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EU-Parlament für «Veggie-Wurst»-Verbot

Das Europaparlament will Bezeichnungen wie «Veggie-Burger» oder «Soja-Schnitzel» verbieten lassen. Auch Begriffe wie «Steak» oder «Wurst» sollen dem Willen einer Mehrheit der Abgeordneten zufolge künftig nur noch für tierische Lebensmittel verwendet werden dürfen.

blu/sda |

Bis jetzt dürfen Begriffe wie Wurst, Schnitzel oder Namen anderer typischer Fleischlebensmittel auch für pflanzliche Alternativen verwendet werden.

Das soll sich ändern. Eine Mehrheit aus Rechtsaussen-Fraktionen und Teilen der konservativen Fraktion um CDU und CSU stimmte am Mittwoch in Strassburg für eine entsprechende Gesetzesänderung. 355 Abgeordnete stimmten für eine entsprechende Gesetzesänderung - 247 dagegen, 30 enthielten sich.

Verwechslungsrisiko

Den Antrag in EU-Parlament hatte die französische Konservative Céline Imart eingebracht. In dem zur Abstimmung stehenden Bericht wurden über einen Änderungsantrag mehrere Begriffe eingebracht – unter anderem «Steak», «Schnitzel», «Hamburger» und «Wurst». Sie sollen künftig Produkten vorbehalten sein, die aus Tieren gemacht wurden.

Imart sieht bei der heutigen Regelung «ein echtes Verwechslungsrisiko», da pflanzenbasierte Ersatzprodukte nicht die gleichen Nährwerte böten wie ihre tierischen Originale. «Es geht um Transparenz und Klarheit für den Konsumenten und um Anerkennung für die Arbeit unserer Landwirte», sagte Imart. Zudem will die Politikerin der EVP-Fraktion, zu der auch CDU und CSU gehören, mit dem Vorhaben Landwirte schützen. Pflanzliche Lebensmittelhersteller versuchten den Ruf tierischer Lebensmittel, den Generationen von Landwirten aufgebaut hätten, für die Vermarktung von Konkurrenzprodukten zu nutzen, so Imart.

Zu den Befürwortern gehörte auch der Verband der Fleischwirtschaft. «Fleisch sollte als wertvolles tierisches Lebensmittel klar von anderen Artikeln unterschieden werden können, ohne dass man dadurch einen Kulturkampf entfacht», sagte Geschäftsführer Steffen Reiter im Vorfeld der Abstimmung. Ein einfacher Weg wäre es, die Bezeichnung Fleisch klar zu schützen, hielt er fest.

Schweiz: Kein veganes Poulet

Das Bundesgericht hat die Beschwerde des Bundes gegen die Verwendung von Bezeichnungen wie «planted chicken» für vegane Fleischersatzprodukte im Frühling 2025 gutgeheissen. In einer öffentlichen Beratung hatte das Bundesgericht mit vier zu einer Stimme entschieden, dass die Verwendung von Tierbezeichnungen für vegane Produkte auf der Basis von Erbsenproteinen nicht zulässig ist. Die Konsumenten würden damit über den Inhalt des Produkts getäuscht, befand die Mehrheit des Richtergremiums.

Die Angaben über ein Lebensmittel müssen laut Gesetz den Tatsachen entsprechen, damit keine Täuschung stattfindet. Das Bundesgericht war der Auffassung, mit der Verwendung des Begriffs «chicken» würden eben nicht Tatsachen wiedergegeben, weil in den Produkten von Planted Chicken kein Fleisch beziehungsweise Poulet enthalten sei. Beim Zürcher Unternehmen gab man sich gelassen. «Egal was auf der Packung steht, das ändert nichts am Inhalt, der bleibt lecker. Planted wird weiterhin auf den Tellern der Schweizer Bevölkerung landen. Für die Tiere, den Planeten, sich selbst und die zukünftigen Generationen ist dies besser», sagte Judith Wemmer, Mitgründerin von Planted und Präsidentin der Swiss Protein Association (SPA).

-> Den ganzen Artikel findet Ihr hier

«Nicht mehr Geld für Landwirte»

Konsumentenschützer und Unternehmen aus der Lebensmittelbranche kritisierten das geplante Verbot scharf. Die Organisation Foodwatch teilte mit, niemand kaufe versehentlich Tofuwürstchen, weil er glaube, es seien Rinderwürste. Stephanie Wetzel von der Verbraucherzentrale Bundesverband hielt fest: Bei einem Begriff wie «Veganes Seitan-Schnitzel» wüssten Konsumentinnen was sie geschmacklich erwarte und welche Ersatzzutat das Produkt enthalte. Die deutsche SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl sagte in der Debatte, dass Begriffe wie Veggie-Burger oder Tofu-Wurst längst alltäglich seien. «Keine Landwirtin oder kein Landwirt hat dadurch am Ende mehr Geld in der Tasche», führte sie aus.

Auch gegen Verbot waren Detailhändler wie Aldi, Lidl oder Fast-Food-Unternehmen wie Burger King. In einem gemeinsamen Brief hielten sie fest, dass die vertrauten Begriffe Orientierung böten und bewusste Kaufentscheidungen ermöglichten. Auch andere Handelsketten wie Rewe und Aldi Nord sowie der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels und der Lebensmittelverband Deutschland lehnen ein Verbot ab. Die Rügenwalder Mühle, die Fleisch- und Fleischersatzprodukte, rechnet mit Umstellungskosten im einstelligen mittleren Millionenbetrag.

Deutschland ist der grösste Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa. 2024 wurden rund 121'600 Tonnen Fleischersatz hergestellt – doppelt so viel wie 2019.

Landwirte stärken

Die Entscheidung ist allerdings nicht endgültig, sie geht nun in die Verhandlungen mit den 27 EU-Ländern. Wie die EU-Staaten dazu stehen und ob sich für das Bezeichnungsverbot eine Mehrheit findet, ist deshalb noch unklar.

Die Abstimmung über die Burger-Namen war Teil eines Gesetzespakets, mit dem die EU eigentlich die Position von Landwirtinnen und Landwirten in den Verhandlungen über Preise in Supermärkten stärken will. «Dazu gehört eine Pflicht für schriftliche Verträge zwischen den Betrieben und ihren Abnehmern. Diese gehören etwa in der Milchindustrie derzeit nicht zum Standard», schreibt die ARD.

Kommentare (1)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Gesunder Menschenverstand | 08.10.2025
    Und was macht die Schweiz?
    Wurst ist mit Fleisch.
    Veggie ist Fabrikfood.
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