Jahr für Jahr gibt es immer weniger Milchviehbetriebe. 2,6 Prozent der Milchbauern haben die Produktion 2021 für immer aufgeben. Damit wurde die Marke von 18'000 Erzeugern unterschritten. Dies teilt die TSM Treuhand mit. Mehrere Bauernorganisationen fordern höhere Milchpreise.
Der Strukturwandel in der Schweizer Milchwirtschaft setzt sich unvermindert fort. Die tiefen Preise setzen insbesondere den Molkereimilch-Produzenten zu.
Zwar haben die Milchpreise zugelegt, doch die stark steigenden Preise für Energie, Futter und Produktionsmittel haben die Erhöhung mehr als «weggefressen». Dass in dieser Situation hunderte Milchbauern die Produktion aufgeben und teils auf ein anderes Standbein setzen, ist deshalb keine Überraschung.
TSM
471 Betriebe gaben auf
Der Rückgang der Anzahl Milchviehbetriebe in den vergangenen Jahren ist massiv. 2003 haben noch rund 33’000 Bauern Kühe gemolken, 2009 waren es noch 27'000 Betriebe. 2015 sank die Anzahl Milchbauern auf 21'765 (-5'251). 2016 sind 778 Betriebe ausgestiegen. 2017 zogen sich 776 Bauern aus der Produktion zurück. Und 2018 haben 643 Betriebe mit Melken aufgehört. 2019 zogen 520 Milchbauern die Reissleine. Damals gab es noch etwas mehr 19'000 Betriebe.
2020 haben noch 18’396 Höfe Milch abgeliefert, 652 oder 3.4 Prozent weniger als im Jahr zuvor. 2021 hat sich das «Milchbauernsterben» wieder ein bisschen verlangsamt. 2,6 Prozent der Betriebe haben die Milchkühe verkauft. Damit haben noch 17'925 Milch abgeliefert, 471 weniger als 2020. Damit haben 2021 jeden Tag 1,3 Betriebe aufgegeben. In diesem Jahr dürfte die Anzahl Milchbauern weiter abnehmen.
Im vergangenen Jahr wurden gemäss Mitteilung von TSM Treuhand insgesamt 3'405'307 Tonnen Milch produziert. Das ist gast genau so viel wie 2020. «Die Menge liegt jedoch rund 40‘000 Tonnen unter der durchschnittlichen Produktion der vergangenen 10 Jahre», schreibt TSM.
15,4 Prozent produzieren 41,5 Prozent der Milch
Da jedes Jahr mehrere hundert Milcherzeuger aufgeben, die Milchmenge jedoch nur minim sinkt, steigt die Milchproduktion je Hof. 2021 lag dieser Wert bei 184'016 Kilo, das sind 5'080 Kilo oder 2,8 Prozent mehr als 2020. Zum Vergleich: 2015 lieferte ein Betrieb 154’705 kg ab, 2010 lag dieser Wert noch bei 127’082 kg.
Veränderungen gab es auch bei den Grössenklassen. Die Anzahl Betriebe, die 300'000 Kilo oder mehr produzierten, stieg 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 111 auf insgesamt 2766. Damit haben sie einen Anteil von 15,42 Prozent alle Milchviehbetriebe. Sie erzeugten 41,46 Prozent oder 1'367'657 Tonnen Milch.
Die übrigen 84,58 Prozent lieferten 1'930'838 Tonnen Milch, das sind 58.54 Prozent der gesamten Menge, ab. In den Grössenklassen mit weniger als 300'000 Kilo Jahresproduktion sank die Anzahl Produzenten um 582 auf 15159.
Die grösste Abnahme gab es in der Klasse 100’000 bis 200’000 Kilo. Hier haben 225 Bauern mit Melken aufgehört. In dieser Grösse gab es 2021 noch 6'296 Höfe, das sind 35 Prozent aller Betriebe, die Milch produzieren. Sie erzeugten 903'860 Tonnen Milch und realisierten damit einen Anteil von 27,4 Prozent.
TSM
81 Betriebe mit mehr als einer Million Kilo
Die grösste Zunahme gab es in der Klasse 500'000 bis 1 Million Kilo. Hier wurden 782 (+53) Produzenten gezählt, das sind 4,36 Prozent aller Betriebe. Sie lieferten aber 519'653 Kilo Milch oder 15,75 Prozent der gesamten Milchmenge ab.
Auch die Anzahl Landwirte, die mehr als 1 Million Kilo Milch erzeugen, hat zugenommen. Insgesamt haben 81 Betriebe diese Marke überschritten, drei mehr als 2020. Die 0,45 Prozent Milchviehbetriebe produzierten 113'736 Tonnen Milch, das sind 3,45 Prozent der vermarkteten Milch.
«Kosten fressen Anstieg weg»
In den vergangenen Monaten sind die Preise für Milchprodukte gestiegen. Die Bauern hingegen haben oft nur wenig oder gar nicht von den Erhöhungen profitiert. Im Gegenteil, die hohen Produktionskosten setzen den Produzenten zu. In der Schweiz werden die Rufe immer lauter, die eine Erhöhung des Produzentenpreise fordern.
