«Wir stehen heute für uns Bauern ein»

Susanne und Alexander Böhmer aus Berg bei Ravensburg (D) führen gemeinsam einen Milchviehbetrieb. Sie nehmen an den landesweitete Bauerndemonstrationen teil. Wir haben die Landwirtin und Mutter in Ravensburg bei der Oberschwabenhalle -dem Treffpunkt der Landwirte bevor es zur Kundgebung in die Innenstadt ging- getroffen. Sie erzählt, was sie motiviert heute bei den Bauerndemonstrationen dabei zu sein.

Interview Anine Hungerbühler/ats |

«Schweizer Bauer»: Weshalb nehmen Sie am  Bauernprotest  teil? Susanne Böhmer: Wir stehen heute für uns ein: denn zu viel ist zu viel. Die Steuerermässigungen, welche die Bundesregierung uns gestrichen hat, war jetzt nur die Spitze des Eisberges. Wir möchten aufmerksam machen auf die heimische und regionale Landwirtschaft, deswegen sind wir da.

Wann sind Sie losgefahren? Wir sind um 08.30 Uhr losgefahren. Wir waren heute Vormittag noch im Stall und haben noch unsere Kühe gemolken.

Woher sind Sie angereist? Aus Berg bei Ravensburg.

Gegen wen richtet sich der Protest? Der Protest richtet sich gegen die Bunderegierung. Wir möchten aber auch allen Deutschen zeigen, wer wir Landwirte sind. Wir möchten gerne ein Gesicht haben.

Könnten die Zusatzkosten, die durch die Streichung der Steuerermässigungen entstehen, nicht weitergegeben werden? Nein, wir haben keine Möglichkeiten, diese Kosten weiterzugeben. Der Milchpreis wird nicht von uns bestimmt und nicht von uns festgelegt. Wir bekommen das, was an der Börse ausgehandelt wird.

Was bedeuten die Streichungen für Ihren Betrieb? Für unseren Betrieb bedeutet das, dass wir weniger Erlöse haben: Sprich, weniger Einnahmen. Wir müssen irgendwo anders den Gürtel enger schnallen.

Was heisst das in Euro ausgedrückt? Bei uns sind das jährlich 8’000 Euro (7’446 Franken). Nur durch diese zwei neuen Massnahmen jetzt. (Red. Abschaffung Rückvergütung Mineralölsteuer und Einführung Fahrzeugsteuer für Traktor)

Wie können Sie sich trotz Betrieb Zeit nehmen, um heute hier zu sein? Also bei uns ist das so: Die Grossmutter hat die Kinder in die Schule gebracht. Wir haben einen Mitarbeiter, der muss heute leider allein arbeiten.

Was haben Sie für einen Betrieb? Wir haben einen Milchviehbetrieb mit 185 Milchkühen und bewirtschaften gemeinsam mit einem Mitarbeiter ungefähr 150 Hektar Acker- und Grünland.

Was sind die Probleme für Ihren Betrieb? Die Probleme sind, dass wir sehr eingeschränkt sind in unserer Bewirtschaftung. Wir haben fünf Prozent Flächenstilllegung, die Agrarwiesenvergünstigung wurden uns jetzt gestrichen. Wir bekommen immer mehr Auflagen und Vorschriften, die Bürokratie ist unmessbar gross. Wir haben so kaum noch Zeit, um diese auf dem Acker oder beim Vieh zu verbringen. Wir wären viel lieber den Tieren oder auf dem Feld, als dass wir im Büro Dinge dokumentieren müssen.

Wie geht es weiter, sind Sie am Dienstag wieder unterwegs? Das wird sich heute zeigen, was mir morgen noch tun. Aber wenn es nötig ist, gehen wir morgen noch einmal auf die Strasse.

