Der Strukturwandel setzt sich in der Milchwirtschaft unvermindert fort.
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Die Delegiertenversammlung (DV) fand am Mittwoch in Bern statt. Boris Beuret, Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP), wies auf die Blauzungenkrankheit hin und erinnerte daran, dass die zweite Welle in diesem Jahr allenfalls noch stärker ausfallen könnte.
Nicht auf Kosten der Bauern sparen
Dennoch zeigte sich Beuret optimistisch. Mit vereinten Kräften könne es gelingen, die Einkommen und die Zukunftsperspektiven in der Schweizer Milchbranche nachhaltig zu sichern. Beuret verwies auf das ereignisreiche Milchjahr 2024, in dessen Zentrum die Vorbereitung auf die Konkretisierung der AP2030+ stand.
«Die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion ist noch ungenügend. Daran müssen wir weiterarbeiten»
Hier setzt sich die SMP aktiv für bessere Rahmenbedingungen in der Schweizer Milchproduktion ein, mit Fokus auf den Stundenlohn als wichtige Kennzahl. Gemäss Geschäftsbericht 2024 der SMP liegt der durchschnittliche Stundenlohn eines Milchproduzenten bei rund 15 Franken. Ziel sei es, die Selbstversorgung und die Attraktivität der Milchproduktion für kommende Generationen zu sichern, sagte Beuret.
Vier grosse Herausforderungen
Zur Sicherung der inländischen Produktion sei zudem ein besserer Grenzschutz wichtig. Die Direktzahlungen sollen sich dem SMP-Präsidenten stärker an der Ernährungsleistung, dem effektiven Arbeitsaufwand und den gemeinwirtschaftlichen Leistungen effizienter Betriebe orientieren. Diese Punkte seien entscheidend, damit sich die Arbeit auch finanziell wieder lohne, sagte Beuret.
Aktuell ist auch das Verhalten der USA bezüglich Zölle ein Thema, dies aufgrund der Käseexporte. «Die Risiken eines erhöhten Drucks auf die Exportvolumen und eines erhöhten Drucks seitens der Importe aus der EU als Folge davon können uns in den nächsten Monaten beschäftigen», so Beuret. 2024 gingen 8’700 Tonnen Käse in die USA, hinzu kommt die Schokolade.
Für Beuret gibt es vier grosse Herausforderungen für die Schweizer Milchproduzenten :
- Struktureller Wandel: Viele Höfe haben in den letzten Jahren aufgegeben. Verbliebene Betriebe müssen Kosten senken, um rentabel zu bleiben.
- Kostenexplosion: Trotz gestiegener Milchpreise haben sich Produktionskosten massiv erhöht.
- Blauzungenkrankheit: Die Seuche verursacht massive wirtschaftliche Schäden. Alle Tiere wurden geimpft, doch eine zweite Welle könnte noch stärker ausfallen.
- Handelstarife: Exporte in die USA (100 Mio. kg Milch/Jahr) könnten durch Trumps Zölle teurer werden, was den Preisdruck verschärft.
Milchproduktion besser stellen
Zur finanziellen Sicherheit äusserte sich auch SMP-Direktor Stephan Hagenbuch. Er betonte, dass die SMP, zusammen mit dem Schweizerischen Bauernverband, das «Entlastungspaket 27» ablehne. Die Verbände argumentieren, dass die Landwirtschaft nicht in den Sparprozess einbezogen werden dürfe, da sie in den letzten 25 Jahren nicht zu den steigenden Bundesausgaben beigetragen habe.
Bezüglich AP2030 will Hagenbuch darauf hinwirken, dass die Milchproduktion wieder besser gestellt wird. «Die Viehwirtschaft darf nicht noch mehr verlieren. Das ist sehr arbeitsintensiv, denn wir spüren auch Gegenwind», sagt er im Video-Interview. Auch bei der Ernährung setzt er eine hohe Priorität. «Ernährung wird immer wichtiger. Milch bietet hier die beste Antwort. Sie ist die beste Quelle für tierisches Protein und Spurenelemente. Das müssen wir den Konsumenten aufzeigen», sagt er weiter.
