Das Trinkwasser im Solothurner Gäu weist nach wie vor zu hohe Nitratwerte auf. Deshalb wird das Nitratprojekt im Kanton Solothurn angepasst. Der «Schweizer Bauer» berichtete über das Projekt, das von den Projektverantwortlichen als schweizweit einzigartiges «Leuchtturmprojekt» bezeichnet wird. Der Landwirt Josef Zeltner aus Neuendorf äussert sich nun in der «Solothurner Zeitung» kritisch zu den neuen Regelungen und sieht die Landwirte in ihrer Arbeit zunehmend eingeschränkt.
Zeltner, der seit fast 25 Jahren in der Nitratkommission sitzt, betont, dass er nicht grundsätzlich gegen das Projekt sei, aber die praktischen Herausforderungen und die zusätzlichen Belastungen für die Landwirte im Alltag nicht zu unterschätzen seien. «Landwirtschaft zu betreiben, geht einfach nicht ohne Emissionen», tut Zeltner seine Meinung im Artikel kund.
Nitratgehalt im Trinkwasser weiterhin zu hoch
Trotz der bisherigen Massnahmen ist der Nitratgehalt im Trinkwasser für rund 75’000 Menschen in der Region zwischen Kestenholz und Olten weiterhin zu hoch. Um dem entgegenzuwirken, sollen die Düngemethoden der Bauern genauer überprüft und angepasst werden. Bevor gedüngt wird, sollen die Landwirte künftig noch besser berücksichtigen, wie viel Stickstoff bereits im Boden vorhanden ist und von den Pflanzen als Nährstoff aufgenommen werden kann.
Die Landwirte können zukünftig zwischen drei Varianten wählen: Variante 1 beinhaltet eine Bodenprobe, um den vorhandenen Stickstoffgehalt zu messen. Variante 2 beruht auf einer Schätzung, basierend auf der Vorgeschichte, den Bodeneigenschaften und der Witterung. Wem dies zu aufwendig ist, kann die bisherigen Düngewerte um 10 Prozent reduzieren. Zeltner kritisiert, dass diese Massnahmen den Alltag der Landwirte komplizierter machen würden.
Zwei Tage Vorlaufzeit notwendig
Wie die «Solothurner Zeitung» weiss, umfasst der Betrieb der Familie Zeltner Raps, Urdinkel, Mais, Gras und Weizen sowie 35 Milchkühe und Mastkälber. Fast die Hälfte der Fläche, 16 Hektaren Land, liegen im Perimeter des Nitratprojektes. Sechs Hektaren rund um das Pumpwerk Neufeld werden als stillgelegtes Ackerland bewirtschaftet, was bedeutet, dass sie nur zwei- bis dreimal pro Jahr gemäht werden, um die Biodiversität zu fördern.
Zeltner, der auch Saatgut produziert, betont im Artikel die Wichtigkeit von Dünger: «Wir produzieren Weizen für die Saatgutproduktion. Nur top Ware kommt überhaupt infrage, alles andere wird aussortiert.» Konkret heisse dies: «Wir bieten Qualität, oder wir können keine Produkte verkaufen. Ertrag im Mittelmass ist nicht wirtschaftlich.» Der Bauer äussert zudem Zweifel, ob das Nitratprojekt tatsächlich zu keiner Ertragsminderung führt.
Besonders kritisch sieht Zeltner die praktischen Herausforderungen der neuen Regelungen. Zwei Tage Vorlaufzeit seien notwendig, bevor gedüngt werden könne, da Bodenproben entnommen werden müssten. Sollte es in der Zwischenzeit regnen, könnte der optimale Zeitpunkt für das Düngen verpasst werden, was zu einem geringeren Ertrag führen könne.
Mehr Verständnis und Wertschätzung
Zeltner äussert gegenüber der Zeitung zudem Bedenken hinsichtlich der Wintermonate. Ab dem 15. Oktober dürfe keine Gülle mehr auf den Feldern verteilt werden. Wenn das Wetter vorher nicht mitspiele, könnte der Platz im «Bschüttloch» knapp werden und es bestehe die Gefahr, dass es überlaufe.
Das Nitratprojekt im Gäu läuft seit über zwanzig Jahren. Zeltner kritisiert, dass bisher keine deutlichen Verbesserungen erkennbar seien und dass es frustrierend sei, sich zu engagieren, ohne sichtbare Erfolge zu sehen. Er hofft, dass durch die Einbeziehung der Berner Bauern aus Niederbipp nun einheitlichere Ergebnisse erzielt werden. Insbesondere der dortige Gemüseanbau trage erheblich zur Stickstoffauswaschung bei.
Vorläufig will Zeltner abwarten, wie sich das neue Projekt entwickelt. Erste Einschätzungen seien positiv, konkrete Zahlen würden aber drei bis fünf Jahre dauern. Trotz aller Kritik: Verschliessen wollen sich die Zeltners dem Projekt nicht. «Es ist selbstverständlich, dass wir unseren Einsatz leisten», sagt Sabine Zeltner im Artikel der «Solothurner Zeitung». «Wir wünschen uns aber etwas mehr Verständnis und Wertschätzung, denn nicht alles ist so einfach umsetzbar, wie sich dies gewisse Leute vorstellen.»
Das Nitratprojekt Niederbipp-Gäu-Olten
Das «Nitratprojekt Niederbipp-Gäu-Olten» soll Landwirtinnen und Landwirte der Region dabei unterstützen weniger zu düngen. Dabei soll es aber weder zu Ertrags- noch zu Qualitätsverlusten kommen. Parzellengenau sollen mit diesem Projekt die Stickstoffreserven erfasst werden mit dem Ziel, jeweils im Herbst den Stickstoffgehalt in den Böden so gering wie möglich zu halten.
Das Projekt befindet sich seit 2021 in der vierten Projektperiode, die bis Ende 2026 dauern wird. Es umfasst rund 1'400 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche und betrifft die Trinkwasserversorgung von 75'000 Personen. Es ist das grösste der Schweiz und wird wissenschaftlich begleitet.
z.B. auf einen Fussballplatz kommen locker 400kg N oder mehr!
Ohne Landschaft würde die Bevölkerung verhungern...