Biodiversitätsförderflächen sind im eidgenössischen Parlament ein grosses Thema. Ob die 3,5 Prozent Biodiversitätsförderflächen (BFF) auf offener Ackerfläche 2025 überhaupt eingeführt werden, steht noch in den Sternen. Die Einführung wurde bereits zweimal verschoben.
In der Frühlingssession hat der Nationalrat einem Vorstoss zugestimmt, dass die 3,5 Prozent aufgrund der «gegenwärtigen Nahrungsmittelkrise» wieder aufgehoben werden. Die Grosse Kammer stimmte der Motion mit 94 zu 89 Stimmen zu. Um die die 3,5 Prozent zu kippen, muss der Ständerat noch zustimmen.
1170 Graslandflächen
Forscher von Agroscope haben nun untersucht, wie Biodiversitätsförderflächen und der biologische Landbau mithelfen, die Biodiversität zu fördern. Um die Wirksamkeit der verschiedenen Umweltprogramme in der Landwirtschaft zu untersuchen, analysierten die Forschenden 1170 Graslandflächen aus dem Monitoringprogramm «Arten Lebensräume Landwirtschaft» in der Schweiz.
Sie erforschten die Auswirkungen von zwei Agrarumweltprogrammen auf die Pflanzenartenvielfalt sowie auf Indikatoren für die Futterproduktion. Dazu wurden extensiv genutzte Biodiversitätsförderflächen und biologisch bewirtschaftetes Grasland mit nicht-biologischer Nutzung und intensiver Nutzung verglichen. Untersucht wurden insbesondere die Pflanzenartenzahl sowie die Verunkrautung, der Futterwert und der Nährstoffzeigerwert der Flächen. Letztere lieferten Informationen zur Futterproduktion.
Die Analyse berücksichtigte auch Hangneigung und Höhenlage der Standorte sowie den Nutzungstyp Wiese respektive Weide. In der Studie wurde nicht zwischen Biodiversitätsförderflächen mit und ohne Qualität unterschieden.
BFF mit höchstem Wert
Beide Agrarumweltprogramme zeigten signifikante positive Auswirkungen auf die Pflanzenartenvielfalt, wobei Biodiversitätsförderflächen (BFF) den Artenreichtum im Durchschnitt erheblich stärker erhöhten (+ 6.6 Arten auf 10 m2) als der biologische Landbau (+1.8). «Die Effekte der beiden Programme waren additiv, so dass biologisch bewirtschaftete Biodiversitätsförderflächen die höchste Pflanzenartenvielfalt aufwiesen», schreiben die Forscher.
Der positive Einfluss fand sich sowohl in Weiden als auch in Wiesen. Weiden hatten gemäss der Studei allerdings eine generell leicht höhere Artenvielfalt als Wiesen. «Wie erwartet waren der Futterwert und der Nährstoffzeigerwert in Biodiversitätsförderflächen geringer als im eher intensiv genutzten und gedüngten Grasland, wobei es aber in Biodiversitätsförderflächen weniger Unkräuter gab», halten die Forschenden fest. Die Indikatoren für die Futterproduktion wurden durch den biologischen Landbau kaum beeinflusst.
Höhe hat Einfluss
Die positiven Auswirkungen standen im Zusammenhang mit der Topographie. «Höher gelegene Parzellen und solche in steileren Lagen wiesen eine grössere Pflanzenartenvielfalt auf und wurden gleichzeitig auch häufiger als Biodiversitätsförderflächen und/oder gemäss den Richtlinien des biologischen Landbaus bewirtschaftet», so das Resultat der Studie. Dieser Zusammenhang müsse in zukünftigen Bewertungen von Agrarumweltprogrammen berücksichtigt werden.
«Die additiven positiven Effekte der beiden Agrarumweltprogramme zeigen, dass diese zur Erhaltung der Biodiversität in der Schweizer Agrarlandschaften beitragen können, wenn auch in unterschiedlich starkem Ausmass», folgern die Forschenden. Die Erhaltung der Biodiversität und der damit verbundenen Ökosystemleistungen würden eine Grundvoraussetzung für eine langfristig nachhaltige Schweizer Landwirtschaft darstellen.
Fazit
- Die Pflanzenartenvielfalt im Grasland wird sowohl durch Biodiversitätsförderflächen als auch den biologischen Landbau gefördert.
- Die Steigerung der Artenvielfalt ist in Biodiversitätsförderflächen deutlich höher als im biologisch bewirtschafteten Grasland, sowohl in Wiesen als auch in Weiden.
- Die Auswirkungen der beiden Agrarumweltprogramme sind additiv, so dass die höchste Pflanzenartenvielfalt in biologisch bewirtschafteten Biodiversitätsförderflächen gefunden wurde.
- Eine höhere Pflanzenartenvielfalt steht in engem Zusammenhang mit einem geringeren Futter- und Nährstoffzeigerwert, jedoch nicht mit einem erhöhten Auftreten von Unkräutern.
- Die Topographie beeinflusst die Wahl der Agrarumweltprogramme und damit die Pflanzenartenvielfalt und muss bei der Bewertung der Effektivität von Agrarumweltprogrammen miteinbezogen werden.