Preisüberwacher Stefan Meierhans veröffentlichte im Januar 2023 seinen Bericht «Missbräuchliche Preise des Detailhandels bei Bio-Lebensmitteln». Er untersuchte dabei die Margen der Detailhändler. Das Fazit des Preisüberwachers fiel deutlich aus: «Das wenig wettbewerbsintensive Umfeld in der Schweiz trägt dazu bei, dass Bio-Produkte stärker verteuert werden, weil sie eine extra hohe Marge zu tragen haben.»
Kostendeckende Produzentenpreise
Der Verein «Freie Märkte Schweiz» (FMS), der im Sommer seine Arbeit aufnahm, will eine Preisbildung erreichen, in der sowohl überhöhte Konsumentenpreise vermieden als auch Produzentenpreise bezahlt werden , die – zusammen mit den staatlichen Beihilfen – ein existenzsicherndes und nachhaltiges Wirtschaften mit einem angemessenen Einkommen ermöglichen. «Den Produzenten ist die generierte Wertschöpfung aufwandgerecht und fair zu entschädigen», fordert der Verein. Im Fokus steht derzeit die Migros-Tochter Elsa und deren Senkung des Milchpreises.
Auch die Uniterre setzt sich wie «Freie Märkte Schweiz» für kostendeckende Produzentenpreise ein. Im Visier der Organisation stehen die beiden Detailhandelsriesen. «Coop und Migros kontrollieren fast 80% des Lebensmittelhandels. Durch diese Machtkonzentration üben sie Druck auf die Produzentinnen und Produzenten aus, diktieren zu tiefe Preise und profitieren von enormen Gewinnmargen», kritisiert die Bauernorganisation. Zudem würden sie weiter die Preise im Laden erhöhen.
«Politik muss eingreifen»
Uniterre fordert einerseits mehr Transparenz und Information für die Konsumenten. Andererseits soll die Wertschöpfung gerechtet verteilt werden. Wer das regeln soll, ist für Uniterre klar: «Die Politik muss eingreifen, um den Markt zu regulieren und unseren Landwirten und Verbraucherinnen zu schützen, indem sie Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette schafft.»
Mit der Kampagne «Faire Preise, jetzt!» will Uniterre den Bauern eine Stimme verleihen sowie Politik und Konsumenten sensibilisieren. «Wir klären über die Mechanismen der Preisbildung auf, machen auf die Gewinnspannen der grossen Einzelhandelsunternehmen aufmerksam und fordern faire Handelsregeln», heisst es in der Mitteilung. Die Kampagne setzt den Fokus auf die Wertschöpfungskette des Brotweizens. «Brot ist mehr als ein Nahrungsmittel, es ist ein Symbol, es trägt eine Kultur und Tradition», schreibt Uniterre. Die Kampagne startet am 17. August um 11 Uhr auf dem Bundesplatz in Bern.
Uniterre stellt folgende Forderungen auf
- Die tatsächlichen Produktionskosten von Lebensmitteln müssen in den Preisen berücksichtigt werden.
- Erstellung einer Liste von unfairen Handelspraktiken, die verboten werden, insbesondere das Verbot, unter den Produktionskosten einzukaufen (wie es in einigen EU-Staaten eingeführt wurde).
- Erweiterung der Aufgaben der Preisüberwachungsstelle, um klare und transparente Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und die Berechnung von kostendeckenden Preisen zu gewährleisten.
- Stärkung der Verhandlungsmacht der Landwirte innerhalb der landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten.
- Obligatorische Verträge mit fairem, garantiertem (Produktions-)kostendeckendem Mindestpreis, mit Vorfinanzierung der Produktion und der Kontrolle der Einhaltung dieser Verträge.
- Stärkerer Zollschutz: Produzenten sollen nicht mehr dem Druck von Billigimporten ausgesetzt sein.