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Aldi und Lidl sind sauer auf Coop und Migros

Coop und Migros haben laut der «NZZ am Sonntag» bei ihren neusten Klimamassnahmen die Discounter ausgegrenzt. Aldi und Lidl waren am runden Tisch zur «Absichtserklärung klimafreundliche Landwirtschaft» nicht erwünscht. Lidl zeigt sich enttäuscht.

Reto Blunier |

Die Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft sowie in der gesamten Lebensmittel-Wertschöpfungskette sollen gesenkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die IG Detailhandel Schweiz – bestehend aus Coop, Migros und der Migros-Tochter Denner – einen runden Tisch zu «Klimamassnahmen in der Landwirtschaft» initiiert. Das Resultat: fünf Kernpunkte.

Am runden Tisch nahmen neben der IG Detailhandel auch die grösste Schweizer Milchverarbeiterin Emmi, der grösste Agrarkonzern der Schweiz, Fenaco, sowie der weltweit grösste Lebensmittelkonzern, Nestlé, teil. Zu den Unterzeichnenden der Absichtserklärung gehören zudem der Schweizer Bauernverband, IP-Suisse und Bio Suisse. Auch der WWF war in die Diskussionen eingebunden.

Mehrleistungen der Bauern abgelten

In der Erklärung ist unter anderem festgehalten, dass die Emissionen deutlich reduziert werden sollen – ohne dass die inländische Produktion sinkt. Die Leistungen der Landwirtschaft sollen über höhere Zuschläge am Markt abgegolten werden.

Die Absichtserklärung soll eine Grundlage für die Entwicklung eines nachhaltigen Systems auf Basis des Pariser Klimaschutzabkommens bilden. Sie enthält fünf Kernelemente:

1.  Reduktion der Treibhausgasemissionen Richtung Netto-Null  durch wirkungsvolle Massnahmen, die eine gesamtheitlich nachhaltige Anbaupraxis anstreben – ohne Reduktion der inländischen Produktion .

2. Einheitliche Emissionsfaktoren gemäss SBTi-Standards für alle relevanten Rohstoffe, inklusive periodischer Aktualisierung. Die SBTi-Methode zeigt Unternehmen auf, wie schnell sie ihre CO₂-Emissionen senken müssen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

3.  Standardisierter Datenaustausch  entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

4.  Finanzierungsmodell , das Herkunft und Verwendung der Mittel sicherstellt und Marktverzerrungen verhindert .

5. Die von den Produzenten erbrachten Leistungen  (inklusive der vorgängigen Datenerhebungen) werden durch höhere Zuschläge (beispielsweise Richtpreiszuschlag im Milchbereich)  am Markt durch die jeweiligen Abnehmer  (Verarbeitung, Handel und Industrie) abgegolten . Diese Abgeltungen werden separat ausgewiesen.

Discounter fühlen sich ausgegrenzt

Nicht am runden Tisch eingeladen waren hingegen Aldi und Lidl, wie die «NZZ am Sonntag» in ihrer jüngsten Ausgabe schreibt. Man habe das Treffen den beiden Discountern gar verheimlicht. Lidl zeigte sich gegenüber der Zeitung enttäuscht: «Wir haben vom runden Tisch erfahren, wurden aber nicht zu den Gesprächen eingeladen. Wir bedauern dies sehr.» Aldi äusserte sich bisher nicht.

Offenbar wurden Aldi und Lidl von Teilnehmern des runden Tischs - Coop, Migros und Denner können ausgeschlossen werden – über den Anlass informiert. Die Discounter haben die IG Detailhandel gebeten, ebenfalls teilnehmen zu können. Doch sie erhielten eine Absage.

Lidl bestätigt gegenüber dem «Schweizer Bauer» diese Version. Und Sprecher Sandro Kissayi sagt weiter: «Wir bedauern die Absage sehr, weil wir die Punkte der Absichtserklärung sowie die Zielsetzung zur Reduktion der Treibhausgasemissionen in Richtung Netto-Null teilen und eine aktive Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette in dieser Hinsicht als sehr wichtig erachten.»

