In Bälde startet die Zuckerrübenernte. Er dürfte wegen den Wetterkapriolen kein gutes Rübenjahr werden. Die Zuckerbranche wirbt für den Anbau der Pflanze. Die Preise seien am Steigen, die Nachfrage ungebrochen gut.
Bald herrscht rund um die Zuckerfabriken in Aarberg BE und Frauenfeld TG wieder viel Verkehr. Rund 1,5 Millionen Tonnen werden an den beiden Standorten zu Zucker verarbeitet. Der Start erfolgt am 17. September mit Biorüben.
Wetter machte Rüben zu schaffen
Das Rübenjahr dürfte aber nicht als Spitzenjahr in die Geschichte eingehen. Zwar wuchsen die Pflanzen im Frühling gut an. «Die lang anhaltenden Unwetterlagen im Juni und Juli mit Starkregen, Hagelschlag und vor allem auch kühlen Temperaturen im August liessen die Euphorie über eine gute Ernte dann bereits etwas dämpfen», schreiben Schweizer Zucker AG und der Verband der Zuckerrübenpflanzer und die Fachstelle für Zuckerrübenanbau in einer Mitteilung.
Die Zuckergehalte liegen gemäss Schweizer Zucker deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Auch die für ein gutes Rübenjahr geltende Menge von 80 Tonnen pro Hektare wird vielerorts nicht erreicht werden.
Auf einer Hektare wachsen bis zu 90’000 Pflanzen, woraus 10’000 bis 15’000 kg Zucker gewonnen werden. Das Anbaugebiet erstreckt sich vom Genfersee über den Jura, das Mittelland und die Zentralschweiz bis ins Rheintal. Von der Aussaat erfolgt Mitte März, die Ernte beginnt Ende September.
2021 Bonussystem bei Flächenausdehnung
Seit Jahren ist Rübenfläche rückläufig. Lag die Anbaufläche 2014 noch bei über 21'000 Hektaren, so sank diese 2019 auf 17'500 Hektaren. 2020 sank die Anbaufläche aus 17'000 ha, noch etwas mehr als 4200 Bauern bauten Rüben an. In diesem Jahr versuchte die Branche, mit einem Bonussystem die Flächen zu erhöhen. Denn Mitte Februar wurden erst Verträge für 16'000 ha abgeschlossen.
Ausgehend von den 16’000 ha wurden pro zusätzliche 100 ha Anbaufläche zusätzlich 10 Rappen pro Tonne Zuckerrüben auf den Richtpreis bezahlt. Beim Erreichen von 17’000 ha würde ein Zuschlag von einem Franken auf den Richtpreis erfolgen. Diesen Bonus erhalten alle Pflanzer auf der ganzen Zuckerrübenmenge.
Richtpreise
Die Interprofession Zucker entschied sich Ende Juli 2021 dazu, den Richtpreis von 44 Franken pro Tonne Zuckerrüben für die Ernte 2020 vollumfänglich auszubezahlen. Mit einer durchschnittlichen Qualitätsbezahlung von 7 Franken pro Tonne Zuckerrüben kommen die Schweizer Zuckerrübenproduzenten so laut Mitteilung auf ein Rübengeld von 51 Franken. Für den Anbau 2022 sichere die Interprofession den Zuckerrübenpflanzern mindestens die Konditionen der Branchenvereinbarung 2021 zu. Sollte der parlamentarische Entscheid in Bezug auf den Grenzschutz für Zucker und den Einzelkulturbeitrag sogar positiv (siehe Kasten unten) ausfallen, könnten die Übernahmebedingungen im Sinne der Anbaubereitschaft verbessert werden, teilt die Branche Ende Juli mit.
zvg
Branche sieht viel Potenzial
Die Zuckerbranche sieht für die Pflanze aber ein grosses Potenzial. Die Rübe sei einerseits eine ökologisch sinnvolle Frucht. Andererseits sei die Nachfrage nach Schweizer Zucker ungebrochen hoch. Zudem würden Preise am Weltmarkt steigen.
«Von den rund 320'000 Tonnen an nachgefragter Menge kann die Schweizer Zucker AG nur noch 60 Prozent abdecken», heiss es in der Mitteilung. Die Kapazitäten für höhere Verarbeitungsmenge in den Fabriken wären da. «Jetzt brauchts noch die Bauern, die wieder vermehrt auf die Zuckerrübe setzen», schreibt die Branche.
Nationalrat belässt Einzelkulturbeitrag – Ständerat entscheidet noch
Der Nationalrat hat Anfang Mai beschlossen, den heute ausgerichteten Einzelkulturbeitrag von 2100 Franken pro Hektare und Jahr zu belassen. Er ergänzte ihn mit einem Zuschlag von 200 Franken für biologisch oder nach IP-Richtlinien angebaute Rüben. Der Beitrag ist bis 2026 befristet. Den Mindestgrenzschutz für Zucker will der Nationalrat bei mindestens 70 Franken pro Tonne belassen, dies aber neu im Landwirtschaftsgesetz verankern. Der Ständerat wird die Höhe des Einzelkulturbeitrages und den Grenzschutz noch in diesem Jahr noch einmal behandeln. Vor allem der Grenzschutz ist dem Rat ein Dorn im Auge.
Irgend jemand muss ja unsere zu keinen Betriebe und die überdimensionierte Mechanisierung finanzieren.