Geplante Kürzungen zurücknehmen

Der Bauernverband will mit den Aktionen dafür sorgen, dass die Bundesregierung die geplante Streichung von Steuervergünstigungen vollständig zurücknimmt.    Die Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP hatte am Donnerstag angekündigt, sie wolle einen Teil der angedachten Kürzungen doch nicht umsetzen.   Die Abschaffung der Rückerstattung bei der Mineralölsteuer soll nicht in einem Schritt vollzogen werden. Sie soll erst bis 2026 vollständig erfolgen. 2024 soll die Rückerstattung zunächst um 40 Prozent gekürzt werden. In den Jahren 2025 und 2026 wird jeweils eine weitere Reduzierung um 30 % erfolgen. Die Rückvergütung für das Jahr 2023 ist nicht betroffen.  Die Befreiung der Traktoren von der Fahrzeugsteuer soll beibehalten werden.

Gibt es für Sie persönlich besondere Anliegen, aus denen Sie heute hier sind? Gerade bei den Protesten ist es mir wichtig, dass auch Frauen ihr Gesicht zeigen und nicht zuhause bleiben bei den Kindern. Landwirtschaft ist genauso auch weiblich. Nicht nur die Männer machen die Kühe und den Acker. Wir Frauen sind auch ein Teil der Landwirtschaft und deswegen müssen auch wir auf die Strasse gehen.

Was ist Ihre Motivation? Was mir wichtig ist, dass die Landwirtschaft ein Gesicht bekommt. Wir sind nicht nur «die» Bauern, sondern wir arbeiten mit unseren Familien seit Generationen dafür, dass in Deutschland Lebensmittel sicher und gut sind.

Kommentare (13)

Sortieren nach: Likes | Datum
  • Daumenstatistiker | 14.01.2024
    Ich habe jetzt mal die Daumen hoch oder Daumen tief bei den Kommentaren angeschaut. Bin erschrocken. Hier auf der SB-Seite tummeln sich äusserst ezkonservative, rechtsextreme und verschwörungstheoretisch angehauchte Daumen-Kommentatoren. Es ist zum erschrecken! Ist dies die repräsentative Haltung der Landwirtschaft? Hoffe nicht, sonst hätten sie es bei mir (und vielen anderen) total verkackt.
  • Karl | 13.01.2024

    Und gefühlt jeder Demonstrierende Bauer in Deutschland hat einen Traktor um mindestens 200 000 €,wenn sie wenigstens mit die alten Karren Vorfahren würden dann würden sie etwas ärmer aussehen,es kann sich auch nicht jeder Unternehmer einen Mercedes als Firmenauto leisten,

  • Blockadenhasser | 09.01.2024
    Schon wieder Verkehrsblockaden und kein Durchkommen! Zuerst die Klimakleber, jetzt die Bauern. Wo ist der Unterschied? Immer werden Normalos behindert. Auch Nichtbauern müssen zur Arbeit oder zu Geschäftsabschlüssen oder zum Arzt oder ... - wer bezahlt diese Ausfälle? Es ist zum Kotzen. Ist jetzt genauso Imageschädigend für die Bauern wie für es für die Klimaaktivisten war.
    • Echter Demokrat | 10.01.2024
      Kann ich nur zustimmen. Jetzt kommt dann jede Gruppe/Berufsverband/Partei/Sekte/usw. daher und macht anstatt einer Demo einfach nur Blockaden und legt alles lahm, weil ja nur ihr Anliegen absolut das einzig wichtige ist und absolut ohne Kompromisse durchgesetzt werden muss. Können dann die anderen schauen, wie sie zurechtkommen. So geht die Demokratie den Bach runter. Nächste Eskalation: nicht mehr kleben oder mit Traktoren vollstopfen sondern gleich mal das Gewehr hervornehmen (siehe Sturm aufs Kapitol).
  • alpöhi | 09.01.2024
    wehrt euch nur bis alle endlich wissen was die Landwirte eigentlich leisten.Die Landwirte waren lange genug die billigen Knechte der Allgemeinheit,der nächste Lebensmittelengpass kommt bestimmt!
  • Victor Brunner | 09.01.2024
    Artikel:
    Ja, bei uns sind das jährlich 8’000 Euro (7’446 Franken). Nur durch diese zwei neuen Massnahmen jetzt. (Red. Abschaffung Rückvergütung Mineralölsteuer und Einführung Fahrzeugsteuer für Traktor)

