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ZMP suchen Biomilchproduzenten

Die Zentralschweizer Milchproduzenten haben die Biomilch-Offensive 2027+ lanciert. Ziel der Aktion ist es, die Biomilchproduktion sicherzustellen.

Lange Zeit nahm die Anzahl Biomilchproduzenten zu. Doch in den vergangenen zwei Jahren hat die Anzahl Umsteller deutlich abgenommen.

Strengere Vorschriften

Wie die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) in einer Mitteilung schreiben, hat die Verschärfung der Produktionsvorschriften auf den 1. Januar 2023 einen bedeutenden Einfluss auf das geringere Interesse für die Umstellung auf Biomilchproduktion. Auf Anfang 2023 wurde der Kraftfutteranteil bei Wiederkäuern von 10% auf 5% gesenkt. «Dies gilt nur für die Schweizer Bio-Branche und ist um ein Vielfaches strenger als bei EU-Bio-Milch, wo tatsächlich 40% Kraftfutter erlaubt sind», schreibt Bio Suisse auf der Website . Zudem muss in der Schweiz das gesamte Futter für Wiederkäuer zu 100% Schweizer Knospe Futter sein. Zudem müssen die Richtlinien zur graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion (GMF) eingehalten werden.

An der Delegiertenversammlung von April 2024 wurde ein Antrag gestellt, die 100-Prozent Schweizer-Knospe-Fütterung für die Wiederkäuer aufzuweichen. Dies deshalb, um die benötigten Mengen an Biomilch sicherzustellen Der Antrag wurde abgelehnt . An der Delegiertenversammlung im November 2023 stimmten die Delegierten aber einer befristeten Ausnahmeregelung zu. Während fünf Jahren ist es den Mischfutterherstellern erlaubt, einen bestimmten Prozentsatz an ausländischen Knospe-Eiweisskomponenten einzusetzen. Konkret sind das in den Jahren 2024 bis 2026 zehn Prozent ausländische Knospe-Eiweiss-Komponenten (gemessen an der Gesamtmenge Wiederkäuer-Kraftfuttermenge) und während der Jahre 2027 bis 2028 fünf Prozent ausländische Knospe-Eiweisskomponenten.

Wirtschaftlicher Druck tiefer

Doch die Biomilchproduktion ermöglich auch Chancen. «Der Biomilchpreis ist deutlich höher und stabiler als der konventionelle Milchpreis. Entsprechend ist der wirtschaftliche Druck für Biomilchproduzentinnen und -produzenten geringer als in der konventionellen Milchproduktion», schreiben die ZMP. Dies zeige sich im deutlich tieferen Strukturwandel.

Die ZMP lancierte deshalb in der vergangenen Woche zusammen mit der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) und dem Bildungszentrum für Natur und Ernährung (BBZN) des Kantons Luzern die Biomilch-Offensive 2027+. Die Milchvermarktungsgenossenschaft versprach, dass Betriebe, die sich jetzt für die Umstellung entschliessen würden nach zwei Umstellungsjahren – also ab 2027 –, ohne Warteliste Biomilch an ZMP verkaufen könnten.

Preis steigt

Die Aussichten im Biomilchmarkt sind vorerst gut, und per 1. Juli steigt der Biomilchpreis um 3 Rp./kg. Dazu sagte ZMP-Geschäftsführer Pirmin Furrer am Donnerstagabend am Informationsanlass in Burgrain LU: «Diesen Aufpreis konnten wir in den Preisverhandlungen bei den Detailhändlern nur durchsetzen, weil wir sie überzeugen konnten, dass wir die Produzenten brauchen.» Bereits am 1. Juni steigt der Basispreis für Knospe Milch um 2 Rappen auf 93 Rappen je Kilo. Dieser Anstieg erfolgt aber aus saisonalen Gründen.

Betriebsleiter und Biomilchproduzent Andreas Nussbaumer führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch seinen Betrieb und legte seine Vollkostenrechnung offen. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Milchproduktionsbetrieb erwirtschaftet er ein deutlich überdurchschnittliches Einkommen. Mit der Biomilchproduktion könne eine attraktive Wertschöpfung generiert werden. «Für Betriebe, die nicht allzu weit von der Bioproduktion weg sind, lohnt sich eine Umstellung allemal», führe Nussbaumer aus. Er ergänzte: «Zum Beispiel für Weidebetriebe.»

