Farmy geht die Luft (das Geld) aus.
zvg
Der kriselnde Lebensmittel-Onlinehändler Farmy will sich in die Arme von Pico Lebensmittel retten. Über die Details der Übernahme sei Stillschweigen vereinbart worden, wie einer Mitteilung des Unternehmens zu entnehmen ist. Den Aktionären werde eine Frist von 30 Tagen eingeräumt, um der Vereinbarung zuzustimmen.
Nach Abschluss der Transaktion werde ausführlicher über die gemeinsame Zukunft der beiden Unternehmen informiert, heisst es weiter. Laut «Inside Paradeplatz» reichen die derzeitigen Finanzmittel von Farmy bis Ende Februar 2025. Und das Unternehmen wird für 100’000 Franken verkauft. «Farmy ist am Ende. Kein Geld mehr in der Kasse. Die Fusion ist in Tat und Wahrheit ein Notverkauf», schreibt das Onlineportal weiter. Der Onlinehändler schreibt in einem «Investor Special», dass das Unternehmen 2024 eine «umfassende Restrukturierung durchlaufen habe», mit «wesentlichen Verbesserungen, Kostensenkung und höherer betrieblicher Effizienz.»
Gastrozulieferer springt ein
Die aus einer Biohofgemeinschaft entstandene Pico Lebensmittel AG versorgt im Grossraum Zürich die Gastronomie, den Handel und Verarbeitungsbetriebe mit Lebensmitteln. Vor der Gründung der Pico Bio betrieben die drei Gründungsmitglieder Beat und Patricia Ledermann und Christoph Gysi zusammen mit zwei weiteren Familien den in Wettingen AG gelegenen Herterenhof.
Durch den Zusammenschluss entstehe ein Anbieter, der sowohl die Haushalte als auch die Gastronomie und den Fachhandel mit regionalen Waren bediene, so die Mitteilung. Die Fusion schaffe zudem Synergien in der Logistik und der Verwaltung. Der 2014 als Start-up gegründete Onlinemarkt Farmy will seinen Kunden «frische und authentische Lebensmittel mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Regionalität» anbieten. Ein Konzept, das während der Pandemie florierte, dann begann es zu kriseln.
2024 Standort Lausanne geschlossen
So hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr diverse Restrukturierungs- und Kostensenkungsmassnahmen bekannt gegeben. Bereits per Ende Juni 2024 schloss Farmy den zweiten Standort und das Lager in Ecublens VD. Dieser Entscheid führte zu einem Stellenabbau von 29 Mitarbeitenden. Den Umsatzrückgang bezifferte Farmy auf 22 Prozent. Der Online-Hofladen begründete die Neuausrichtung mit veränderten Marktbedingungen. Trotz bereits reduzierter Betriebskosten im vergangenen Jahr sehe man sich gezwungen, weitere Kostensparmassnahmen umzusetzen und das operative Geschäft zu restrukturieren.
Nach einer Finanzierungsrunde im Jahr 2017 von über 5 Millionen Franke n floss der Firma im Sommer 2023 wiederum neues Kapital in der Höhe von 10,5 Millionen Franken zu . Das von bisherigen und neuen Investoren. Damals hiess es, dass Farmy mit dem neuen Kapital weiter ins Wachstum investieren und bis 2025 profitabel werden wolle. Die beiden Farmy-Gründer Roman Hartmann und Tobias Schubert blickten damals positiv in die Zukunft: «Wir sind fest davon überzeugt, dass wir bald wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren werden. Die Verlagerung hin zum Online-Lebensmitteleinkauf ist nicht aufzuhalten.» Im April 2023 hat Dominique Locher, der ehemalige Geschäftsführer von Le Shop, den Vorsitz des Verwaltungsrates übernommen.
Produkte von 1200 Bauern
Der Online-Hofladen wurde 2014 gegründet. 2016 beteiligte sich der Bäckereizulieferer Pistor am Farmy-Geschäft. Der Online-Händler will seinen Kunden nach eigenen Angaben «frische und authentische Lebensmittel mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Regionalität» anbieten. Laut eigenen Angaben stammen rund 60 Prozent des Umsatzes von 1200 Bauern und Produzenten aus der Schweiz. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr diverse Restrukturierungs- und Kostensenkungsmassnahmen bekannt gegeben.
Gemäss «Foodaktuell» war der derzeitige Pico-Geschäftsführer Thomas Zimmermann bis Anfang 2024 Chefeinkäufer bei Farmy und ist immer noch an dem Unternehmen beteiligt.