Cremo gibt den Standort Lucens im Broyetal auf. – Google Maps In Lucens wird Cremo Ende 2023 keine Milch mehr verarbeiten. – Samuel Krähenbühl
Nach der Schliessung des Standorts in Steffisburg BE im Sommer 2021 will der Milchverarbeiter nun auch die Aktivitäten am Standort in Lucens im Kanton Waadt runterfahren. Die Restrukturierung und die Verlagerung der Käseproduktion nach Villars-sur-Glâne FR dürfte auch Entlassungen zur Folge haben.
Cremo werde den Standort Lucens schrittweise bis Ende 2023 restrukturieren, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Dabei werde zuerst die Käseproduktion, später würden die Käsereifung und zuletzt die Pulvertrocknung aus Nebenprodukten schrittweise nach Villars-sur-Glâne verlagert. Die dafür notwendigen Investitionen seien bereits aufgegleist.
Massiv weniger Milch
Der Abbau in Lucens sei wegen der geringeren Industriemilchmengen und der zuletzt empfindlichen Volumenkürzungen bei der Käseproduktion notwendig, begründet Cremo den Entscheid. Hinzu kämen die deutlich höheren Energiekosten. Die Milchproduzenten sind von der Schliessung nicht betroffen. Die Milchabnahme bleibe zu unveränderten Kaufbedingungen gewährleistet. «Die Restrukturierung verbessert die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und trägt damit zu dessen Existenzsicherung bei», schreibt Cremo.

cremo
Cremo hat bereits im Geschäftsbericht für das Jahr 2021 auf die angespannte Lage am Milchmilchmarkt hingewiesen. «Die Situation auf dem Beschaffungsmarkt für Industriemilch war 2021 aufgrund der rückläufigen Gesamtmenge äusserst angespannt und von einem harten Wettbewerb geprägt», heisst es. Dies habe zu nationalen, durch die Milchhändler ausgelösten Verschiebungen geführt. Cremo hat einen markant tieferen Milcheingang um 14% gegenüber dem Vorjahr in Kauf nehmen müssen. «Dieser deutliche Rückgang der Industriemilchmenge stand im scharfen Kontrast zur positiven Entwicklung des Cremo-Milchpreises. So stieg der von Cremo ausbezahlte durchschnittliche Milchpreis während des Berichtsjahres (2021) um ganze 7,25 Rappen/kg Milch», heisst es im Bericht weiter.
2021 hat Cremo 312 Millionen Kilo Milch verarbeitet. Im Jahr zuvor konnten die Freiburger noch 363 Millionen Kilo verarbeiten, 2019 betrug die Menge noch 393 Millionen Kilo. 2018 verarbeitete Cremo 407 Millionen Kilo Milch, fast 100 Millionen Kilo mehr als 2021.
40 Mitarbeiter betroffen
Vom Umbau sind den Angaben zufolge insgesamt rund 40 Mitarbeitende betroffen. Cremo will so viele wie möglich an anderen Standorten, vor allem in Villars-sur-Glâne, weiterbeschäftigen. Gleichwohl liessen sich Entlassungen nicht «gänzlich vermeiden», schreibt Cremo. «Wir werden die davon betroffenen Mitarbeitenden begleiten, namentlich bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle», sagt Alexandre Cotting, Verwaltungsratspräsident der Cremo AG. Wie der Standort in Lucens in Zukunft genutzt wird, ist noch offen. Cremo werde dazu im Laufe der nächsten Monate verschiedene Optionen prüfen, heisst es in der Mitteilung lediglich.
Steffisburg seit August 2021 zu
Innerhalb gut 18 Monaten schliess der Freiburger Milchverarbeiter den zweiten Produktionsstandort. Im April 2021 kündigte das Unternehmen die Schliessung des Standorts Steffisburg per Ende August 2021an. In Steffisburg waren rund 50 Stellen betroffen.
Der Standort Steffisburg bei Thun wurde 2003 Teil des Freiburger Unternehmens. Das Werk wurde im Zuge des Niedergangs der Swiss Dairy Food in die Cremo integriert. In Steffisburg wurde unter anderem Industriekäse wie Edamer gefertigt und Milchpulver hergestellt. Bereits 2018 wurde gemunkelt, dass der Standort vor dem Aus stehe.
Für Milchbauern, die an Cremo liefern, ändere sich nichts, teilte das Unternehmen Mitte April 2021 mit. Die Abnahme der Milch zu unveränderten Lieferbedingungen sei gesichert. Die Angestellten der Distributionsplattform «Petit Crémier» waren von der Schliessung nicht betroffen.
Im Mai 2022 teilte Cremo den Verkauf des Geländes an die STI Bus AG aus Thun mit. Das Areal umfasst zwei Grundstücke mit einer Gesamtfläche von rund 23‘000 m2. Das Busunternehmen hat die Liegenschaft Mitte Mai gekauft.
2 Responses
…lach…
Als wir noch an den Cremo Sitzungen teilnahmen wurde uns erklärt, das die Cremo jederzeit im Ausland mit 5-6 Rp.
Transportkosten Milch holen könne, und wir Produzenten mit dem damaligen 50Rp.-Preis zufrieden geben mussten.
Wir wollen doch hoffen,dass der Standort in Freiburg weiter bestehen bleibt, ansonsten es ein gefundenes Fressen
für die orangen “ Riesen“ werden könnte, und mit Ihrer hohen Margenstrategie und Preisgestaltung für die Milchproduzenten weiterhin ruinös weiter geht.