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Hochdorf gerettet: Aktionäre stimmen Verkauf zu

Der hoch verschuldete Milchverarbeiter Hochdorf gibt sein operatives Geschäft für 83 Millionen Franken an die schweizerisch-britische AS Equity Partners ab. Die Aktionäre haben auf Antrag des Verwaltungsrats dem Verkauf der Hochdorf Swiss Nutrition (HSN) zugestimmt.

blu/bki/sda |

Die ausserordentliche Generalversammlung der Hochdorf Holding fasste ihren Entschluss mit einem Ja-Stimmenanteil von 73 Prozent. Hochdorf Swiss Nutrition (HSN) stellt Milchpulver sowie milchbasierte Nahrung für Säuglinge, Kinder und Mütter her, unter anderem die Marke Bimbosan. Es hat rund 350 Mitarbeitende.

«Kein anderer Weg»

Wäre HSN in der hochverschuldeten Holding verblieben, wäre ihre Zukunft nach Angaben des Verwaltungsrats gefährdet gewesen. Mit dem Verkaufserlös kann indes nicht der ganze Schuldenberg der Holding abgebaut werden. Die Aktionäre würden ihr Investment verlieren, sagte Hochdorf-Chef Ralph Siegl an der Generalversammlung. Daran führe kein Weg vorbei.

Siegl betonte, dass mit AS Equity Partners das beste Angebot gewählt worden sei. Der Markt gebe nicht mehr her, und der Markt lüge nicht, sagte er. Mit einer Zustimmung zum Verkauf könnten die Aktionäre dem Tagesgeschäft von Hochdorf Sicherheit und Stabilität geben.

Kindernahrung und Milchpulverfabrik

Hochdorf Verwaltungsratspräsident Jürg Olea sagte, der Verkauf sei nicht nur für das Unternehmen wichtig, sondern auch für die Mitarbeitenden und die Milchwirtschaft. AS Equity Partners sei aber ein starker Partner, der an die Zukunft und die Kompetenzen von Hochdorf glaube. «Obwohl der voraussichtliche Verkaufserlös die erheblichen Altlasten der Holding nur teilweise deckt und die Aktionärinnen und Aktionäre ihr Investment verlieren, haben diese den Verkauf genehmigt. Sie haben damit die Weiterführung der Hochdorf Swiss Nutrition AG mit ihrer 129-jährigen Tradition und den Erhalt von Arbeitsplätzen ermöglicht», so Oleas weiter.

Andreas Schulte, Mitgründer von AS Equity Partners, sagte den Hochdorf-Aktionären, er rechne mit einer relativ kurzen Restrukturierungsphase. Mittelfristig werde HSN wieder marktübliche Gewinne erzielen. Gemäss seinen Aussagen will der neue Eigentümer vor allem das Standbein Kindernahrung stärken. HSN werde aber auch die Milchpulverfabrik der Schweiz sein.

Weg des geringsten Widerstands

In der Diskussion sprachen sich mehrere Aktionäre gegen den Verkauf aus. Der Verwaltungsrat sei den Weg des geringsten Widerstands gegangen, sagte einer. Ein anderer forderte die Einsetzung eines neuen Verwaltungsrats, der auch die Interessen der Aktionäre und nicht nur die der anderen Stakeholder wahrnehme.

Thomas Grüter, Präsident der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), warb dagegen für den Verkauf. «Wir wollen keine Experimente», sagte er, denn Hochdorf verarbeite sieben Prozent der Schweizer Milch. Die ZMP sind ein wichtiger Aktionär von Hochdorf und der Mehrheitsaktionär von Emmi.

Der Vollzug der Transaktion wird noch vor Ende Oktober 2024 erwartet. «Das operative Geschäft der HSN wird ohne Unterbruch weitergeführt», schreibt der Milchverarbeiter am Mittwochabend. Im August 2024 war der Holding eine provisorische Nachlassstundung gewährt worden. Die HSN ist davon nicht tangiert. Die HSN wird aus der Hochdorf-Gruppe herausgelöst und unter der neuen Eigentümerschaft weitergeführt.

