«Schweizer Bauer»: 3,6 Rappen pro kWh vergütet der Berner Energiekonzern BKW für Solarstrom.Was für Konsequenzen haben die tiefen Preise für die Anlagebetreiber?
Jürg Iseli: Die Anlagen sind nicht wirtschaftlich. Die nötigen Abschreibungen können nicht erreicht werden, und die Kapitalverzinsung ist nur ungenügend möglich. Das Kapital ist somit in einer unrentablen Investition blockiert und kann nicht für andere betriebsnotwendige Investitionen eingesetzt werden. Es bleibt unter dem Strich das Gefühl, man wolle etwas Gutes tun und werde dann im Stich gelassen.
Welche Betriebe sind betroffen?
Vor allem für Betriebe, die keine kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) haben und bei denen ein hoher Anteil der Energie in das Netz abgegeben wird, ist das Problem beträchtlich. Betriebe mit hohem Eigenverbrauch sind weniger stark betroffen.
Was empfehlen Sie Stromproduzenten in der aktuellen Situation?
Den Eigenverbrauch so weit möglich optimieren. Möglichkeiten eines Zusammenschlusses zum Eigenverbrauch (ZEV) prüfen. Optionen zur Stromspeicherung prüfen, aber vorsichtig kalkulieren. Chancen, die der Mantelerlass bieten wird, nutzen.
Es gibt immer noch eine Marge von über 100 Prozent.
Was sind die Erwartungen an den Mantelerlass?
Dass sich die Rahmenbedingungen in Bezug auf die Investitionssicherheit verbessern. Weiter, dass sich insbesondere der Ausbau im Bereich Wasser und damit die Speichermöglichkeit rasch verbessert. Die neu vorgesehenen lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG), bei denen ein Teil der Netznutzungskosten entfällt, können zusätzlich ein interessantes Modell sein.
Höhere Preise für die Stromproduzenten würden auch höhere Stromrechnungen für Landwirtschaftsbetriebe bedeuten. Sehen Sie da kein Problem?
Der aktuelle Energietarif für Energy Green bei der BKW beträgt 14,60 Rappen inkl. MwSt. Da besteht doch eine erhebliche Differenz zum Einkaufspreis. Wenn die BKW nun auch für den Herkunftsnachweis mehr bezahlt (neu 2,5 Rappen), sodass eine um 7 Rappen erhöhte Vergütung entsteht, gibt es immer noch eine Marge von über 100 %. Da sehe ich schon Potenzial zur Steigerung, ohne dass der Preis beim Verbraucher steigen muss.
Den Strompreis in dem Ausmass zu senken, ist schlicht nicht fair.
Was empfehlen Sie den Bauern? Keine Anlagen mehr installieren?
Aktuell würde ich abwarten, bis die Verordnungen zum Mantelerlass bekannt sind und dann die Investition entsprechend beurteilen. Anlagen, die vorwiegend auf den Eigenbedarf ausgerichtet sind, machen Sinn und sind auch wirtschaftlich, da beim Eigenverbrauch die Netznutzungskosten entfallen. Das gilt auch für Anlagen, die in einem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) realisiert werden.
Am Mittag und im Sommer fällt besonders viel Strom an. Das ist doch ein Problem?
Das ist ein Problem das jedoch schon lange bekannt ist. Es wurde verpasst, die Netzinfrastruktur entsprechend frühzeitig auf diese neue Situation auszubauen. Ebenfalls fehlen die Speichermöglichkeiten, hier haben die Umweltverbände mit ihrer Blockade gegen den Ausbau der Speicherseen eine klare Mitverantwortung am aktuellen Problem.
Die Strompreise sind so auszurichten, dass Investitionen in die Produktion möglich und sinnvoll sind.
Was sind die konkreten Forderungen an die BKW und an die Politik?
Wir fordern, dass eingelöst wird, was gefordert und versprochen wird. Mit der Energiestrategie wurde festgelegt, dass der Ausbau von erneuerbaren Energien forciert werden soll. Dementsprechend ist die Politik gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit solche Investitionen auch wirtschaftlich sind. Auch die BKW hat wie viele andere Stromkonzerne den PV-Zubau massiv gefördert und verdient mit ihren Tochterunternehmen massiv am entsprechenden Zubau. Den Strompreis dann in dem Ausmass zu senken, ist schlicht nicht fair. In der aktuellen Situation werden diejenigen gestraft, die der Politik und den Stromkonzernen vertraut haben und die in gutem Glauben einen Beitrag zur Energiewende leisten wollten.
Gibt es diesbezüglich Vorstösse oder sind welch geplant?
Aktuell müssen die definitiven Verordnungen zum Mantelerlasses abgewartet werden. Diese sollten zu deutlichen Verbesserungen für die PV-Produktion führen. Ob es danach weitere politische Vorstösse braucht, ist dann zu beurteilen. Grundsätzlich bleibt aber die Erwartung, dass der Kanton Bern als Mehrheitsaktionär der BKW in dieser Fragestellung eine aktivere Rolle im Rahmen seiner Aktionärsstrategie wahrnimmt.
Beenden Sie die Sätze …
Solarstrom ist … auch in Zukunft eine sinnvolle und günstige Energiequelle.
Die BKW ist … ein unzuverlässiger Partner.
Die Strompreise sind … so auszurichten, dass Investitionen in die Produktion möglich und sinnvoll sind.
Landwirtschaft ist … das Wichtigste auf der Welt, denn alle wollen jeden Tag essen!
Da bekommen jetzt einige die Quittung für das angenommene Energiegesetz. Laut dem dürfen Stromkonzerne den Strom auch gratis übernehmen. Ich habe damals aus Überzeugung nein gestimmt. bereichern tun sich einmal mehr die Stromkonzerne diese können sich jetzt durch Steuergelder gratis Leitungen in die Berge bauen lassen und die Privaten gehen leer aus!
dass der Strom den man für den Eigenverbrauch vom EW bezieht, (z.B. während der Nacht) vom Strom den man dem EW liefert abgezogen wird.
Das heisst, wenigstens den Eigenverbrauch nicht noch extra teuer bezahlen muss.
Schade finde ich hingegen dass es keinen liberalisierten Strommarkt gibt und damit keine Konkurrenz und keine variablen Preise für kleine Prosumer die Verbrauchssteuerung und zeitversetztes Einspeisen mit Hilfe von Batterien vergütet.
Es ist leider wie beim Milchpreis. Wird zuviel bezahlt, wird zu viel produziert. Beim Strom ist es dabei einfach noch extremer. Das heisst an der Strombörse kann der Preis um die Mittagszeit negativ (wertlos) sein und am Abend um 20.00Uhr 20Rp. kosten (Energiepreis).
In Deutschland war der letzte Sonntag, an dem es keine negativen Preise gab, am 31.3.2024. Die negativen Preise waren immer um die Mittagszeit oder Nachmittags.
Umso mehr Anlagen an Netz gehen umso extremer wirds. Das einzige was sich in Zukunft lohnen wird, sind Anlagen für den Eigenverbrauch.
Mit dem Verkauf ins Netz sollte nicht kalkuliert werden. Und jeder seriöse Photovoltaik Firma sollte dies wissen.
Wir bräuchtern grundlastfähige Kraftwerke!
Ja bei der CKW ist es nicht anders.
Viel Vergnügen wenn die PV Pflicht auf allen neuen Dächern kommt, dann wird halt die Produktion abgeschaltet!