Ständerat und Präsident der Branchenorganisation Milch (BOM), Peter Hegglin (Mitte, ZG), hielt am Donnerstag bereits am Anfang seiner Begrüssungsrede zur 23. Delegiertenversammlung (DV) der BOM nüchtern fest, dass sich das laufende Jahr nicht so entwickelt hat wie erhofft. «Aufgrund der steigenden Milchpreisdifferenz zum Ausland haben wir zunehmend Probleme», sagte er.
Viele Herausforderungen
Konsumenten würden vermehrt auf günstige Produkte ausweichen – sowohl in der Schweiz als auch in Exportländern. Und in Bezug auf den gestrauchelten Milchverarbeiter Hochdorf, der sein operatives Geschäft für 83 Millionen Franken an die schweizerisch-britische AS Equity Partners abgibt, sprach Hegglin von einer tragfähigen Lösung. Er hoffe, dass es gut kommt.
Ein unsicherer Milchmarkt – zahlreiche Herausforderungen. Um auf diese Herausforderungen zu reagieren, wolle die BOM heute die Regeln anpassen, sagte Hegglin zu den 85 Delegierten, die sich hälftig aus Produzentenvertreter und Verarbeiter/Handel zusammensetzen.
Peter Hegglin ist Präsident der Branchenorganisation Milch.
Adrian Haldimann
«Ausgewogener Vorschlag»
Man wolle reagieren, bevor dramatische Massnahmen nötig sind, sagte Hegglin weiter. Die Problematik sieht er insbesondere in den «noch nicht übervollen, aber gut dotierten» Butterlagern. Reagiert hat die BOM nun mit einer Reglementsanpassung der Fonds. Der Vorstand einigte sich vorgängig einstimmig auf einen «ausgewogenen Vorschlag», wie BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler festhielt. Dass die Anpassung wohl nötig ist, machte die DV einstimmig deutlich.
Veredelungsverkehr bremsen
Im Fokus standen dabei die privat-rechtlichen Rohstoffverbilligungsmassnahmen für exportierte milchhaltige Nahrungsmittel. Die BOM verfolgt dabei das Ziel, nicht noch mehr Exportmengen an den Veredelungsverkehr zu verlieren sowie Exporteure, die bereits gewechselt haben, möglichst wieder zurückzugewinnen.
Der Veredelungsverkehr nahm seit 2019 zu. Folgende Mengen wurden im vergangenen Jahr importiert, die dann verarbeitet und wieder exportiert wurden:
- Vollmilchpulver: 2706 Tonnen
- Magermilchpulver: 360 Tonnen
- Butter: 3482 Tonnen
Kohler zeigte auf, wie stark diese Mengen im ersten Halbjahr 2024 erneut zugenommen haben, rund 10 Prozent bei Vollmilch- und Magermilchpulver und rund 25 Prozent bei der Butter.
«Eine Preisfrage»
Wenn man die Exporteure zurückgewinnen will, geht das nur mit tieferen, resp. verbilligten Rohstoffpreisen. Kohler machte klar, dass es für die Verarbeiter eine Preisfrage ist, ob sie Schweizer Rohstoffe verwenden oder nicht. Konkret sollen nun die Exporteure von Schokolade oder Guezli aus dem Fonds Rohstoffverbilligung ab Anfang 2025 eine um drei Rappen pro Kilogramm Milch höhere Stützung erhalten.
Damit bezahlt die BOM aus dem Fonds Rohstoffverbilligung umgerechnet 28 Rappen pro Kilogramm Milch, wenn ein Exporteur von Schokolade, Biscuits oder Babyfood teurere Schweizer Rohstoffe verwendet. Dieses privat-rechtliche Instrument ist 2019 eingeführt worden und entspricht der Nachfolgelösung des früheren staatlichen «Schoggigesetzes».
Trend zu Industriekäse brechen
Weiter soll der Markt für Milchfett bei Bedarf rascher und nachhaltiger entlastet werden. Dem Vorstand wird dabei mehr Verantwortung eingeräumt. Dieser tagt alle drei Monate und soll damit rasch auf die Marktsituation (Beurteilung des Butterlagers) reagieren können.
