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«Ohne Regulation 60 bis 80 Wolfsudel»

In der Fragestunde wandten sich mehrere Nationalräte mit dem Thema Wolf an den Bundesrat. Die Antworten sind teils beunruhigend. Doch die Landesregierung verspricht Abhilfe.

Der Wolf kehrte in den 1990er-Jahren in die Schweiz zurück. Vor über 10 Jahren reproduzierte sich in der Schweiz das erste Rudel. Seither nimmt die Population steigt zu. Umweltminister Albert Rösti sagte in der Herbstsession im Nationalrat, dass in den vergangenen beiden Jahren der Bestand um 30 Prozent zugenommen hat.

Derzeit über 300 Wölfe und 32 Wolfsrudel

Das beunruhigte mehrere bäuerliche Vertreter. Jacques Bourgeois (FDP/FR) und Markus Ritter (Mitte/SG) wollten deshalb vom Bundesrat wissen, wie er die Entwicklung des Wolfsbestände einschätzt und welche Folgen das für die Alpwirtschaft und die Landwirtschaft hat. Und sie wollten auch wissen, wie sich der Bestand ohne präventive Regulierung entwickeln wird.

Umweltminister Albert Rösti lieferte im September konkrete Zahlen.  Die Zahl der Wölfe lag im Jahr 2019 bei unter 100, 2020 bei etwas über 100, 2021 bei knapp 150, 2022 bei 240 und jetzt bei über 300. Schweizweit seien 32 Wolfsrudel nachgewiesen, sagte er. Der Bestand habe pro Jahr durchschnittlich um deutlich mehr als 30% zugenommen.

Ohne Regulation exponentielles Wachstum

Wenn die Bestände nicht reguliert werden, wächst der Wolfbestand exponentiell weiter. «In der Schweiz müsste mit 60 bis 80 Rudeln gerechnet werden», antwortet der Bundesrat auf die Fragen von Ritter und Bourgeois. Daher würden auch die durch Wölfe verursachten Schäden an Nutztieren weiter zunehmen. Durch Herdenschutzmassnahmen könne ein Teil der Risse verhindert werden.

Erich von Siebenthal (SVP/BE) beschreibt in seiner Frage die derzeitige Situation für die Alpwirtschaft als unerträglich. Er fragt deshalb, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) mit den Kantonen sicherstelle, dass im Dezember 2023 und Januar 2024 eine erfolgreiche Wolfs-Regulierung stattfinde.

Untere Schwelle von 12 Rudeln

«Sobald der Bundesrat über die Revision der Jagdverordnung entschieden hat, voraussichtlich anfangs November, können die Kantone ihre Anträge zur proaktiven Wolfbestandsregulierung beim Bafu einreichen», antwortet die Landesregierung. Um die Anträge der Kantone innerhalb der Regionen zu koordinieren, habe das Bafu bereits für Mitte November Sitzungstermine festgelegt.

Bundesrat Albert Rösti hat kürzlich im Parlament eine untere Schwelle von 12 Rudeln definiert. Die Forderung von maximal fünf Wolfsrudeln aus bäuerlichen Kreisen erachtet Rösti als skeptisch. «Ich habe grosses Verständnis für die Vertreter der Landwirtschaft, die nach über 1500 Rissen nun relativ scharf reagieren. Gleichzeitig habe ich aber, gestützt auf die Berner Konvention, den Auftrag, die Arterhaltung sicherzustellen», führte er Anfang September im Nationalrat aus.

«Lage für betroffene Bergbetriebe schwierig»

Nationalrat Olivier Feller (FDP/VD) führte aus, dass wegen den Wölfen das Vieh in gewissen Regionen früher als gewohnt von Alpen ins Flachland zurückkehren. Und einige Alpen würden gar nicht mehr bewirtschaftet. Er fragt den Bundesrat, ob er diese Situation für akzeptabel halte und welche Folgen dies für die Berggebiete habe.

Die Landesregierung beurteilt die Situation für die betroffenen Alp- und Bergbetriebe als sehr schwierig. Eine umfassende Abschätzung der Folgen für die Bergregionen liege derzeit nicht vor. Der Bund habe für dieses Jahr zusätzliche 4 Millionen Franken für Sofortmassnahmen zum Schutz der Herden zur Verfügung gestellt, so der Bundesrat. Im kommenden Jahr werde zudem ein neuer, zusätzlicher Herdenschutzbeitrag an die Sömmerungsbetriebe ausgerichtet. «Dieser wird hauptsächlich dazu dienen, den höheren Personalaufwand abzugelten, der mit der Umsetzung der Herdenschutzkonzepte verbunden ist», so der Bundesrat.