    Jeder Unternehmer, jeder Private muss Mineralölsteuer und Fahrzeugsteuer bezahlen, warum die Bauern nicht? Das System ist doch krank, solange die deutschen Bauern profitiert haben waren sie in Bierzelten glücklich. Jetzt wo alle den Gürtel enger schnallen müssen rebellieren sie und behindern Leute die zur Arbeit fahren und Steuern bezahlen!
    • Martin | 09.01.2024
      Herr Brunner es ist ganz einfach, die Erträge der Mineralölsteuer und der vom Bund vereinnahmten Fahrzeugsteuer dienen vorwiegend der Finanzierung der Autobahnen. Diese werden von den Bauern nicht benutzt, die Bauern verbauchen den Treibstoff vorwiegend auf dem Feld und auf den Gemeinde- und Flurstrassen. Wenn die Bauern für den auf dem Feld verbrauchten Treibstoff die Autobahnen mitfinanzieren müssen, ist dies eine Subventionierung der Autobahnnutzer (ein Luxusgut) durch die Landwirtschaft und letztlich durch den auf Nahrungsmittel (Grundbedarf) angewiesenen Konsumenten. Das ist völlig abwegig und nicht gerechtfertigt, die deutschen Bauern haben recht, wenn sie sich dagegen wehren. In der CH wollte der Bundesrat die Mineralölsteuerrückerstattung für die Landwirte auch schon mehrmals kappen. Da in der CH die Budgethoheit beim Parlament liegt, konnte dies bis jetzt demokratisch verhindert werden. Dass in DE die Regierung solche Entscheide im Alleingang fällen kann, ist bedenklich und führt zu solchen, im Grunde zu verurteilenden Blockaden.
    • Obelix | 09.01.2024
      warum die Bauern nicht? Damit du, gut lebender Schweizer Victor Brunner gut leben kannst und für dein tägliches Essen nur ganz wenig hinblättern musst. Das ist vielen nicht bewusst, sie schreien immer wegen den Subventionen, welche die Bauern angeblich erhalten, merken aber nicht, dass genau diese Gelder ihr eigenes Essen massiv vergünstigen. Überleg doch mal Victor, wenn wir Bauern für unsere 3500 Arbeitsstunden jährlich Fr. 100 in der Std. verrechnen würden, ich möchte dich dann hören....:-))
    • Kollege | 09.01.2024
      Gemäss Verursacherprinzip schulden die Bauern auf Diesel für Feldarbeiten keine Abgaben an die Verkehrsinfrastruktur. Logisch oder nicht, Herr Brunner.
      Was haben Sie für ein Problem mit Bauern? Alle Ihre Kommentare beschränken sich auf negative Kritik.
  • ueli ammann | 08.01.2024

    was keiner sagt aber jeder weis ist : das der grose teil des Ukrainischen getreide in Europe landet obwohl die Ukraine nicht in der EU ist . ich weis das die deutschen biobauern Ihr getreide unterpreisig verkaufen musten ! Irgend wan ist das Fass voll ! ich wünsch euch alles gute .

  • Ketzer | 08.01.2024
    Zieht es durch bis zum Ende!
    Zieht es durch für uns alle!
  • Ebner-Schubert, Ulrike | 08.01.2024
    Bitte gebt keinen Millimeter nach. Es gibt keine Kompromisse. Die Ungerechtigkeiten sind übergroß, und zwar betreffen sie unser ganzes Volk! Lügen über Lügen werden uns seit Jahrhunderten aufgetischt und Verbrechen bleiben ungesühnt!
    In der Wahrheit zur Freiheit, in Liebe. Zusammen mit allen wahren Menschen!
    • Realist | 09.01.2024
      Gibt es bei Euch überhaupt keine Kompromisse mehr? Was passiert, wenn es auch bei anderen keine Kompromisse mehr gibt? Welche Lügen werden uns seit Jahrhunderten aufgestischt (wieviel Jahrhunderte alt bist du um dies zu beurteilen?)? Welche Verbrechen bleiben ungesühnt? Was sind "wahre Menschen"? Schlussfolgerung: Scheint mir ein ziemlich esoterisch verschwörungstheoretisches Geschwurbel ohne irgendwelche Tatsachen zu sein.
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