Wie der Verarbeiter am Montagabend mitteilt, stünden im Rahmen der strategischen Fokussierung nun auch die Rahmenbedingungen für den aufgeschobenen Umzug der Produktion von Hochdorf nach Sulgen fest.
Milchpulver unrentabel
Die Produktion wird bis 2026 heruntergefahren. Nur jene Anlagen, die für die Herstellung von Babynahrung gebraucht werden, werden abgebaut und in Sulgen wiederaufgebaut. «Die Verlagerung sämtlicher Pulvertrocknungskapazitäten nach Sulgen würde hohe Investitionen bedingen, die durch die relativ tiefe Rentabilität des (Export-)Pulvermarktes am Kapitalmarkt nicht wirtschaftlich vertretbar sind», heisst es in der Mitteilung.
Zusammen mit Kunden, Lieferanten und der Branche will Hochdorf in den nächsten Monaten Lösungen erarbeiten. Milchbauern müssen neue Abnehmer finden, Schokoladenhersteller benötigen einen Lieferanten. Der Verarbeiter macht die Türe (noch) nicht ganz zu. Man bleibe offen für eine diesbezügliche Kapitalfindung interessierter Kreise.
Die Schliessung von Hochdorf war vor gut zwei Jahren angekündigt worden. Ursprünglich hätte dieser Plan schon bis im laufenden Jahr in die Tat umgesetzt werden sollen, war dann aber aufgeschoben worden.
Hochmargige Milchpulverspezialitäten
Die Konzentration auf den Standort im Kanton Thurgau wird mit der Strategie begründet. Der Schritt ist eine Fortsetzung zum «international wettbewerbsfähigen Kompetenzzentrum für Schweizer Babynahrung, hochmargige Milchpulverspezialitäten und Molkeveredlung.» Hochdorf will sich so «ergänzend zu den traditionellen Molkereien» in der Schweiz positionieren.
Die Schliessung der Produktion in Hochdorf hat den Abbau von 40 Stellen zur Folge. «Für diese Mitarbeitenden kommt der bereits 2022 mit der Mitarbeiterkommission aufgrund des Schliessungsentscheids von 2021 vereinbarte Sozialplan zum Einsatz», heisst es weiter. In Hochdorf verbleiben noch die Abteilungen Entwicklung, Verkauf, Marketing und Administration. Ab 2026 werden an diesem Standort noch 90 Mitarbeitende beschäftigt sein. Einer der grösseren Aktionäre der Hochdorf Gruppe sind die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP).
Hochdorf senkt Verlust deutlich
Die auf die Herstellung von Nahrungsmitteln und Zutaten aus Milch und alternativen Proteinquellen spezialisierte Hochdorf hat ihre Erholung im ersten Halbjahr fortgesetzt. Umsatz und Bruttomarge sind gestiegen. Der Verlust konnte massiv verkleinert werden.
Der Nettoerlös stieg im ersten Halbjahr 2023 um 5,8 Prozent auf 154.2 Mio. Franken. 103,5 Mio. Fr. trug der Bereich Food Solutions bei. Der Bereich Infant Nutrition (ehemals Baby Care) verzeichnete eine starke Nachfrage in den durch den Grosskunden Pharmalys Laboratories SA abgedeckten Märkten der MENA-Region. Der Nettoerlös lag mit 50.7 Mio. Fr. (+85%) deutlich höher als in der Vorjahresperiode.
Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA war dank «konsequenten Preis- und Vertragsverhandlungen, Kostendisziplin und einem positiven Produktemix» mit 6,7 Millionen Franken (2022: -10,7 Mio) im ersten Semester klar positiv, teilte Hochdorf jüngst mit. Unter dem Strich blieb gleichwohl noch ein Verlust von 0,9 Millionen – immerhin massiv weniger als in der Vorjahresperiode (18,3 Mio. Fr.).