Sorgentelefon hilft bei Krisensituationen

Erich von Siebenthal wollte von der Landesregierung wissen, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Menschen, die direkt durch Wolfsrisse oder durch den Verlust Teile der Herden traumatisiert sind, professionelle Hilfe zukommen lassen will.

Bundesrat Alain Berset antwortete, dass in Krisensituationen nationale und kantonale Organisationen wie die Dargebotene Hand wichtige niederschwellige Hilfe und Beratung anbieten würden. Zudem würden spezifische Angebote für Bäuerinnen und Bauern, wie beispielsweise das bäuerliche Sorgentelefon, in solchen Situationen helfen.

Die Sicherstellung der Versorgung von Menschen mit psychischen Belastungen und Erkrankungen liege in der Verantwortung der Kantone. Dort würden für Betroffene Angebote zur Verfügung stehen, so Berset.

Kommentare (4)

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  • Rolf Hösli | 28.09.2023
    Es kann gar nicht zuviele Wölfe geben denn:
    1. Es gibt nur soviele Wölfe wie es freie Reviere gibt. Ein Revier beträgt zwischen 150-300 Quadratkilometer. 2. Ein Revier wird von einer Familie verwaltet. 3. Gäbe es zu viele Familienmitglieder, so würde man sich seine eigene Lebensgrundlage nehmen. 4. Sind es zuwenig Familienmitglieder, so kann man ein Revier nicht gegen Artgenossen verteidigen. 5. In dieser Rechnung sind nicht eine Sterbensrate, Krankheiten oder gewilderte Tiere mit eingerechnet. 6. Zuviel ist eine menschliche Bezeichnung. 7. In der Natur gibt es kein zuviel. In der Natur reguliert sich alles von selbst, wenn man nicht eingreift und somit einen Kreislauf zerstört. 8. Der Mensch hat sich seit jeher von der Natur bedient, denn auch Nutztiere waren einst Wildtiere, sei es das Rind, das Schwein das Pferd und der Hund, welcher 99,8% Wolfsgene in sich trägt. 9. Eigentlich sind wir Nutzmenschen, welche aus Wildtieren Nutztiere gezüchtet haben...wir sind alle Profiteure davon und das sollte uns bewusst sein!
    • Petra Waizenhöfer | 07.12.2023
      Da bin ich gleicher Meinung. Doch was können wir gegen diese Abschlachterei der Wölfe tun ?
  • Monika | 28.09.2023
    Immer noch mehr Kosten .In dieser Situation nützt auch kein Sorgentelefon was .Wo bleibt da der Tier und Menschenschutz !!So viele unnötigen Kosten weiter hin und kaum mehr Alppersonal.Was ist das für Betroffene anzuschauen wie ihre Tiere qualfohl sterben oder eben erlöst werden müssen.Wieso haben die Vorfahren den Wolf ausgerottet.
    • Robin | 28.09.2023
      Hallo Monika
      Wenn sie sich sorgen machen um zunehmende Kosten so würde ich den Wolf unterstützen, den ohne Wolf sind die Kosten genau so hoch. In der Schweiz haben wir viel zu viele Rothirsche und Rehe, welche den Wald nachhaltig schädigen. Der Wolf als Beutegreifer hält das Ökosystem gesund. Wenn der Wolf entfällt so muss entweder der Mensch mit grossem Aufwand und riesigen Kosten den Wildbestand regulieren, Waldanbauprojekte durchführen oder Lawinenverbauungen und Hangsicherungen vornehmen. Der Wald dient nämlich als natürlicher Schutz vor Lawinen und Erdrutschen und mit den fortschreitenden Extremwettersituationen in der Schweiz werden insbesondere letztere stark zunehmen. Sie müssen sich nicht fragen weshalb der Wolf ausgerottet wurde, sondern wieso er wieder zurückgewünscht wird. Nur ein vollständiges Ökosystem ist ein funktionierendes. Vom Wolf profitieren viele andere Arten, insbesondere auch der Mensch.
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