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Neue Initiative fordert Auslauf für alle Nutztiere

Nur jedes siebte Nutztier in der Schweiz sieht regelmässig den Himmel. Die neue Auslauf-Initiative will das ändern – und den Zugang ins Freie zum Standard machen. Doch der Bauernverband spricht von «fehlendem Respekt vor dem Volkswillen».

ats/pd |

In der Schweiz startet die Vorkampagne für die Auslauf-Initiative, offiziell «Eidgenössische Initiative für regelmässigen Auslauf ins Freie zugunsten aller landwirtschaftlich gehaltenen Tiere».

Ihr Ziel: Alle Nutztiere sollen regelmässig ins Freie können. Damit soll eine Lücke im Tierschutz geschlossen und die Landwirtschaft langfristig gestärkt werden.

Nur wenige Tiere kommen regelmässig ins Freie

Obwohl offizielle Zahlen anderes vermuten lassen, haben laut einer Mitteilung nur rund 15 Prozent der über 80 Millionen landwirtschaftlich gehaltenen Tiere in der Schweiz tatsächlich regelmässigen Auslauf. Das bestehende RAUS-Programm erfasse die Realität zu schön, da es mit rechnerischen Durchschnittswerten arbeite.

Der Schweizer Bauernverband (SBV) widerspricht dieser Darstellung: «Tatsache ist: Die Schweiz hat eines der strengsten Tierschutzgesetze der Welt.»

Zudem gebe es ein grosses Angebot an tierischen Lebensmitteln aus Labelproduktionen, die bereits über den gesetzlichen Mindeststandard hinausgehen – inklusive regelmässigem Auslauf ins Freie.

Klare Vorgaben gefordert

Die Initiative will den Bund verpflichten, sicherzustellen, dass alle Tiere regelmässigen Auslauf erhalten, die Umsetzung sozialverträglich erfolgt und auch Importprodukte den gleichen Standards entsprechen.

Eingereicht wird sie als «Allgemeine Anregung». Das heisst: Sie formuliert nur den politischen Auftrag, aber keinen fixen Gesetzestext.

Naomi Rey, Co-Geschäftsleiterin von Sentience, erklärt: «Mit dieser Form durchbrechen wir die politische Blockade. Wir geben einen klaren Auftrag vor – regelmässiger Auslauf für alle Tiere – lassen aber bewusst Raum, damit Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam praxistaugliche Lösungen erarbeiten können.»

Bauernverband kritisiert neue Initiative

Der SBV äussert sich deutlich kritisch: «Drei Jahre nach der klaren Ablehnung der Massentierhaltungsinitiative durch Volk und Kantone eine neue Tierhaltungsinitiative zu lancieren, erachten wir als fehlenden Respekt vor dem Volkswillen.»

Der Verband argumentiert, die Initiantinnen und Initianten sollten ihre Energie besser in die Förderung bestehender Tierwohllabels investieren.

«Auslauf ist kein Luxus»

«Was aktuell fehlt, ist die ausreichende Nachfrage nach solchen Lebensmitteln, die aus besonders tierfreundlicher Haltung stammen», schreibt der SBV.

Der Wurm stecke also nicht in der Produktion, sondern im Konsum – die Initiative setze daher am falschen Punkt an. Die Initiantinnen und Initianten betonen dagegen, Auslauf sei keine Zusatzleistung, sondern ein Grundbedürfnis. Viele Tiere sähen den Himmel nur einmal – am Tag ihrer Schlachtung.

«Auslauf ins Freie soll für Landwirtschaftsbetriebe nicht zum Bonus, sondern zur Basis werden», sagt Simone Steiner von KAGfreiland.

Trägerschaft und nächste Schritte

Hinter der neuen Initiative stehen Sentience Politics, KAGfreiland, die Stiftung für das Tier im Recht und Vier Pfoten. Im Initiativkomitee engagieren sich unter anderem Georg Dällenbach (Landwirt und Agronom), Andreas Hirschi (KAGfreiland-Produzent), Nils Müller (Bio-Bauernhof «Zur chalte Hose») und Urs Rubi (Vizepräsident SVP Uttigen BE).

Bevor die Unterschriftensammlung startet, läuft eine Vorkampagne, um 20'000 Unterstützerinnen und Unterstützer mit Unterschriften oder Spenden zu gewinnen. Die offizielle Sammlung soll frühestens im Februar 2026 beginnen.

Kommentare (5)

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  • Emmaus | 15.10.2025
    Die grösste Schnaps-Initiative, die ich als Alt-Landwirt je gelesen habe ! und die vorzeige Sauerei auf der Kienersrütti kann von jedem Freiländer gratis besichtigt werden.
  • Hausi | 15.10.2025
    Kälber fühlen sich deutlich wohler, wenn es ihnen nicht aufs Fell regnet und sie trocken bleiben. Zudem sind die Emissionen von ungedeckten Ausläufen massiv höher als von gedeckten. Damit würde man mit offenen Ausläufen den Klimawandel eher fördern als bremsen.

    Wir haben in der Schweiz sehr hohe Niederschlagsmengen, was die Gülle stark verdünnt. Diese muss dann mit grossem Aufwand und hohen Kosten bewegt werden. Mehr verdünnte Gülle bedeutet auch, dass mehr Menge pro Fläche ausgebracht werden muss, um die Kulturen bedarfsgerecht zu ernähren. Bei zusätzlichem Regen steigt zudem das Risiko der Auswaschung deutlich.

    Versuche in Deutschland und der Schweiz zeigen klar, dass Kälber unter gedeckten Ausläufen die beste Gesundheit aufweisen. Das reduziert auch den Einsatz von Antibiotika.

    Darum: Ja zu gedeckten Ausläufen –> das ist Tierwohl, Klimaschutz und Ressourcenschonung in einem.
  • Bio Landwirt | 15.10.2025
    Bio, schön und gut - aber obwohl so viel ins (Bio) Marketing und Bio-Büro-Apparat "investiert" wird, ist der Marktanteil bescheiden. Am Regal endet die Moral - wir müssen das produzieren was der Markt uns abnimmt. Die Steuerrechnung kommt, ob Bio oder konventionell. Gerade mittel bis langfristig wird sich die Marktlage verschärfen (Inflation der Fait-Währungen, schwacher Wirtschaftslage etc.), gerade wegen grün/linker Ideologien - wie es diese wieder eine ist...
  • Kurt Frauchiger | 15.10.2025
    Die Initiative ist notwendig sehr viele Tiere kommen nicht raus, aber die Direktzahlungen werden genommen weil jeder Tierhalter seine Eintragungen ohne Kontrolle mchen kann.
    • Christine Meyer | 16.10.2025
      Lieber Herr Frauchiger, leider sind die Direktzahlungen notwendig um unseren Bauern überhaupt das finanzielle Überleben zu sichern, da die Produkte sonst wesentlich teurer wären und die Schweizer sich Diese nicht mehr leisten könnten.
      Ich weiss nicht welche Bauern sie kennen, aber in meinem Bekanntenkreis finden regelmässig Kontrollen statt.
      Es ist nur ironisch wenn ich dann von anderen Städtern höre, dass die Kuhglocken nerven oder die Schafe, Die auf der Weide stehn, übel riechen würden.
      Da frage ich mich dann stets wo die Leute ihren Verstand gelassen haben und ich bewundere jeden Bauern, Der noch die Geduld hat mit solchen, realitätsentfremdeten Leuten zu disskutieren.
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