Für BIG-M ist die Situation in der Schweiz unhaltbar. In den vergangenen Monaten seien die ausbezahlten Preise gar gesunken. Zusammen mit den gestiegenen Produktionskosten für Futter und Energie von 3 Rappen je Kilo drohe den Milchproduzenten, die Luft auszugehen. «Die lächerlichen zwei bis drei Rappen, welche einzelne Grossverteiler für die geforderten höheren Standards drauflegen, helfen da gar nichts. Sie sind durch die höheren Kosten bereits wieder weggefressen», heisst es im jüngsten Newsletter. Zusätzliche Anforderungen würden die Situation weiter verschärfen.
A-Richtpreis soll um 9 Rappen steigen
Deshalb appelliert BIG-M an die Händler und Verarbeiter, endlich zu handeln. BIG-M fordert von der BOM, dass in einem ersten Schritt der Richtpreis für industrielle Molkereimilch im A-Segment für das nächste Quartal um 9 Rappen angehoben wird. Der Richtpreis würde damit ab April 2022 auf 82 Rappen pro Kilo zu liegen kommen. BIG-M untermauert die Forderung auch mit dem Molkereimilchpreisindex des Bundesamts für Landwirtschaft. Dieser steige seit Monaten an.
Handel und Verarbeiter müssten nun handeln. Es sei fünf nach zwölf. Für Planungssicherheit bräuchten die Milchviehbetriebe ein klares Zeichen. Kritik übt BIG-M an den Schweizer Milchproduzenten (SMP): «Bedenklich genug, dass unsere Produzentenvertreter sich bis heute nicht für diesen Systemwechsel stark gemacht haben.»
«Kostenwahrheit abbilden»
Die Genossenschaft Vereinigte Milchbauern Mitte-Ost (VMMO) teilte kürzlich mit, dass im Januar die Produzentenpreise aktuell 3 bis 5% höher als vor Jahresfrist waren. Doch auch sie wiesen auf die deutlich gestiegenen Kosten hin. «Die aktuelle Marktsituation ist paradox, einerseits ist Milch gesucht, andererseits sinken die Nettoerträge der Produzenten», hielt die Genossenschaft fest.
«Es ist höchste Zeit, dass die Milchkäufer endlich Preise bezahlen, welche die Kostenwahrheit und den Markt auch wirklich abbilden», forderte die VMMO. Ob die Ruge aus der der Bauern erhört werden, entscheidet sich in rund 2 Wochen. Dann wird die Branchenorganisation Milch (BOM) über die Höhe des Richtpreises für Molkereimilch im A-Segment befinden.
207‘000 Tonnen Käse produziert
Die Käseproduktion hat im Jahr 2021 weiter zugenommen. Mit einer Produktion von 207‘155 Tonnen wurde erneut eine Höchstmarke erreicht. Mit Ausnahme der Kategorie Frischkäse, welche leicht zurückgegangen ist, haben alle übrigen Kategorien zulegen können. Bei den bekannten Käsesorten verzeichnete die Produktion von Le Gruyère AOP die höchste Zunahme der produzierten Menge (+1‘826 Tonnen, total 32‘404 Tonnen). Weiter angestiegen ist die Produktion von Schweizer Raclettekäse (+1‘108 Tonnen, total 17‘951 Tonnen), Tête de Moine AOP (+370 Tonnen, total 3‘035 Tonnen) und Vacherin Fribourgeoise AOP (+356 Tonnen, total 3‘050 Tonnen). Der Schweizer Raclettekäse liegt neu hinter Le Gruyère AOP und Mozzarella an dritter Stelle der am meisten produzierten Käsesorten in der Schweiz. tsm
" Bauernhand " ist, solange wird es nicht besser werden.
Die jeweilige Organisation mir dann direkt eine Rechnung schicken darf, und ich es dann je nach dem bezahlen darf...
Der ZMP besitzt 54 % aller Emmi Aktien, stellt Abitur drei Verwaltungsräte, obwohl sie auf Grund des Kapital Anteils eigentlich 5 stellen müssten.
Diese VR sind zugleich auch im Vorstand des ZMP und müssen einerseits Emmi Interessen als VR und andererseits Produzenten Interessen ZMP vertreten.
Ein völliger Widerspruch, den der Branchen Leader Emmi geschickt ausnutzt, um den Milchpreis nur marginal anzuheben.
Wenn Ihr den Beruf mit Leidenschaft betreibt mag das noch ne Weile gehen.
Aber hört auf, bevor Ihr alt und ausgebrannt seid!
Es gibt immer einen Weg, wäre doch auch mal schön, wenn man mal den Wecker nicht mehr stellen müsste...
und die Frau würde auch länger bleiben
Guter Ratschlag! Hört JETZT auf. Solange das Vieh noch etwas gilt am Markt erhält ihr wenigstens noch eine kleine "Abfindung"..... Die Kostenwelle die auf euch zurollt, wird euch brutal erwischen und viele von euch in den Ruin und in den Suizid treiben.... Wollt ihr das wirklich? Oder wollt ihr selbstbestimmt und mit Würde die Stalltüren ein letztes Mal schliessen?
Ich gebe Dir vollkommen recht ! Sobald sich das Produkt vom Hof entfernt hat, wird es immer gefragter. Wenn ich so die Milchabrechnung und besonders die Abzüge für Beiträge an SMP, Marketing, Fonds BO uws. studiere, verwundert es mich nicht, dass sich nur die Big-M stark einsetzt für einen höheren Pruduzentenpreis . Der Richtpreis distanziert sich ja gewaltig vom Netto-Milchpreis.
Alle Nutznieser sitzen am Verhandlungstisch und provitieren von der harten Arbeit des Melkers.