Im September 2022 wurden fünf Tiere – ein dreijähriger Stier, drei Kühe im Alter zwischen drei und fünf Jahren sowie ein im Jahr 2022 geborenes Kalb – in ein eingezäuntes Gehege in der Sollmatt verbracht. Zuerst lebten sie während mehreren Wochen in einem Eingewöhnungsgehege.
Seit dem 3. November halten sich Wisente im 50 Hektar grossen Gehege auf, das frei betreten werden kann. Dieses Gehege umfasst rund 37 ha Wald und 13 ha Wiesen und Weiden. Ab dem dritten Jahr soll das Gehege auf 100 Hektar vergrössert werden, das elektrisch eingezäunt ist.
Nun hat die kleine Herde Nachwuchs erhalten. In der Nacht auf den 4. Juli wurde das erste Wisentkalb im Gehege geboren. Gekalbt hat gemäss dem Verein Wisent Thal die jüngste der drei Kühe, die mittlerweile vier Jahre alt ist. Beim Kalb handelt es sich um ein Weibchen.
Versucht dauert 5 Jahre
Wie der Verein Wisent weiter mitteilt, sind Wisente grundsätzlich sehr scheue und sanfte Tiere. «Werden sie aber gereizt oder beim Schutz der Jungtiere gehindert, können sie wie andere Rinder auch gefährlich werden», so die Warnung. Deshalb sei es wichtig, einen grossen Abstand von über 50 Metern zu den Wisenten und insbesondere zum Kalb zu halten. So erhalte die Herde die nötige Ruhe.
Die kleine Herde im Herbst 2022 im Eingewöhnungsgehege.
Roger Stöckli
Ziel des Projektes ist es, ob der im Mittelalter ausgerottete Wisent heute als Wildtier im Jura tragbar ist. Der Versuch im Gehege ist auf fünf Jahre ausgelegt. Sollte sich zeigen, dass die Tiere tragbar sind, käme die Phase III ins Spiel. Die Zäune würden abgebaut, mit Ausnahme des östlichen Teils des Geheges, das als Schaugehege für eine zweite, kleinere Wisentherde dienen würde.
Phase III ohne Zäune
Die Test-Wisentherde könnte sich nun während 5 Jahren innerhalb des Waldes grossräumig im Gebiet frei bewegen. «In der Phase III zeigt sich nun, ob freilaufende Wisente tatsächlich keine grösseren Schäden im Landwirtschaftsgebiet stiften, wie dies der Verein Wisent Thal annimmt oder ob allfällige Schäden mit einfachen Präventionsmassnahmen verhindert werden können», heisst es in der Projektbeschreibung.
Das Testgelände gehört der Bürgergemeinde Solothurn sowie dem Landwirt und Wisent-Ranger Benjamin Brunner. Während der Dauer des Versuches ist das Gelände eingezäunt. Es wird während der Projektzeit weiterhin land- und forstwirtschaftlich genutzt. Der Zugang für die Öffentlichkeit wird nicht eingeschränkt.
Die Gesamtkosten für 10 Jahre betragen rund 2.8 Millionen Franken, von denen rund eine Million durch den Betrieb des Schaugeheges und durch geführte Exkursionen zur Wisent-Testherde erwirtschaftet werden kann.
Bundesgericht gab grünes Licht
Das Naturprojekt hat immer wieder Diskussionen ausgelöst. Das Bundesgericht wies im Februar 2022 die Beschwerde einer Privatperson gegen das Gehege ausserhalb der Bauzone ab. Dieses habe keine grossen Auswirkungen auf Raum und Umwelt, hielt das Bundesgericht fest.
Die Behörden des Kantons Solothurn hätten die Bewilligung korrekt erteilt. Die Haltung einer halbwild lebenden Wisentherde setzt gemäss Bundesgericht eine grosse, möglichst natürliche Wald- und Weidefläche voraus und ist daher auf einen Standort ausserhalb der Bauzone angewiesen. Auch hätten kantonale Fachinstanzen und das Bundesamt für Umwelt (Bafu) das Vorhaben als positiv eingeschätzt.
Wisente sind Herdentiere und bilden Gruppen von bis zu einem Dutzend Tieren. Das Leittier ist immer eine ältere Kuh mit Kalb. Täglich nimmt ein ausgewachsenes Tier bis zu 60 kg Nahrung zu sich, hauptsächlich Gräser und Kräuter, aber auch junge Blätter, Triebe und Rinde sowie im Herbst Eicheln und Bucheckern. Der Geruchssinn und das Gehör sind bei den Wisenten sehr gut entwickelt.
Andreas Lischka
Bauern befürchten Schäden
Landwirte in der Region machten sie ebenfalls Sorgen wegen dem Wisent. Eine Beschwerde wurde im Jahr 2020 gemäss SRF von Bauern eingereicht. Landwirte, die direkt neben dem Gehege Land haben, befürchteten bei einer zukünftigen Auswilderung ohne Zaun, dass die Wisente dann ihr Land zerstören würden. Zudem monierten sie, dass man wegen des Zauns nicht mehr in die Waldregion komme.
Zudem sei eine Forderung der Bauern unerfüllt geblieben, berichtete die «Solothurner Zeitung» im März 2020. Wie Edgar Kupper, der die Landwirte als Wortführer der Gegnerschaft unterstützte, gegenüber der Zeitung sagte, wurde eine vom Kanton gestellte Begleitgruppe, die das Projekt unter Einbezug der Bauern und weiteren Betroffenen begleiten sollte, nicht geschaffen. «Im besten Fall wollen wir, dass die Bewilligung für das unnötige Projekt nicht gegeben wird. Wenn es aber durchgestiert wird, müssen alle Fragen geklärt und bereinigt sein», sagte Kupper damals.
Soll die Schweiz eigentlich zu einem Zoo von freilebenden Wild - und Raubtieren verkommen ?
der ausländische Tourist kann dann auch die ländlichen zurückgedrängte Ur-Einwohner besichtigen !