«Braucht rasch Einheitlichkeit»

Die IG Detailhandel zeigt sich über die Verstimmung der Discounter überrascht. «Wir haben die Absichtserklärung lanciert, weil wir verhindern wollten, dass jeder Branchenverband – die Bauern, die Milchverarbeiter, die Fleischwirtschaft – eigene Kriterien zum Klimaschutz definiert», so die Organisation zur «NZZ am Sonntag». Es brauche rasch Einheitlichkeit.

Bis Ende Oktober sollen die fünf Kernelemente ausgearbeitet werden. Dazu will die IG Detailhandel den Kreis an Teilnehmern erweitern. «Eine offene und transparente Kommunikation über Inhalte und Fortschritte ist zentral, um die Umsetzung der Klimamassnahmen und deren Finanzierung möglichst breit abzustützen», schrieb die IG in der Mitteilung.

«Nicht zur Unterschrift gezwungen»

Offenbar ging nun auch eine Einladung an Aldi und Lidl. Lidl bestätigt den Erhalt der Einladung gegenüber dem «Schweizer Bauer». Laut «NZZ am Sonntag» wollen die beiden Discounter (vorerst) vom runden Tisch zu «Klimamassnahmen in der Landwirtschaft» nichts mehr wissen. Man wolle kein Anhängsel der beiden Platzhirsche sein. Denn die Lorbeeren für den Klimaschutz hätten Coop und Migros eingeheimst. Dazu sagt Lidl zum «Schweizer Bauer»: «Eine Erstunterzeichnung durch Lidl Schweiz war bedauerlicherweise nicht möglich.» Die IG Detailhandel beschwichtigt: Man habe sich nicht mit dem Thema Klimaschutz profilieren wollen.

Branchenkenner bringen über die «NZZ am Sonntag» noch einen weiteren Vorwurf aufs Parkett. Einige Akteure hätten aufgrund der Marktmacht von Coop und Migros die Absichtserklärung unterschrieben, obwohl sie sich unwohl dabei fühlten. Das weist die IG Detailhandel entschieden zurück: «Es wurde kein Akteur zum Unterschreiben gezwungen.»

«Lidl zahlt bereits Prämien»

Bei Punkt 5 der Absichtserklärung heisst es, dass die Leistungen der Landwirtinnen und Landwirte vom Markt abgegolten werden sollen. Lidl Schweiz hält gegenüber dem «Schweizer Bauer» fest, dass das Unternehmen bereits konkrete Massnahmen umgesetzt habe. «Seit 2024 arbeiten wir als erster Detailhändler in der Schweiz mit unserem Partner AgroImpact zusammen. Über die Plattform dieses Vereins zahlen wir schon heute Prämien an teilnehmende Landwirtschaftsbetriebe, die Rohstoffe in unseren Lieferketten klimafreundlicher produziert haben.»

Kommentare (11)

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  • gabrielle | 25.07.2025
    haben es coop und migros nötig ALDI und LIDL von solchen treffen auszuschliessen ⁉️🙈
    armutszeugnis 👎😤
  • Enderlin Rudolf | 23.07.2025
    Den Sauerstoff entsteht im narürlichen Kreislauf und darf daher nicht als CO2 Senkung betrachtet werden.
    Beim Abbau wird das CO2 wieder frei.
    Das Problem ist die zusätzliche Freisetzung durch den Verbrauch von fosiler Energie.
    Das scheinen viele Menschen nicht zu begreifen!!!!
  • Sigi | 23.07.2025
    Scheinheiligkeit auf höchster Ebene.
    Zum Glück können wir im Hofladen direkt, oder durch Aldi und Lidl Bio Produkte zu vernünftigen Preisen erwerben.
    Gemäss Migro und Coop aber unter keinen Umständen selber im Ausland einkaufen.
  • Stäheli | 23.07.2025

    Dann sollte Migros und Coop auf einheimisches Gemüse setzen und nicht Kartoffeln aus Ägypten einfliegen."wir setzen uns für unsere Biodiversität ein,blanker Hohn.Landwiete werden zwecks grösserer Rendite unter Druck gesetzt.