Zölle führen zu Nachfrage-Einbusse
An der DV ging Hagenbuch auch auf den Zollstreit ein, konkret auf die Schokolade. Auch wenn teils importiertes Milchpulver drin sei, gehe es insgesamt um eine Menge von 75 Millionen Kilo Schweizer Milch. Das sei für die Schweizer Milchwirtschaft eine bedeutende Menge. Hagenbuch geht bei einer Zusatzbelastung von 10% Zöllen von Nachfrage-Einbussen in der Höhe von 10% aus – sollte es denn tatsächlich zu diesen Zöllen kommen.
Trotz der breiten Auswirkungen der Zölle gelte es, einen kühlen Kopf zu bewahren. «Das Thema ist insgesamt keine Agrarfrage, es ist eine gesamtwirtschaftliche Frage – die Milch- und Landwirtschaft muss dabei intelligent und zielsicher navigieren, um keinen Kollateralschaden zu erleiden», so Hagenbuch weiter.
DV SMP 2025 (v.l.): Präsident Boris Beuret; Vize-Präsident Hanspeter Egli; neue Vize-Präsidentin Mireille Hirt; neue Vorstandsmitglieder Lukas Dissler (ZMP) und Markus Ritter (Miba).
Adrian Haldimann
Perspektiv für junge Produzenten schaffen
Die SMP hat an der DV auch die Forderung nach einer höheren Verkäsungszulage bekräftigt. Weiter unterstützt die SMP die Motion «Stärkung der Milchproduktion im Schweizer Grünland» und die Motion «Nicolet», die mehr Transparenz auch dem Schweizer Milchmarkt anstrebt, heisst es in der Mitteilung.
Für eine zukünftige Agrarpolitik brauche es auch klare Rahmenbedingungen, um jungen Milchproduzentinnen und Milchproduzenten eine Perspektive für die Zukunft zu geben und ihnen Mut zu machen, in ihren Beruf zu investieren.
#swissmilk_news Merci für den Besuch an der Delegiertenversammlung der SMP: Appenzellerin, Frau Berti Sessler, in der Original Appenzeller-Tracht. pic.twitter.com/H8jraKZyaF
— Schweizer Milchproduzenten | SMP | Swissmilk (@SMP_swissmilk) April 17, 2024
Die Delegierten folgten dabei auch einem Gesuch zur Weiterführung der Allgemeinverbindlichkeit im Bereich Marketing. Diese Verbindlichkeit bezieht sich auf die Verpflichtung aller Milchproduzenten – auch Nichtmitglieder der SMP – zur Zahlung von Marketingbeiträgen, um die gemeinsame Vermarktung von Schweizer Milch zu finanzieren. Einstimmig genehmigten die Delegierten die unveränderten Beiträge für die Interessenvertretung sowie die Marketingbeiträge für Milch (Swissmilk) und Käse (SCM).
Mireille Hirt 2. Vizepräsidentin
Unter dem Traktandum Wahlen wurden drei neue Vorstandsmitglieder gewählt: Lukas Dissler (ZMP), Eric Joly (LRG) und Markus Ritter (MIBA). Als neue Suppleanten verstärken Kurt Krucker (TMP) und Adrian Theler (FLV) das Gremium. Zudem wurde Mireille Hirt zur 2. Vizepräsidentin der SMP gewählt.
Mireille Hirt bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann einen Milchwirtschaftsbetrieb in St. Ursen FR. Hirt vertritt im SMP-Vorstand seit April 2024 den Freiburgischen Milchverband. Hirt ist auch Vorstandsmitglied der Branchenorganisation Milch (BO Milch) und unterstützt in diesem Rahmen Projekte wie den Klimarechner zur ökologischen Nachhaltigkeit.
Wichtig sind Hirt auch die soziale Nachhaltigkeit, faire Preise und natürlich die Stärkung der Milchbranche. Hirt setzt sich auch für den «Selbstcheck Lebensqualität» der SMP ein – ein Online-Tool zur Analyse der Arbeits- und Lebensbedingungen von Milchbetrieben.
DV SMP 2025: Neu zur Vize-Präsidentin gewählt: Mireille Hirt.
Adrian Haldimann
Leider gibt es die Möglichkeit 100% Ökologie auf dem Brtrieb zu machen gemäs DZV, vielleicht ist das für den einen oder anderen eine Möglichkeit
Aus dem Wahnsinn zu kommen.
Prüft es .