Coop-Chef Philipp Wyss rechnet mit weiter steigenden Preisen im Sortiment des Detailhandelsriesen. Der abtretende Migros-Chef hingegen sagt sinkende Preise voraus. Wyss findet es gut, dass der Fleischkonsum in der Schweiz sinkt.
Der grosse Teuerungsschub sei aber vorbei, sagte Wyss in dem am Sonntag veröffentlichten Gespräch mit dem Nachrichtenportal 20minuten.ch. «Wir hatten kürzlich wieder bei 60 Produkten Abschläge, etwa bei Kaffee, Windeln oder Käse. Bald reduzieren wir weitere Preise.»
Herausforderung
Über viele Jahre war eine Teuerung hierzulande kaum ein Thema. «Von 2011 bis 2021 hatten wir insgesamt nur 2,5 Prozent – und bei den Lebensmitteln gab es sogar eine Minusteuerung», blickte Wyss zurück. Ein Jahr mit fast drei Prozent Inflation sei bei Coop insbesondere für die Einkäufer eine grosse Herausforderung.
«Wir haben aber nicht einfach alle Aufschläge der Zulieferer akzeptiert», so Wyss zu 20min.ch. Bei Coop seien 2002 die Nahrungsmittel um insgesamt 1,4 Prozent teurer geworden. Fürs laufende Jahr dürfte es im ähnlichen Stil weitergehen, fügt er an.
Migros: «Wir werden Preise senken»
Auch bei der Migros führten höhere Energie- und Rohstoffpreise zu einer Verteuerung des Sortiments. Das hat sich beim Einkaufszettel niedergeschlagen. «Tendenziell entscheiden sich viele Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt für günstige Produkte oder Aktionen», erklärte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen Ende März anlässlich der Bilanzmedienkonferenz.
«Wir haben jedoch den Eindruck, dass sich die Situation seit einigen Wochen wieder stabilisiert hat», so Zumbrunnen weiter. Der Migros-Chef geht davon aus, dass sich die Teuerung sich bis Ende Jahr wieder deutlich auf 2 bis 3 Prozent abschwächen dürfte. Er rechnet aber in den Läden nicht mit steigenden Preisen. Es gehe im Moment in die andere Richtung.
«Wir werden die Preise dieses Jahr senken», sagte der Migros-Chef. Die Situation bei der Teuerung habe sich verbessert. Die Preise für Transport oder Energie sähen im Moment ein bisschen besser aus als letztes Jahr. «Wir werden selbstverständlich diese Kostenvorteile unseren Kunden zurückgeben», hielt er fest. Zudem kaufen die Kunden trotz gestiegener Preise wieder häufiger ein: «Die Frequenz der Kunden hat sich erhöht und wir gewinnen wieder Marktanteile», sagte Zumbrunnen.
«Wollen mehr Schweizer Rohstoffe»
Der Fleischverbrauch lag im vergangenen Jahr bei 452’200 Tonnen, das sind 4000 Tonnen oder 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Weil nun aber die Bevölkerung in der Schweiz um über 100’000 Personen zugenommen hat, ist der Pro-Kopf-Konsum stärker gesunken und liegt noch bei 50,8 Kilo, 2021 war es noch 51,8 Kilo. Bei den verschiedenen Fleischkategorien gibt es unterschiedliche Entwicklungen. Immer noch am beliebtesten ist das Schweinfleisch. Zwar hat der Konsum pro Kopf um 500 Gramm auf 20,7 Kilo abgenommen, der Vorsprung auf das Geflügelfleisch ist aber noch gross. Diese Kategorie war die einzige, wo eine Zunahme beobachtet. Der Pro-Kopf-Konsum stieg um 200 Gramm oder 2,6 Prozent auf 14,99 Kilo.
zvg
Zum sinkenden Fleischkonsum hat sich der Coop-Chef gegenüber 20min.ch ebenfalls geäussert. Betroffen sei vor allem das Schweinefleisch. Die Leute würden sich immer ausgewogener ernähren. «Dass die Leute nicht mehr täglich Fleisch essen, ist eine richtige Entwicklung. Es gibt genügend Eiweiss-Alternativen. Unsere veganen und vegetarischen Produkte sind zuletzt um fünf Prozent gewachsen», sagte Wyss. Das Sortiment umfasst derzeit 1800 Artikel. Jedes Jahr sollen rund 300 dazu kommen. Derzeit kommen die Rohstoffe dieser Produkte meistens nicht aus der Schweizer Landwirtschaft. «Unser Ziel ist, dass die Rohstoffe für Vegane- oder Vegi-Produkte öfter in der Schweiz hergestellt werden», hielt Wyss fest.
Sinkender Einkaufstourismus
Nach für vor zu kämpfen hat der Schweizer Detailhandel mit dem Einkaufstourismus der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten im grenznahen Ausland. «Immerhin ist er im Vergleich zu 2019 um 20 bis 30 Prozent zurückgegangen», hielt Wyss fest. Aber der gesamte Einkaufstourismus sei immer noch so gross, wie Coop in allen Supermärkten zusammen Umsatz mache. Doch er gibt sich optimistisch. «Laut neuesten Preiserhebungen sind die Detailhändler in Deutschland nicht mehr generell günstiger als wir. Das betrifft etwa importierte Früchte und Gemüse, Mozzarella oder auch gewisse Markenartikel», so Wyss weiter. Er wünscht sich aber, dass sich die Konsumenten vor allem auch aufgrund der Nachhaltigkeit in Schweiz einkaufen.
In den eigenen Läden investiert die Gruppe laut Wyss jedes Jahr gegen eine Milliarde Franken in die Erneuerung. «Bis 2025 soll die Hälfte unserer rund 1000 Läden im neuen Konzept daherkommen. Früher erneuerte man einen Laden etwa alle 20 Jahre, jetzt sind wir bei zehn bis 15 Jahren.» Insgesamt stellt Wyss einen Trend hin zu kleineren Läden in der Nähe fest.
Das führt dazu, dass die Basler Detailhändlerin in kleiner Läden investiert. «Ein kleinerer Coop mit 500 Quadratmetern Fläche hat 6000 bis 7000 Artikel. Das sind dreimal so viele wie bei den Discountern», führt er aus.
kommt auch aus der chemie.
Wenn alles Bio angebaut würde, könnte es - durch Schädlinge - zu massiven Ernteausfällen und damit zu Hungersnot kommen.
Zuviel synthetische Ware essen ist sicher ungesund.