Seit 2020 werden keine Richtpreise mehr für Rohholz publiziert, dies zum Nachteil der Waldbesitzer. Ständerat Daniel Fässler (Mitte/AI) will dies mit einer parlamentarischen Initiative ändern. Nun hat auch die nationalrätliche Umweltkommission dem Begehren einstimmig zugestimmt.
Von 2007 bis 2021 kannten die Preise beim Schweizer Rohholz nur eine Richtung: Jene gegen unten. Seit Mitte 2021 haben die Notierungen zugelegt.
Nach einem leichten Anstieg in der ersten Jahreshälfte 2021 – es mussten noch bestehende Lieferverträge erfüllt werden – sind die Preise für Schweizer Rund- und Schnittholz in der zweiten Jahreshälfte deutlich gestiegen. Beim Nadel-Stammholz wurde in etwa das Preisniveau von 2014 erreicht. Trotzdem ist das Holzen für viele Waldeigentümer kein einträgliches Geschäft, vielfach schreiben sie gar Verluste.
Preise jahrelang dramatisch gesunken
Gemäss den Erhebungen des Bundes mussten Schweizer Forstbetriebe zwischen 2017 und 2019 im Schnitt über alle Rohholzsortimente einen Verlust von 16 Franken pro Kubikmeter in Kauf nehmen mussten. Und vom jüngsten Preisanstieg konnten die Waldbesitzer noch kaum profitieren. «Bis Anfang der 1990er-Jahre lag der durchschnittliche Holzpreis bei über 200 Franken pro Kubik, in den 1970er-Jahren gar noch über 300 Franken», sagte Florian Landolt von WaldSchweiz im Sommer 2021 gegenüber «Schweizer Bauer». 2021 waren es noch nur um die 60 Franken.
Die Folge dieses Preiszerfalls: Die Bereitschaft, die Wälder trotzdem noch zu pflegen und zu nutzen und damit den einheimischen Rohstoff Holz für die nachgelagerten Glieder der Wertschöpfungskette zur Verfügung zu stellen, sinkt.
Seit 2020 keine Richtpreise mehr
Erschwerend für die Waldbesitzer, in vielen Fällen Landwirtinnen und Landwirte, ist, dass seit 2020 keine Richtpreise mehr für Rohholz - Stammholz, Industrieholz, Energieholz – publiziert werden. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen dürfen seither noch historische Preise veröffentlicht werden.
Zuvor hat die schweizerische Holzmarktkommission (HMK), bestehend aus Vertretern der Walbesitzer, der Holzindustrie und der Säger, regelmässig Preisempfehlungen für Rundholz aus Schweizer Wäldern, und zwar differenziert nach Baumarten und Sortimente, herausgegeben. «Dies hatte sich während all der Jahre für Lieferanten und Abnehmer bewährt», schreibt Ständerat Daniel Fässler in seinem Vorstoss.
Drei Punkte
Fässler, der auch Präsident von WaldSchweiz ist, verlangt mit seiner parlamentarischen Initiative, dass künftig wieder Preisempfehlungen für Rohholz aus Schweizer Wäldern veröffentlicht werden können. Bei WaldSchweiz handelt es sich um den Verband der Schweizer Waldeigentümer. Fässler will mit seinem Vorstoss das Waldgesetz ergänzen, und zwar mit folgenden drei Punkten:
- Die Organisationen der Waldeigentümer und Waldeigentümerinnen können auf nationaler oder regionaler Ebene Richtpreise herausgeben, auf die sich die Lieferanten und die Abnehmer geeinigt haben.
- Die Richtpreise sind nach Baumarten bzw. nach Sortimenten und Qualitätsabstufungen differenziert festzulegen.
- Das einzelne Unternehmen kann nicht zur Einhaltung der Richtpreise gezwungen werden.
Erster Schritt zu mehr Transparenz
Sein Begehren fand in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates (UREK-N) volle Unterstützung. Das Ja fiel einstimmig aus. Bereits zuvor hatte die ständerätliche Schwesterkommission die parlamentarische Initiative «Preisempfehlungen auch für Holz aus Schweizer Wäldern» gutgeheissen. Da beide Kommissionen zugestimmt haben, kann nun eine konkrete Gesetzesvorlage ausgearbeitet werden.
Der Präsident von WaldSchweiz ist entsprechend zufrieden. «Schweizer Waldeigentümer sind bei der Preisgestaltung des Rohholzes aus ihren Wäldern auf aktuelle Informationen angewiesen. Unverbindliche Preisempfehlungen, die für alle Marktteilnehmer einsehbar publiziert werden, sind verbunden mit Informationen zur aktuellen Nachfrage das richtige Werkzeug», so Fässler. Das Ja aus den Kommissionen sei ein erster Schritt zu mehr Transparenz und zu einer hoffentlich kostendeckenden Waldbewirtschaftung.
WaldSchweiz
WaldSchweiz ist der Verband der Schweizer Waldeigentümer Er vertritt nach eigenen Angaben die Interessen der rund 250'000 privaten und öffentlichen Waldeigentümer. WaldSchweiz setzt sich für Rahmenbedingungen ein, welche es den Waldeigentümern und den Forstbetrieben erlauben, den Schweizer Wald ökonomisch und ökologisch nachhaltig zu bewirtschaften, sodass er jederzeit fit und vielfältig bleibt.
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