Mit dieser höheren Stützung will die BOM gleich lange Spiesse schaffen, denn sie ist der Meinung, dass die Verwertung von Milch zu Käse heute bessergestellt ist als die Verwertung zu Produkten, die exportiert werden. Denn in den vergangenen Monaten seien grosse Volumen aus dem Marktbereich «Schoggigesetz» an den Marktbereich «Industriekäse» verloren gegangen, so die BOM.
Bedeutung der Stützung
Kohler zeigte weiter die Bedeutung der Fonds auf, indem er sagte, dass die Exportmengen von vom Fonds gestützte Lebensmittel in Mio. kg etwas gleich hoch sind wie die Exportmengen Käse in Mio. kg Vollmilch gemessen, nämlich 147 Mio. kg Milch (beim Käse) und 164 kg Milch (exportierte Lebensmittel inkl. Exporte aus Veredelungsverkehr) im ersten Halbjahr 2024.
Die BOM ist der Ansicht, durch die Anpassungen den Milchmarkt stabilisieren zu können. Die neuen Regelungen treten am 1. Januar 2025 in Kraft.
Die wichtigsten Entscheide der Delegiertenversammlung
- Die maximale Stützung aus dem Fonds Rohstoffverbilligung wird von 25 auf 28 Rappen erhöht.
- Der Vorstand kann je nach Marktlage zeitlich befristet die Stützung für Milchfett zusätzlich erhöhen. Damit soll der Markt von überschüssigem Milchfett im Bedarfsfall entlastet werden.
- Die bisherige Marktentwicklungsbox wird der Hauptbox gleichgestellt.
- Die eingezogenen Mittel werden grundsätzlich im Verhältnis 80 zu 20 zwischen den beiden Fonds aufgeteilt. Es gilt eine Durchlässigkeit unter bestimmten Bedingungen.
- Für die Marktregulierung werden drei Phasen definiert, abhängig von der Schweizer Marktlage bei der Butter.
Fonds BOM
Fonds Rohstoffverbilligung Nahrungsmittelindustrie
Reglement
1.1 Der Fonds Rohstoffverbilligung Nahrungsmittelindustrie (im Folgenden „Fonds“ genannt) bezweckt die Unterstützung von Exporten von milchhaltigen Produkten aus der Schweizer Nahrungsmittelindustrie.
1.2 Mit dem Fonds sollen insbesondere:
a) der Marktanteil für den Schweizer Milchabsatz gehalten werden und
b) Exporte von wertschöpfungsstarken milchhaltigen Produkten aus der Schweizer Nahrungsmittelindustrie gefördert werden, indem die Industrie mit Schweizer Rohstoffen zu konkurrenzfähigen Preisen versorgt wird.
Fonds Regulierung
1.1 Der Fonds bezweckt die Erhaltung der Wertschöpfung im Inland
1.2 Die verfügbaren Mittel aus dem Fonds werden zur Exportstützung von fetthaltigen Produkten eingesetzt.
1.3 Mit dem Fonds sollen: a) ein Exportbeitrag bei temporären Überschussmengen für das Milchfett stattfinden b) durch die Regulierung über die Fettexporte der Schweizer Milchfettmarkt stabilisiert werden.
Mit 28 Rappen wird nun jedes Kilo gestützt, heisst doch, dass das nachgelagerte Gewerbe viel zu teuer produziert.
Es ist Zeit die Löhne auf ein realistisches Niveau zu senken, dann klappt das auch mit dem günstigen Einkaufen im eigenen Land.
Es ist an der Zeit, die Milch aus einer, und zwar
einer bäuerlichen Hand zu verkaufen. Die ganzen POs und PMOs gehören aufgelöst, da unwirksam und nur Kostenstellen für uns Bauern. HdE
Ein Vorschlag währe doch mal alle Milch aus dem Ausland zu verweigern, ein Einfuhr Stopp und nur die vom Inland zu nehmen.
Glaube das währe mal ein guter Versuch um mehr Wertschätzenden Umgang damit zu erlangen. (im Inland)