Newlat geht leer aus

Leer geht die Newlat. Die italienische Molkerei hatte Anfang September ein Kaufangebot gemacht. Dieses stiess bei Hochdorf auf taube Ohren. «Im Unterschied zu allen anderen ernsthaften Kaufinteressenten hat Newlat im strukturierten Verkaufs­prozess bis heute kein verbindliches Angebot für die HSN eingereicht, wie dies von einem ernsthaften Investor erwartet würde», erklärte Hochdorf. 

Ein Vertreter von Newlat brachte an der Versammlung nochmals den Standpunkt des italienischen Konzerns sein.  Wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt , handelte es sich nach Aussagen von Newlat um eine verbindliche Bar-Offerte in der Höhe von 93 Millionen Franken für 100 Prozent der HSN-Anteile. Das Angebot von Newlat war damit um 10 Millionen höher als jenes der AS Equity Partners. Aber auch bei einem Verkauf an die Italiener wären die Aktionäre leer ausgegangen.

Hochdorf Swiss Nutrition AG

Per 1. Januar 2015 wurden sämtliche Aktivitäten in der Schweiz – und aus der Schweiz heraus – in die Hochdorf Swiss Nutrition AG zusammengefasst. Die bisherigen Verkaufsgesellschaften sind seither als Geschäftsbereiche der Hochdorf Swiss Nutrition AG am Markt tätig:

  • Food Solutions: Entwicklung, Produktion und Vermarktung verschiedener Pulverprodukte aus Milch und Molke
  • Infant Nutrition: Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Premium-Produkten im Bereich milchbasierter Mama-, Baby-, Kleinkinder- und Juniornahrung

Wichtig für gesamte Milchwirtschaft

Zweitgrösster Aktionär der Hochdorf Holding AG sind die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP). Sie besitzen über die ZMP Invest AG knapp 18 Prozent der Gruppe (siehe Kasten unten). Zur geplanten Lösung sagt Carole Aschwanden von der ZMP-Geschäftsleitung Ende August zu «Schweizer Bauer»: «Wir von der ZMP Invest AG sind froh, dass Hochdorf nun eine Käuferin für die Hochdorf Swiss Nutrition AG gefunden hat. Die finanziellen Altlasten liessen keine Alternativen zum Verkauf zu. Es herrscht nun Klarheit über die Zukunft der Firma, was wichtig für alle Beteiligten ist.»

Dass die Zukunft des Verarbeitungsstandorts Sulgen TG sichergestellt sei, sei nicht nur wichtig für die Mitarbeitenden, sondern für die ganze Schweizer Milchwirtschaft. So verarbeitet Hochdorf rund sieben Prozent der Schweizer Milchmenge.

Jetzt noch 6 Mio. Fr.

Mit dem Verkauf an die AS Equity Partners nehmen die Zentralschweizer Milchproduzenten einen grossen Verlust in Kauf, denn wegen des fallenden Kurses der Hochdorf-Aktie hat die ZMP Invest AG in den letzten Jahren schon viel von ihrer Hochdorf-Investition abschreiben müssen. «In unseren Büchern war per Ende Dezember 2023 noch ein Restwert von rund sechs Millionen Franken», sagte Aschwanden.

Sie ergänzte: «Dieser Wert ist mittlerweile signifikant tiefer, weil der Aktienkurs seit Anfang Jahr nochmals weiter und drastisch gesunken ist.» Auf die Frage, ob sich die Beteiligung an der Hochdorf-Gruppe aus heutiger Sicht gelohnt habe, sagt Aschwanden: «Hochdorf war in der Vergangenheit eine wichtige Milchabnehmerin der ZMP und brachte uns auch Vorteile in der Logistik, weil der Standort Hochdorf mitten im ZMP-Gebiet lag.»

Verkaufsabsichten Anfang März bekanntgegeben

Anfang März gab Hochdorf bekannt, dass es einen Verkauf anstrebt. Zur Debatte stünden verschiedene Optionen.  Der Fokus liege auf einem Verkauf oder Teilverkauf, wobei der Zusammenhalt des operativen Geschäfts angestrebt werde, hiess es damals. 

