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Das Sterben der Emmentaler-Käsereien geht weiter

Der sinkende Absatz bei Emmentaler zeigt Folgen. In Rüeggisberg wird ab Mai nicht mehr gekäst, die Betriebe Brügglen und Oberbütschel gehen zu. Ihre Milch wird künftig im rund 30 Kilometer entfernten Zäziwil in der Chäsi Eyweid verarbeitet.

clu |

Auf Ende Jahr stellte bereits die Emmentaler-AOP-Käserei Riggisberg die Produktion ein (der «Schweizer Bauer» hat hier darüber berichtet). Jetzt müssen zwei weiteren Käsereien ihre Türen schliessen, wie «Der Bund» schreibt. In Rüeggisberg werde ab Mai nicht mehr gekäst, die Betriebe Brügglen und Oberbütschel gingen zu.

Alle drei Käsereien haben Emmentaler Käse produziert. Die Nachfrage und somit die Produktion des Käses mit den grossen Löchern sind seit Jahren rückläufig. Waren im Jahr 2013 noch 24’463 Tonnen Emmentaler AOP produziert worden, waren es im Jahr 2022 nur noch 14’766 Tonnen. Und die Anzahl Käsereien ist deutlich gesunken. Nach der Schliessung der beiden Betriebe auf dem Längenberg sind nur noch etwas mehr als 90 Käsereien.

Rekordtiefe Freigabe

Wie die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland kürzlich mitteilte, wurde für die Monate Mai und Juni 2024 eine Freigabe von 35 Prozent für Emmentaler AOP beschlossen (die Basisfreigabe von 35 Prozent entspricht aufgrund der Kürzung der Referenzmengen mengenmässig der gleichen Freigabe wie die 34 Prozent der Monate März). Die Mengenfreigabe gibt an, wie viel Prozent der abgelieferten Milch von den Käsereien zu Emmentaler verarbeitet werden dürfen. Eine solch tiefe Mengenfreigabe ist negativer Rekord.

Als Theo Zbinden 2011 in der Käserei Oberbütschel als Käser anfing, habe er noch 85 Prozent der angelieferten 3,5 Millionen Kilo Milch zu Emmentaler verkäsen können, sagt er zum «Der Bund». Es war nur ein geringer Teil, den er unverarbeitet lassen oder zu Spezialitäten verarbeiten musste. Die Freigabe von bloss 35 Prozent reiche bei weitem nicht, seine Anlagen auszulasten.

REK AG

Die Bergkäserei Oberbütschel und die Käserei Brügglen gehören der REK AG. REK steht für Rüeggisberger Emmentaler-Käsereien. Gegründet wurde die AG 2003 im Zuge einer Strukturbereinigung, wie auf der Website nachzulesen ist. Hatten vorher in der Gemeinde sechs Käsereien Emmentaler hergestellt, waren es nach der Bereinigung nur noch jene beiden, die jetzt ebenfalls aufgeben.

Schwierig für kleine Emmentaler-Käsereien

Zu den geringen Mengenfreigaben kam erschwerend hinzu, dass beide Käsereien hätten investieren müssen. Die Anlagen seien bereits 30 bis 40 Jahre alt, was die Arbeit zeitaufwändig macht. «Die sehr geringe Marge auf den Produkten macht eine Neuinvestition unmöglich», so der Käser gegenüber der Zeitung weiter.

«Der Bund» schreibt, dass man dem Käser und Mitinhaber der REK AG anhöre, wie schwer es ihm falle, seinen Traum vom eigenen Betrieb aufzugeben. Gleichzeitig sei er überzeugt: «Bei dieser tiefen Produktionsfreigabe wird es auch für andere kleine Emmentaler-Käsereien extrem schwierig.» Er ist sicher, dass weitere Käsereien eingehen werden.

Grosse Distanzen kein Problem

Betroffen von der Schliessung sind 24 Milchlieferanten mit einer Milchmenge von insgesamt 3,5 Millionen Kilo. Die meisten wollen den Mehraufwand für die silofreie Milch weiterhin in Kauf nehmen, schreibt die Zeitung «Der Bund». Für die Milchproduzenten der beiden Käsereien wurde eine neue Abnehmerin gefunden: Die Käserei Eyweid in Zäziwil BE. Die Käserei gehört unter anderem der Berner Unternehmen Jumi AG. In der am Rande des Emmentals gelegenen Grosskäserei wird auch der Emmentaler AOP hergestellt.

