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Preise der Grossverteiler sind nicht nachhaltig

Der Bund fordert einen Wandel hin zu einem nachhaltigen Ernährungssystem. Bäuerinnen und Bauern leisten dazu einen wesentlichen Beitrag . Ein neuer Preismonitor zeigt nun, dass diese Leistungen aber nicht entsprechend abgegolten werden. Es sind die Grossverteiler, die mit den höheren Preisen für nachhaltige Produkte profitieren. 

mgt/ome |

Künstlich hohe Preisdifferenzen reduzieren die Konkurrenzfähigkeit von Bioprodukten gegenüber Standardsortimenten beträchtlich. Ebenso liegt eine unfaire Wertschöpfungsverteilung vor, indem Bäuerinnen und Bauern kaum an den höheren Preisen beteiligt werden. Das belegt der heute veröffentlichte Preismonitor von Faire Märkte Schweiz (FMS), den die Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt hat.

Der Preismonitor zeigt: Die heutigen Preisrelationen verunmöglichen den vom Bund geforderten Wandel zu nachhaltigen Ernährungssystemen, wie FMS in einer Medienmitteilung informiert.  Der Monitor basiert auf aktuellen Marktzahlen und wird zukünftig alle drei Monate neu berechnet.

Preismonitor als Diskussionsgrundlage

Mit dem Preismonitor von Faire Märkte Schweiz soll eine Grundlage geschaffen werden, um die Preisbildung in den Nahrungsmittelmärkten in Zusammenhang mit der Nachhaltigkeits- und Fairnessdebatte zu diskutieren. Aufgrund der Ergebnisse darf gemäss FMS die Preispolitik der beiden Grossverteiler als kritisch hinterfragt werden.

Die künstlich hohen Preisdifferenzen und die unfaire Wertschöpfungsverteilung wird durch die bestehende Marktmacht der beiden Grossverteiler begünstigt. Denn dies erlaubt einerseits hohe Verkaufspreise und macht sich andererseits im Preisdruck auf die Produzenten bemerkbar.

Der Preismonitor bringt in Zusammenhang mit der Nachhaltigkeits- und Fairnessdiskussion Licht in die Preisgestaltung und gibt Antworten, wie es um die Konkurrenzfähigkeit von Nachhaltigkeitsprodukten gegenüber Standardprodukten steht. Wie sehen die Preisrelationen aus? Werden die Preise nach den effektiven Kosten kalkuliert? Werden die Produzentinnen und Produzenten von Bioprodukten mit finanziellen Anreizen belohnt?  Mit dem Monitor lassen sich zudem Aussagen zur Marktmacht ableiten.

Der neue Preismonitor umfasst Produkte aus diversen Sortimentsbereichen der beiden Grossverteiler. In einer ersten Phase werden neben den Preisen von Fleischprodukten auch diverse Milchprodukte, Eier, Gemüse, Kartoffeln und Obst erfasst. 

Nachhaltige Produkt werden ungleich behandelt

Erste Resultate des Preismonitors bestätigen, dass der vom Bund und der Gesellschaft geforderte Wandel hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen mit den heutigen Preisrelationen nicht realisiert werden kann. Für Nachhaltigkeitsprodukte werden falsche Preisanreize gesetzt und bei der Preisgestaltung von Bioprodukten andere Massstäbe angewendet als bei konventionellen Produkten.

Letztere müssen v.a. billig und konkurrenzfähig sein und werden mit sehr knappen Margen kalkuliert. Die Ergebnisse des Preismonitors für Bioprodukte deuten darauf hin, dass für Bioprodukte bis zu 700% höhere Margen kalkuliert werden (Durchschnitt 176% vgl. Studie FHNW). Dies sind Indizien dafür, dass die Grossverteiler von ihrer marktmächtigen Position profitieren und diese hohen Preise im Markt «durchdrücken» können. Andererseits können sie mit ihren Muskeln spielen und bei den Bäuerinnen und Bauern die Preise drücken.

Überhöhte Preise verhindern Nachhaltigkeit 

Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass bei praktisch allen Sortimentsbereichen eine hohe Preisschere zwischen Bio- und konventionellen Produkten vorliegt. Die überhöhten Ladenpreise für Bio- und Labelprodukte sind wesentlich für die derzeitige Stagnation der Absatzzahlen in relevanten Nachhaltigkeitssortimenten verantwortlich.

Gemäss dem Monitor liegen hingegen die Produzentenpreise für Bio nur unwesentlich über denjenigen von konventionellen Produkten. Dies hat zur Folge, dass die Erzeuger von Bioprodukten anteilsmässig deutlich schlechter entschädigt werden. Ihre Wertschöpfungsanteile sind in der Regel rund 6% tiefer als bei konventionellen Produkten (Durchschnitt Standardprodukte 41%, Bioprodukte 35% vgl. Studie FHNW).

FMS fordert gleiche Margen für alle

FMS fordert, auch auf Basis der Resultate des Preismonitors, eine Preisbildung, die die Produzenten von Bioprodukten fair entschädigt und den Konsumenten nicht überhöhte Preise aufbürdet. Erstens sollte der Wertschöpfungsanteil im Handel bei Bioprodukten nicht systematisch höher sein als bei konventionellen Produkten, so wie dies heute der Fall ist.

Zweitens müssen Biobäuerinnen und Bauern proportional an der Wertschöpfung beteiligt werden, so dass sich die Umstellung auf Bio auch lohnt. Drittens müsste der Bund gegen die Marktmacht Massnahmen ergreifen, um dieses Marktversagen zu beseitigen. Heute stehen die Rahmenbedingungen im Widerspruch zu der vom Bund mit der Nachhaltigkeitsstrategie und zukünftigen Agrar- und Ernährungspolitik geforderten Transformation zu mehr Nachhaltigkeit.

Hier finden Sie die ganze Studie mit dem Titel «Analyse von Produzenten- und Konsumentenpreisen Schweizer Grossverteiler». 

Der «Schweizer Bauer» hat bereits über den in diesem Jahr gegründete Verein «Faire Märkte Schweiz» berichtet:

Für Bauern: Meldestelle gegen Preisdrückerei

Milchpreis: Freie Märkte Schweiz nimmt Migros ins Visier

Kommentare (1)

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  • Markus | 11.10.2023
    Wen überrascht's? Daher kaufe Bioprodukte direkt beim Landwirt in der Nähe! :)
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