Ein Wolfsrudel besteht meistens aus Mutter, Vater und den Kindern. Die Eltern, Rüde und Fähe, leben in einer monogamen Partnerschaft und bleiben ein Leben lang zusammen. – Pixabay
Mehrere Wölfe haben im Kanton Graubünden in der Nacht auf Samstag eine Mutterkuh angegriffen und getötet. Der Schweizer Bauernverband sieht die Alpwirtschaft in Gefahr. Er fordert deshalb die Politik auf, das Jagdgesetz rasch anzupassen. Zudem seien Abschussgesuche rasch und im Sinne der Alpwirtschaft zu genehmigen.
Der Vorfall hatte sich auf der Alp Nurdagn am Schamserberg ereignet, wie der Kanton Graubünden am Samstagabend mitteilte. Der Fundort des toten Nutztieres lag im Streifgebiet des sogenannten Beverin-Rudels.
Bafu sieht keinen Handlungsbedarf
Die siebenjährige Kuh befand sich nach Angaben der kantonalen Behörden zusammen mit weiteren Artgenossen innerhalb eines eingezäunten Areals auf der Alp Nurdagn. Dieser Zaun gelte aber nicht als Herdenschutzmassnahme. Bei grösseren Nutztieren seien keine solche Vorkehrungen mehr vorgesehen, teile der Kanton weiter mit.
Das Bundesamt für Umweltschutz (Bafu) hatte am Montagabend gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen erklärt, dass die meisten Nutztiere nach wie vor an Orten gerissen würden, an denen keine Massnahmen zum Herdenschutz ergriffen worden seien.
Es bestehe darum aktuell kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Um die Situation in den Gebieten mit wachsendem Wolfsbestand kurzfristig zu entschärfen, habe der Bundesrat die Eidg. Jagdverordnung für den Alpsommer 2022 bereits angepasst. Damit werde der Herdenschutz verstärkt.
«Exponentiell wachsende Probleme»
Ganz anderes beurteilt der Schweizer Bauernverband (SBV) die Situation. «Die Angriffe auf gealpte Nutztiere durch Wölfe nehmen eine neue Dimension an», schreibt der SBV am Donnerstag in einem Communiqué. Die exponentiell wachsende Wolfspopulation bringe exponentiell wachsende und für alle unübersehbare Probleme mit sich. Der Verband sieht die Alpwirtschaft in Gefahr.
«Trotz aufwändigen Schutzmassnahmen kommt es auch bei geschützten Herden zu Angriffen. Der Einsatz von Herdenschutzhunden sowie das verängstigte Verhalten der Rindviehherden bei Wolfpräsenz, bringen zudem neue Gefahren für Wanderer mit sich», warnt der SBV.
Deshalb verlangt er umgehend Massnahmen. Einerseits müsse die geplante Revision des Jagdgesetzes zügig vorwärtsgebracht werden. Die Vorarbeit der vorberatenden Kommission des Ständerats müsse deshalb im Schnellzugstempo durch die Räte. Andererseits sei es elementar, dass die zuständigen Behörden Abschussgesuche rasch genehmigten. Die Behörden sollen im Sinne der Alpwirtschaft handeln, verlangt der SBV.