  • Landwirt | 22.07.2025
    Die Behauptung, dass Unternehmen durch bestimmte Maßnahmen die Umwelt retten, ist oft reines Greenwashing. Ich habe den CO₂-Fußabdruck meines Betriebs berechnen lassen, was dank Tools wie Grok (ich habe Grok statt ChatGPT genutzt) in wenigen Sekunden möglich war. Das Ergebnis war ernüchternd: Mit dem Dieselverbrauch meines Betriebs könnte man entweder 570 Jahre lang Bio-Gemüse produzieren oder den Flughafen Zürich für einen Tag betreiben (bis 5.5 Mio Liter Kerosin/Tag). Der CO₂-Ausstoß unserer gesamten Produktion – wir erzeugen jährlich rund 400 Tonnen Gemüse, Fleisch und Getreide – würde ausreichen, um etwa 150 Personen ein Jahr lang zu versorgen (mit dem Gemüse sogar kanpp 3000 Personen) oder einen einzigen Flug von Zürich nach Dubai zu ermöglichen. Interessanterweise zeigte die Berechnung bei Getreide und Wiesen sogar ein CO₂-Defizit, was für Konzerne vermutlich von Interesse wäre. Ich empfehle, selbst einmal eine solche Berechnung mit Grok oder ChatGPT durchzuführen – die Ergebnisse sind aufschlussreich. Sie zeigen vor allem eines: Mit derartigen Maßnahmen retten wir die Welt nicht. Im Gegenteil: Alles, was nicht lokal produziert wird, verursacht einen erheblichen Mehraufwand an Emissionen durch Transport und Logistik.
    • Gesunder Menschenverstand | 23.07.2025
      Wenn der jährliche Dieselverbrauch eines Landwirtschaftsbetriebs gleichgesetzt wird mit 5.5 Mio Liter Kerosin, sollte jeder merken, das alles miteinander ein riesen Bschiss ist!!!
  • Mäucher | 22.07.2025
    Das ganze basiert einmal mehr auf "Reinwäsche" der ganzen Handels/Detailhandelskette auf kosten der Produzenten und Chrampfer. Der Mehrwert in Form von höheren Margen wandert dann direkt in die Marketingabteilungen der jeweiligen Firmen. Mit guter Werbung kann mann die Konsumenten überzeugen überteuerte Lebensmittel einzukaufen! Gleichzeitig lobt man sich als Unternehmen in den Himmel und stellt sich als Retter der Welt dar! Und die Arbeit für das ganze wird wieder von den Produzenten gemacht, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum Nulltarif oder zumindest massiv unterbezahlt!!
    Ich bin jedenfalls glücklich ist Aldi und Co in den schweizer Markt eingetreten. Da ist die Margenverteilung noch i.o ! Vorallem hat auch der Konsument und der Produzent faire Preise!!
  • Heinz Furrer | 21.07.2025
    Jemand sollte auch die Produktion von Sauerstoff durch unseren Pflanzenbau bezahlen.
    Unser Pflanzenbau benötigt nämlich CO2 für die Entwicklung.
    Die Nährstoffbilanz sollte neu um dieses Element erweitert werden.
    Damit hätten wir Netto 0 heute längst erreicht.
    Es wäre noch interessant, wieviel die einzelnen Kulturen liefern.
    • Gesunder Menschenverstand | 22.07.2025
      Stimme Herrn Furrer zu.
      Eine Hektare Wiese oder Wald bindet ca. 6 Tonnen CO2 und setzt ca. 4 Tonnen Sauerstoff frei.
      Photosynthese geht bei dem ganzen CO2 Theater vergessen.
  • Gesunder Menschenverstand | 21.07.2025
    Bevor das Methan korrekt bewertet wird, hätte kein Bauernvertreter mitmachen dürfen!
    Abgesehen davon, das für die Klimaerwärmung CO2 nur zu einem keinen Teil verantwortlich ist. Schaut euch das an:
    https://youtu.be/Vg9ZDOWp2NA?si=ctTDcPAqSvjMZWf7
    • BauRi | 22.07.2025
      Vahrenhold ist ein Chemiker und kein Klimaforscher. Nur weil Professor vorne dran steht, heisst es nicht dass er Ahnung hat.
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