Ricarda Demarmels ist seit Januar 2023 Chefin von Emmi. Die Bündnerin ist in Andeer aufgewachsen.
ZMP
Im Markt bei der Beschaffung von Zutaten herrsche eine hohe Volatilität. Der Kakao-Preis habe sich verdreifacht, der Kaffee-Preis verdoppelt, sagte Emmi-CEO Ricarda Demarmels im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP am Mittwoch in Luzern.
Beim Schweizer Käse unter Druck
Zudem zeichne sich bei gewissen Früchten eine schlechte Ernte ab und die Lage beim wichtigen Grundnahrungsmittelexporteur Ukraine sei weiterhin unsicher, so Demarmels. Die stark gestiegenen Rohstoffpreise in der Branche wälzt Emmi dabei teils auf die Konsumenten um. «Auch wir werden selektiv Preise verantwortungsvoll anpassen müssen», führte die Emmi-CEO Ricarda Demarmels aus.
Emmi federe zwar die Kosten über Effizienzprogramme und Kostendisziplin ab. So seien Standorte geschlossen und Firmen zusammengelegt sowie das Portfolio gestrafft worden, sagte Demarmels. Aber dies reiche teils nicht aus. Emmi folgt damit Ankündigungen von Kaffeeproduzenten und der Schokoladeindustrie, die ebenfalls Preiserhöhung angekündigt hatten. Beim Schweizer Käse etwa steht Emmi unter Druck von günstigerer Konkurrenz durch Importe.
US-Importzölle: Emmi sieht sich gut gerüstet
US-Präsident Donald Trump sorgt mit seinen Ankündigungen von Importzöllen für Verunsicherungen. Auch Lebensmittel könnten davon betroffen sein. Die Schweiz exportiert gemäss SRF deutlich mehr in die USA als umgekehrt (Handelsbilanz: -30 Mrd. US-Dollar). Bisher gibt es aber keine Androhungen von Zöllen, die direkt auf die Schweiz zugeschnitten sind.
Wenn es in den USA aber zu Importzöllen kommen sollte, müsste Emmi auch das in Preiserhöhungen umsetzen, erklärte Demarmels. Grundsätzlich sei Emmi für den Fall von Handelskriegen aber gut aufgestellt. «Milch ist per se ein lokales Geschäft», sagte sie. Beim Absatz in den USA produziere Emmi zu 85 Prozent lokal, bei den übrigen 15 Prozent handle es sich primär um importierten Schweizer Käse. Das Geschäft mache ungefähr 100 Millionen Franken aus.
Insgesamt sieht die Emmi-Chefin positiv in die Zukunft. Für das weitere Wachstum sei Emmi sowohl beim Produktemix mit seinen Marken wie auch geografisch gut aufgestellt, sagte Demarmels. Emmi plant vor allem, den Trend des Volumenwachstums in seinen strategischen Märkten und Nischen fortzusetzen, die Erschliessung neuer Kernmärkte ist vorerst nicht geplant.
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Milch als Superfood
Der wichtigste Rohstoff für den Molkereikonzern ist die Milch. Er setzt unter anderem auf den Megatrend Gesundheit und will Milch als Superfood stärker in Erinnerung rufen. «Das Naturprodukt Milch ist hierfür prädestiniert», sagte Demarmels. Schliesslich enthalte natürliche Milch viel Protein und Vitamine.
Auch bei Trinkmahlzeiten sieht die Emmi-Chefin Potenzial: Rund die Hälfte der 65- bis 75-Jährigen in der Schweiz deckten ihren täglichen Bedarf an Proteinen nur unzureichend. Zudem seien Trinkmahlzeiten «eine schnelle Alternative über den Mittag neben Salaten und Sandwiches». Emmi setzt dabei auf die eigene Kompetenz im Umgang mit Milch und Protein und will weiter zum Marktführer Yfood aus Deutschland aufholen.
Proteinwasser
Im vergangenen Jahr hatte Emmi im südamerikanischen Spitzenmarkt Brasilien die Mehrheit der Molkerei Verde Campo übernommen. Dabei geht es um funktionelle Premium-Milchprodukte wie Joghurts und Milchgetränke mit hochwertigem Protein.
Demnächst lanciert Emmi zudem in der Schweiz ein eigenes Proteinwasser. Emmi setzt dabei auf seine Kompetenz im Umgang mit Milch und Protein. «Wer, wenn nicht wir als Emmi, hat diese Expertise?», sagte Demarmels.
Zu Emmi
Emmi vertreibt seine Produkte in rund 60 Ländern und stellt diese an 72 eigenen Produktionsstandorten in 13 Ländern her. Mit rund 12'000 Mitarbeitenden, von denen rund 75 % ausserhalb der Schweiz tätig sind, erwirtschaftete die Emmi Gruppe 2024 einen Umsatz von 4,3 Milliarden Franken. Emmi ist nach eigenen Angaben die führende Herstellerin von Milchprodukten in der Schweiz. Ihre Wurzeln reichen bis 1907 zurück, als sie durch milchbäuerliche Genossenschaften in der Region Luzern gegründet wurde. Nach wie vor befindet sich die Mehrheit der Emmi Aktien im Besitz der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP). Über die ZMP Invest – eine Tochtergesellschaft der ZMP – halten sie 53,2 % der Aktien.
Super-Food ist Milch erst dann, wenn für die Kühe keine Anbindehaltung, regelmäßiger Weidegang und das Aufziehen ihrer eigenen Kälber ermöglicht wird.
Emmi spricht von US-Importzöllen. Das verteuert das Produkt einzig in USA, auf den Schweizer Marktpreis darf das keine Auswirkungen haben. Wir sind nicht bereit, für Emmi's und Trump's Entscheide aufzukommen. Das ist deren Sache. Emmi soll den US-Markt fallen lassen, dort produzieren oder die Zölle vollumfänglich auf den US-Preis schlagen. Das ist reinster Kindergarten!
Wenn nicht, wäre es höchste Zeit, super Food sollte anständig bezahlt werden!