn Discounter die Preise senken würden, wie zuletzt Aldi bei Fleischprodukten, werde die Migros nachziehen, versprach er.
Millioneneinbusse für Bio Suisse
Dass die Migros in einem Transformationsprozess steht, bekommt auch Bio Suisse zu spüren. Die Detailhändlerin setzt nur noch bei Schweizer Produkten auf die Knospe. Das hat für Bio Suisse finanzielle Folgen. Mitte August teilte die Migros nun mit, dass sie sich künftig auf Produkte aus der Schweizer Bio-Landwirtschaft und in der Schweiz verarbeitete Produkte fokussiert. «Damit bekennt sich die Migros klar zur Schweizer Bio-Landwirtschaft», hiess es damals.
«Zusätzlich wird die Migros die Schweizer Bio-Bäuerinnen bei der Förderung der einheimischen Produktion unterstützen und stellt dafür finanzielle Mittel bereit», so die Migros weiter. Wie hoch diese Mittel genau sind, ging aus der Mitteilung nicht hervor. Dieser Betrag dürfte eine Art Kompensation sein. Dies deshalb, weil Bio Suisse und die Migros im Jahr 2021 vertraglich vereinbarten, auch bei Importprodukten auf die Knospe zu setzen. Bio Suisse hat dafür bereits Vorleistungen erbracht, beispielsweise wurden im Ausland Betriebe zertifiziert. Dies hat Kosten verursacht.
Importierte sowie im Ausland produzierte Produkte der Marke Migros Bio werden weiterhin mindestens dem EU-Bio-Standard entsprechen. Sie werden aber nicht auf die Knospe von Bio Suisse umgestellt und mit dem Knospe-Logo ausgelobt. Für Bio Suisse hat dies finanzielle Auswirkungen. Es entfallen Lizenzgebühren. «Bio Suisse hat mit rund 4 Millionen Franken an Lizenz- und Markennutzungsgebühren von der Migros gerechnet. Aktuell dürften es knapp 2 Millionen Franken sein», sagte Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli im vergangenen Juni gegenüber schweizerbauer.ch.
Partnerschaft mit IP-Suisse
Im Interview mit «Schweizer Bauer» sagte Migros-Chef Mario Irminger im März 2024, dass die Migros näher an die Landwirtschaft heranrücken müsse. Er hob die Partnerschaft zwischen Denner und IP-Suisse hervor. Denner sei nahe an den Bauern, die Produkte seien erfolgreich und es werde partnerschaftlich zusammengearbeitet. «Diese Modell sehe ich als Prototyp für die Migros an», sagte Irminger.
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