Grosse Distanzen sei für die Chäsi Eyweid also kein Problem. Von Rüeggisberg nach Zäziwil wird der Lastwagen um die 30 Kilometer zurücklegen. Die Milch werde einmal täglich nach Zäziwil transportiert, erklärt Theo Zbinden in der Zeitung. Die Distanz ist wichtig, weil laut dem «Emmentaler Pflichtenheft» darf die Distanz zwischen dem Bauernhof und der Käserei nicht mehr als 20 Kilometer Luftlinie betragen.

Und der Grossbetrieb in Zäziwil hat Baupläne, wie «Der Bund» weiss: Er will einen neuen Käsekeller und zusätzliche Verpackungsräume realisieren, plant eine weitere Fotovoltaikanlage und will mit Holz aus der Region in einem Blockheizkraftwerk Strom produzieren.

Kommentare (7)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • AndreasM | 30.04.2024
    Idiota, Schweizer Direktzahlungen an Bauern führen leider dazu, dass Landwirte weniger Anreize haben, auf ökologische Praktiken umzusteigen. Dadurch können sie weiterhin konventionelle Methoden verwenden, die Chemiekonzerne profitieren lassen, indem sie Pestizide und Düngemittel verkaufen. Das System der Direktzahlungen gehört zum Wohl einer nachhaltigen Landwirtschaft überarbeitet.
    • Kollege | 02.05.2024
      AndreasM, offensichtlich haben Sie keine Ahnung, nach welchen Kriterien DZ gezahlt werden. Je mehr Öko, je mehr DZ.
      DZ sind insofern nötig, damit überhaupt produziert wird. Zu den aktuellen Marktpreisen werden die Produktionskosten nicht gedeckt.
      Heute in den Nachrichten: Städter fliegen mehr als die Landbevölkerung. Klar kaufen die sich dann ihr Gewissen mit Bio und Wolfsliebe frei.
  • AndreasM | 29.04.2024
    Gibt es etwa noch mehr Bürger, die ihren Milch- und Milchprodukte Konsum reduziert haben? Das Gros der schweizer Bauern vergiftet unsere Landschaften, ist zu einem grossen Teil verantwortlich für das Artensterben, hetzt gegen den Wolf und NATÜRLICH gegen die Städter. Kein Wunder, wer so ein Verhalten an den Tag legt, unterstütze ich nicht mehr.
    • Ketzer | 29.04.2024
      Da bin ich ja beruhigt, wenn nur die Bauern schuld sind.
      Dachte schon es liegt am Verkehr, am Flugverkehr, welche mit Abstand Klimakiller Nummer eins sind oder an der Verbauung überall und am Bevölkerungswachstum, die 9mio Einwohner produzieren zum Glück ganz wenig Abfall und Abwasser...
      Smile...
    • Idiota | 30.04.2024
      Seit wann ist einzig die Landwirtschaft für die Artenvielfalt verantwortlich? Wie viel Artenvielfalt gibt’s denn rund um die meisten Einkaufscenter oder im Rasen um den Block oder das Einfamilienhaus. Produziert die Branche in welcher sie arbeiten etwa Biodiversität? In der Landwirtschaft die Biodiversität zu fördern hat einen Preis. Also hat man einen Teil der Direktzahlungen mit dieser Förderung verknüpft. Scheinbar verstehen das viele Bürger aber nicht und greifen täglich Landwirte an ohne sich vorher anständig zu informieren.
  • Dave | 27.04.2024
    Na wen wunderts, der Emmentaler ist viel zu teuer und selbst sehr günstige Käsesorten kommen Geschmacklich problemlos an ihn ran.
  • Marti Fritz | 23.04.2024
    Dass in Rüeggisberg nicht mehr gekäst wird ist nicht ganz richtig. Es bleibt noch die Käserei in Vorderfultigen. Allerdings wird dort
    hauptsächlich Gruyère hergestellt.
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