Hochdorf will nun die Ansprache potenzieller Investoren ausweiten. Zur Debatte stehen verschiedene Optionen, wie der Babynahrungs- und Milchpulverhersteller am Dienstag mitteilte. Der Fokus liege auf einem Verkauf oder Teilverkauf, wobei der Zusammenhalt des operativen Geschäfts angestrebt werde. Entscheide seien aber noch keine gefallen.
«Tragfähiges Geschäftsmodell»
Hochdorf verfüge über ein tragfähiges Geschäftsmodell – das habe die positive operative Entwicklung der vergangenen zwei Jahre bestätigt, heisst es weiter. Management und Verwaltungsrat werden «gemeinsam alles daransetzen, dass das Geschäft auf einer nachhaltigen finanziellen Grundlage weitergeführt und die Arbeitsplätze erhalten werden können».
Hochdorf hat sich in den letzten Jahren einer Neuausrichtung sowie harten Einschnitten unterzogen. So beschloss das Unternehmen etwa, die Produktion im luzernischen Hochdorf bis 2025 (siehe Kasten) zu schliessen und die Fabrikation in der Ostschweiz in Sulgen zu konzentrieren. Auf der anderen Seite sollten aber auch neue Einnahmen erschlossen werden, etwa mit dem angestrebten Eintritt in den US-Markt im kommenden Jahr.
Zudem gab Hochdorf erste ungeprüfte Eckdaten zum abgelaufenen Geschäftsjahr bekannt. Der Nettoerlös sei gegenüber dem Vorjahr gestiegen. «Sowohl im Bereich Food Solutions als auch im Bereich Infant Nutrition lagen die Umsätze über den budgetierten Erwartungen. Im Schweizer Milchmarkt konnte Hochdorf unter Anwendung betriebswirtschaftlicher Kriterien ihre Rolle als wichtiger Partner der Milchwirtschaft wahrnehmen», schreibt der Milchverarbeiter.
Der EBITDA sei nach einem Fehlbetrag von 10,1 Millionen Franken im Vorjahr nun wieder deutlich positiv. Der Cashflow aus operativer Tätigkeit werde für Ende 2023 im positiven knapp zweistelligen Millionenbereich erwartet, nachdem er in den vorangegangenen Jahren im tief negativen Bereich gelegen hatte. Die Liquidität für den laufenden Betrieb sei aber gesichert. Die vollständigen Ergebnisse werden am 21. März veröffentlicht.
Hochdorf schliesst Standort
Im September 2023 gab Hochdorf bekannt, den Produktionsstandort in Hochdorf LU im Jahr 2026 zu schliessen. Es sollen nur jene Anlagen in Sulgen TG wiederaufgebaut werden, die für den Bereich Babynahrung nötig sind. Rund 40 Stellen fallen weg.
«Die Verlagerung sämtlicher Pulvertrocknungskapazitäten nach Sulgen würde hohe Investitionen bedingen, die durch die relativ tiefe Rentabilität des (Export-)Pulvermarktes am Kapitalmarkt nicht wirtschaftlich vertretbar sind», teilte Hochdorf damals mit. Zusammen mit Kunden, Lieferanten und der Branche wolle Hochdorf in den nächsten Monaten Lösungen erarbeiten. Für Milchbauern heisst das: Sie müssen neue Abnehmer finden. Schokoladenhersteller benötigen einen Lieferanten. Der Verarbeiter macht die Türe (noch) nicht ganz zu. Man bleibe offen für eine diesbezügliche Kapitalfindung interessierter Kreise.
Die Konzentration auf den Standort im Kanton Thurgau wird mit der Strategie begründet. Der Schritt ist eine Fortsetzung zum «international wettbewerbsfähigen Kompetenzzentrum für Schweizer Babynahrung, hochmargige Milchpulverspezialitäten und Molkeveredlung.» Hochdorf will sich so «ergänzend zu den traditionellen Molkereien» in der Schweiz positionieren.
Die Schliessung von Hochdorf wurde bereits im August 2021 angekündigt. Ursprünglich hätte dieser Plan schon 2023 in die Tat umgesetzt werden sollen, war dann aber aufgeschoben worden.
Zu hohe Zinszahlungen
Und doch: In absehbarer Zeit sehen Management und Verwaltungsrat keinen Weg, wie das Unternehmen seine hohen finanziellen Altlasten alleine schultern kann. Nach einer weiteren Prüfung sei man zum Schluss gekommen, dass auch eine wettbewerbsfähige Ertragskraft in keinem plausiblen Szenario ausreiche, um die steigenden Altlasten aus der komplexen Finanzierungs- und Kapitalstruktur zu tragen, schreibt Hochdorf. Auch eine Rekapitalisierung habe sich als kaum realisierbar erwiesen.
Hochdorf kämpft bereits seit einigen Jahren mit finanziellen Problemen. Der frühere aggressive Expansionskurs des Unternehmens erwies sich schnell als Bürde. Einige Übernahmen, wie etwa der Kauf des Schweizer Traditionsunternehmen Bimbosan 2018, bewährten sich zwar. Andere zugekaufte Töchter hat Hochdorf derweil aber bereits wieder aufgegeben. Lange belastete etwa der Babynahrungs-Vermarkter Pharmalys, dessen Mehrheit Hochdorf 2016 übernommen hatte. Mit der Ausgabe einer Hybridanleihe 2017 lud sich das Unternehmen zudem hohe Zinszahlungen auf.
Komplette Neuausrichtung
Nach einem schwierigen Geschäftsjahr 2018 – in dem Hochdorf gleich zweimal vor einer massiven Verschlechterung der Ergebnisse warnen musste – gingen die Aktionäre auf die Barrikaden. Der Verwaltungsrat wurde ausgewechselt und noch 2019 trennte sich das Unternehmen wieder von Pharmalys – zu einem tieferen Preis. Im Zuge einer kompletten Neuausrichtung sollte sich das Unternehmen nun auf das Babynahrungsgeschäft konzentrieren. Zugleich machte sich das Management auf Geldsuche und warnte vor einer ernstzunehmenden Krise.
Trotz des Verkaufs von Auslandtöchtern, der Schliessung unrentabler Werke und weiteren Sanierungsmassnahmen fand Hochdorf seither finanziell nicht mehr richtig in die Spur zurück. Auch die Corona-Pandemie und die Kostenteuerung setzten dem Unternehmen zusätzlich zu. Nun bleibt noch die Hoffnung auf einen neuen Investor.
ZMP zweitgrösster Aktionär
Die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) sind ein gewichtiger Aktionär der Hochdorf Holding. Über die ZMP Invest AG besitzen die ZMP knapp 18 Prozent der Gruppe. Hinter Amir Mechria, dem Chef des Zuger Babynahrungsherstellers und Hochdorf-Grosskunden Pharmalys, sind sie damit zweitgrösster Aktionär. Die ZMP sind zudem Mehrheitsaktionär der Emmi (53 Prozent).
Die ZMP sind über die ZMP Invest AG Mehrheitsaktionärin der Emmi AG und Minderheitsaktionärin der Hochdorf Holding.
ZMP
Der neue Grossaktionär Newlat stellt Bedingungen und will den ganzen VR austauschen. Kann es sein,dass Hochdorf ganz in italienischen Händen liegt? Sie kochen auch nur mit Wasser.
Beste Grüsse
Paul Sutter, Aarburg