Hochdorf verfüge über ein tragfähiges Geschäftsmodell – das habe die positive operative Entwicklung der vergangenen zwei Jahre bestätigt, hiess es weiter. Management und Verwaltungsrat würden «gemeinsam alles daransetzen, dass das Geschäft auf einer nachhaltigen finanziellen Grundlage weitergeführt und die Arbeitsplätze erhalten werden können».

AS Equity Partners

AS Equity Partners ist ein in der Schweiz und in Grossbritannien ansässiger Finanzinvestor mit einem besonderen Investitionsfokus auf Technologiefirmen in speziellen Situationen. Der Investor sieht bei Hochdorf Potenzial. «Die technologische Kompetenz der Hochdorf Swiss Nutrition, deren Relevanz in der modernen Ernährung und der erfreuliche Trend in der operativen Gesundung sind für uns eine überzeugende Grundlage, um dieses interessante internationale Potenzial zu erschliessen. Wir freuen uns, die 129-jährige Tradition des Unternehmens mit unserer Investition weiterzuführen», sagte sich Andreas Schulte, Gründer und Managing Partner von AS Equity Partners, vergangene Woche.

In der Vereinbarung werde das operative Geschäft von Hochdorf mit einem Unternehmenswert von 83,0 Millionen Franken bewertet. Hochdorf hat jedoch noch einen offenen Konsortialkredit von 67 Millionen, der vom Käufer übernommen wird. Abzüglich dieses Betrags fliessen laut Mitteilung noch 15,5 Millionen Franken als Verkaufserlös an die Hochdorf Holding.

Die Geschäfte der HSN, insbesondere im Bereich Infant Nutrition mit dem Fokus auf Swissness, sollen weiter ausgebaut werden. So soll die «verlässliche Rolle in der Schweizer Milchindustrie» gesichert werden. Ziel ist es, die Profitabilität des Unternehmens nachhaltig weiter zu verbessern.  blu

Standort Hochdorf wird geschlossen

Um auf das Überleben zu sichern, hat sich das Unternehmen einer Transformation unterzogen. Im September 2023 gab Hochdorf bekannt, den Produktionsstandort in Hochdorf LU im Jahr 2026 zu schliessen.   Es sollen nur jene Anlagen in Sulgen TG wiederaufgebaut werden, die für den Bereich Babynahrung nötig sind.    Rund 40 Stellen fallen weg.   Die Schliessung von Hochdorf wurde bereits im August 2021 angekündigt.   Ursprünglich hätte dieser Plan schon 2023 in die Tat umgesetzt werden sollen, war dann aber aufgeschoben worden.

Die Konzentration auf den Standort im Kanton Thurgau wird mit der Strategie begründet. Der Schritt ist eine Fortsetzung zum «international wettbewerbsfähigen Kompetenzzentrum für Schweizer Babynahrung, hochmargige Milchpulverspezialitäten und Molkeveredlung.» Hochdorf will sich so «ergänzend zu den traditionellen Molkereien» in der Schweiz positionieren. 

ZMP zweitgrösster Aktionär

Die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) sind ein gewichtiger Aktionär der Hochdorf Holding. Über die ZMP Invest AG besitzen die ZMP knapp 18 Prozent der Gruppe. Hinter Amir Mechria (20,7%), dem Chef des Zuger Babynahrungsherstellers und Hochdorf-Grosskunden Pharmalys, sind sie damit zweitgrösster Aktionär. Die ZMP sind zudem Mehrheitsaktionär der Emmi (53 Prozent). 

Weitere grössere Aktienpakete an Hochdorf halten der Bermont Master Fund (CI) LP aus Georgetown auf den Cayman Islands mit 14,55% und die Innovent Holding AG, M. Weiss & Co AG und Familie Weiss aus Wollerau SZ. Auch die Newlat-Gruppe (9%) gehört zu den Aktionären. Zusammen mit den Kleinaktionären müssen die Grossaktionäre ihre Beteiligungen abschreiben. blu

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