Umstellerjahre sind hart

Er wies aber darauf hin, dass die zwei Umstellungsjahre die finanziell schwächste Zeit gewesen sei. «Du fährst die Produktion zurück und hast den Mehrpreis noch nicht», erklärte er. Weiter dürfe man auch nicht über die Kosten der Biokontrolle sowie über die Lizenzgebühren an Bio Suisse erschrecken. Hinzu kämen die Kosten für Investitionen.

Bis 2008 wurde der 40-ha-Pachtbetrieb mit Milchwirtschaft, Ackerbau, Legehennen und 150 Hochstämmern, der der Stiftung Agrovision gehört, nach ÖLN-Richtlinien geführt. Die Umstellung auf Bio hatte mehrere Gründe. Einerseits liegt Bio im Stiftungszweck der Agrovision, man hatte aber auch schon langjährige Erfahrungen mit Versuchen des BBZN. «Und in der Milchviehhaltung waren wir bereits sehr nahe an Bio», so Nussbaumer. «Es hat sich für uns gelohnt», machte Andreas Nussbaumer deutlich. Er schliesse dabei ökologische, ökonomische und soziale Aspekte mit ein. Das Ertragsniveau sei stabil auf seinem Betrieb und die Marktaussichten im Bio-Kanal gut.

Nachfrage nicht gedeckt

André Bernet, Leiter Milchvermarktung und Dienstleistungen ZMP, zeigte die Entwicklung in der Biomilchproduktion ZMP auf. Seit 2010 hat sie sich verdoppelt, 2023 war sie aber erstmals rückläufig. Auch national ist die Biomilchproduktion von 2010 bis 2021 um 38.5 Prozent gewachsen , 2022 und 2023 gab es jedoch einen Rückgang um 5 Prozent.

Die jährliche Anzahl ZMP-Milchbetriebe, die auf Biomilch umstellen, ist in den letzten zwei Jahren stark zurückgegangen. Derzeit stellen gemäss Bernet nur wenige Bauern um. Die Produktion könne mit der Nachfrage nicht mithalten. Dabei werde mit Biomilch Knospe eine deutlich höhere Wertschöpfung erzielt, führte er aus. Wichtig sei bei neuen Umstellern, dass sie auch im Sommer Biomilch abliefern (Ganzjahreslieferanten), da vor allem im Sommer die Biomilch gesucht sei.

Kanton vermittelt Coaches

Der Kanton Luzern will mit 20 Massnahmen den Absatz von Luzerner Bioprodukten steigern und den Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche, die biologisch bewirtschaftet werden, erhöhen. Eine der Massnahmen ist gemäss André Liner, Koordinator Aktionsplan Biolandbau Kanton Luzern, die Förderung einer standortgerechten Bio-Milchproduktion.

Der Kanton vermittelt und finanziert Coachings für neue Bio-Milchproduzentinnen und Produzenten. Die Coachs sind Landwirtinnen und Landwirte, die die Umstellung auf Bio-Milchproduktion vollzogen haben. «Durch ihre Erfahrungen und dem Meistern von Herausforderungen auf dem eigenen Betrieb sowie einer Coaching-Ausbildung sind sie eine verlässliche Stütze vor», so Liner.

Kommentare (6)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Roman | 23.05.2024
    Der grösste Fehler den Bio-Bauern machen können, ist zu fordern, die Produktionsbedingungen zu erleichtern. Dadurch steigt nur das Angebot und der Preis wird sinken. Am besten nichts ändern und sich über den steigenden Milchpreis durch die hohe Nachfrage und tiefe Angebot freuen.
  • Bucher Marcel | 22.05.2024
    Hallo
    Bitte Zuerst Eiweissproblem Lösen
    Damit die 5 Rp. DEKLASSIERUNG Entfällt.
    Erlicher Milchpreis für Bauer und Nach Aussen
    • Joggeli | 22.05.2024
      Könntest du bitte noch deine 5 Rp. Deklassierung noch näher erklären? Danke
  • Echte Biomilch | 22.05.2024

    wird mit Ross und Wagen beim Bauern abgeholt.

  • Bei Schweizer | 22.05.2024

    Fütterung der Kuh kommt immer Bio unten heraus. Jede andere Behauptung ist ist eine Sebst- oder Fremdtäuschung.

  • Urs Wälchli | 21.05.2024
    Wenn doch zuwenig Biomilch auf dem Markt ist, müsste doch der Preis für Biomilch massiv steigen. Wäre es z.b. wenn die ZMP den Biomilchproduzenten mindestens 1 Franken je liter bezahlen würden oder den Milchbauern im Schnitt den gleichen Stundenlohn garantierenwie im Schnitt ZMP Angestellte erhalten.
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